Feldkirch. (sch) Der Termin war für einen wichtigen Vortrag nicht besonders günstig (Samstagabend kurz vor Weihnachten), doch die kleine Gruppe von Literaturfreunden, die sich eingefunden hatte, konnte dem prominenten Vorarlberger Literaturwissenschaftler Klaus Amann bei einem hochinteressanten, akribisch recherchierten Thema der Zeitgeschichte lauschen. Klaus Amann, der 1949 in Mittelberg geborene und in Kärnten jahrzehntelang als Universitätsprofessor für Germanistik tätige Gelehrte (u. a. Robert-Musil-Spezialist, Schwerpunkt die österreichische Literatur während des Nationalsozialismus) sprach ausführlich zum Thema „Flucht vor den Fahnen, Krieg und Desertion in der österreichischen ;Literatur“. Prof. Amann wies einleitend darauf hin, dass es bis 2009 in Österreich gedauert hat, die Ehre ehemaliger Deserteure im Weltkrieg wieder herzustellen (allzu oft wurden sie von Ewiggestrigen nämlich noch in der Gegenwart als „Verräter“, „Kameradenschweine“ etc. beschimpft). Der Nationalrat beschloss (zwar nicht einstimmig) am 7. Oktober 2009, alle Urteile der NS-Blutrichter gegen Deserteure, Kriegsdienstverweigerer, Wehrkraftzersetzer und alle anderen Opfer der NS-Militärjustiz pauschal aufzuheben und die wenigen noch Lebenden gebührend zu rehabilitieren.
„Amanns Liste“
Klaus Amann legte dann den Zuhörern eine Liste vor, welche rund 30 bundesdeutsche und österreichische Autoren und Autorinnen mit Nennung jener Werke enthielt, welche sich mit dem Widerstand gegen Hitler und seine Verbrechen in verschiedenster Art manifestieren (teils autobiografisch, teils belletristisch, dramatisch, lyrisch:..) . Amann, der fundierte Literaturkenner, charakterisierte jedes Werk mit präziser Kürze. Als erstes Beispiel der Thematik nannte Amann „Die Kirschen der Freiheit“ (1952) des deutschen Autors Alfred Andersch (1914-1980). Viele prominente Namen folgten, etwa Böll, Frisch, Brecht, Rolf Hochhuth (geb. 1931) mit den 1979 uraufgeführten „Juristen“, welche dem einstigen Blutrichter Ministerpräsident Filbinger (D) den Job kosteten. Thomas Bernhard (1931-1989) mit dem brillanten Stück „Vor dem Ruhestand“; Csokor, Dor, Zand, Bachmann, Celan (1920-1970) mit seiner „Todesfuge“, Guttenbrunner, Weigel, Handke oder jüngst Maja Haderlap (geb. 1961) mit dem „Engel des Vergessens“(2011).
Die Literatur wichtiger Emigranten wie Mann, Zweig oder Zuckmayer nannte Amann nicht, der Verlust so vieler ermordeter Repräsentanten deutscher bzw. österreichischer Literatur/Kultur mit jüdischen Wurzeln in den KZs muss stets aufs Neue betrauert werden.
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