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Eine Draufgabe bei der Reihe Lyrik bei Flatz

Künstler Wolfgang Flatz, Dichter Durs Grünbein (vl)
Künstler Wolfgang Flatz, Dichter Durs Grünbein (vl) ©Edith Rhomberg
Der Dichter Durs Grünbein wurde von Wolfgang Flatz nach Dornbirn begleitet. 
Lyrik bei Flatz

Dornbirn. Wolfgang Flatz kam zu Besuch in sein Museum in Dornbirn. Das machte den Abend „Lyrik bei Flatz“ zu einem besonderen Ereignis auch deshalb, weil er als Gast den deutschen Autor Durs Grünbein mitgebracht hatte. Roland Jörg, Leiter Kultur Dornbirn, freute sich über ein volles Haus und leitete nach der Begrüßung zu einem unerwarteten Höhepunkt über. Die Besucher erfuhren alles über die Geschichte Roms, genau genommen über jenes Ereignis, das im Jahr 2009 in der italienischen Hauptstadt für einen Skandal sorgte. Dem Skandal schließlich war es zu verdanken, dass sich Flatz und Grünbein kennenlernten. Was aber war geschehen? Flatz erzählte dem überraschten Publikum von “Cella”, einem Kunstprojekt der Universität Innsbruck über gesellschaftliche Formen der Ausgrenzung.

Damaliger Veranstaltungsort war das historische Jugendgefängnis, das 1715 vom Papst errichtet wurde. Als einer der Aussteller hatte Flatz den Plan gefasst, für die Dauer der Ausstellung in Häftlingskleidung in einer Zelle auszuharren. Das aber war so nicht vorgesehen und vom italienischen Kulturministerium schon gar nicht gewollt. Die Römer ließen nicht mit sich verhandeln, es kam zum Eklat, die Ausstellung wurde vorzeitig geschlossen und der freiwillige Häftling unfreiwillig rausgeprügelt. So bekam er leider hautnah die Guardia di Finanza zu spüren, das waren die ärgsten, so der Künstler. Eine Freundin rief Durs Grünbein an, der sich häufig in Rom aufhält und Flatz quasi von der Straße holte. „Und so kam es“, sagte Flatz bescheiden lächelnd, „dass ein kleiner Vorarlberger einen großen Deutschen kennenlernte“.

Als zweiter Höhepunkt des Abends folgte die angekündigte Lesung. Der 1962 in Dresden geborene Dichter Durs Grünbein, der auch gern über Gedichte spricht, stellte unter anderen Werken sein neues Buch Zündkerzen vor. „Ein Gedicht erschließt sich nicht, wenn man es nur einmal liest“, ist der Lyriker überzeugt. Grünbein gehört keiner Schule an, keiner modischen Strömung. Er wird als ein Beobachter des Realen bezeichnet, neugierig auf die diesseitigen Dinge und hellwach für ihr Verschwinden. Ein Wortwechsel zwischen Flatz und Grünbein über Gott und die Welt, oder vielmehr über Bukowski und Baudelaire rundete den überaus stimmigen Abend ab. Der Autor hat in Dornbirn neue Fans gefunden und signierte die Bücher, in die sie sich zu Hause weiter vertiefen wollen.

 

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