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"Eine 22 Stundenwoche ist utopisch"

Als Lehrerin in der Volksschule Kirchdorf in Lustenau hat Larissa ihren absoluten Traumjob gefunden.
Als Lehrerin in der Volksschule Kirchdorf in Lustenau hat Larissa ihren absoluten Traumjob gefunden. ©Stiplovsek
Über Lehrer zu schimpfen, ist in der heutigen Zeit fast schon salonfähig. Gerade für Junglehrer nicht immer eine einfache Situation.

„Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig. Dann kann ich heimgehen.“ Mit dieser Aussage in Bezug auf das Arbeitspensum der Lehrerschaft sorgte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl für ordentlich Aufregung. Durch den Sager wurden in der Öffentlichkeit teilweise vorhandene Klischees, wie beispielsweise, dass Lehrer nur einem Halbtagsjob nachgehen, erneut heftig diskutiert. Dass ihr Berufsstand häufig in der Kritik steht, ist für viele Lehrer nichts Neues. Aber wie gehen gerade Junglehrer mit der immer währenden Kritik um? „Solche Aussagen beschäftigen dich natürlich, aber im Grunde ist es ein viel zu schöner Beruf, als dass ich mich davon verunsichern lassen würde, erklärt der Deutsch- und Religionslehrer Emanuel Gächter. Er unterrichtet das erste Jahr an der HTL Rankweil und kennt dadurch auch die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die es in der Anfangszeit zu bewältigen gibt. „Es ist ähnlich wie bei jedem Berufseinsteiger. Du musst dich erst zurechtfinden, weil dir die Erfahrungswerte fehlen,“ erklärt der 27-Jährige. Gerade aufgrund der mangelnden Routine sind Junglehrer mehrere Stunden mit der Vorbereitung und Nachbereitung der Stunden beschäftigt. Eine 22-Stunden-Arbeitswoche sei deshalb allein von der Vorbereitungszeit eine eher utopische Vorstellung. „Bei komplexeren Themen bin ich schon mal drei bis vier Stunden mit der Vorbereitung beschäftigt. Damit Herr Häupl sieht, wie viel Arbeit dahinter steckt, könnte er ja mal mit uns tauschen“, erklärt der Junglehrer.

Viel Arbeit im Hintergund

Ähnlich verhält es sich auch bei der Volksschullehrerin Larissa König. Die 25-Jährige ist an der Schule 26 Stunden angestellt, aber im Endeffekt mit Korrekturarbeiten und Stundenvorbereitungen um die 45 Stunden in der Woche am arbeiten. „Es kann durchaus auch mehr sein, wenn beispielsweise Elternsprechtage oder Lehrerkonferenzen sind. Das sind Dinge, die im Hintergrund passieren und von der Öffentlichkeit vielleicht nicht direkt als Arbeit wahrgenommen werden,“ betont die Lustenauerin. Für die Volksschullehrerin hängt das Arbeitspensum mitunter aber auch mit der individuellen Vorbereitung des Lehrers zusammen. Ihr eigenes Unterrichtsmaterial bereitet sie intensiv zu Hause vor, weil sie nicht ausschließlich mit Schulbüchern arbeiten möchte.“ Die Mühe zahle sich laut der Volksschullehrerin aus: „Es ist toll, wenn ich sehe, wie die Schüler Fortschritte machen und sie dabei auch noch Freude haben,“ beschreibt König die Vorzüge ihres Traumjobs. Der Vorwurf, dass Lehrer zu viel Ferien haben, ist für die Englisch- und Religionslehrerin Silvia Heim etwas, was man häufig von anderen Leuten zu hören bekommt. In den Ferien kann die 28-Jährige aber nicht nur relaxen sondern ist mit Arbeit in Form von Korrekturarbeiten eingedeckt. „Der Vorteil bei meinem Job ist sicher, dass ich mir meine Arbeit frei einteilen und ich Schularbeiten auch daheim mir im Garten korrigieren kann, wenn ich möchte. Die Dinge müssen aber dennoch erledigt werden, auch wenn ich viel von zu Hause aus arbeiten kann,“ erklärt die Wolfurterin. Die unterrichtsfreie Zeit brauche sie deshalb auch, um Schularbeiten zu korrigieren und sich entsprechend auf die kommenden Stunden vorzubereiten.

(WANN & WO)

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