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Ein vergnüglicher Schmalspur-„Jedermann“

„Jedermann“ vor der Johanniterkirche. Rechts „Frau Franzi“ mit dem weißen Gott dem Herrn.
„Jedermann“ vor der Johanniterkirche. Rechts „Frau Franzi“ mit dem weißen Gott dem Herrn. ©Emir T. Uysal
Der Salzburg-Klassiker als Einpersonenstück.


Feldkirch. (sch) Es müssen nicht immer die Salzburger Festspiele (seit 1920) sein, wenn vom unsterblichen „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals (1874-1929) die Rede ist. Alljährlich pilgern dort unzählige Schaulustige auf den Domplatz, um das Spiel vom plötzlichen Sterben des reichen Jedermann mit ein bisschen eigener Gewissenserforschung nebst wohligem Schauer zur Kenntnis zu nehmen. Nun, auf dem Vorplatz der Feldkircher Johanniterkirche gab´ s am Samstagabend auch einen „Jedermann“, gespielt in einer Stunde, sehr verkürzt, von einer Person, sprich „Frau Franzi“ alias Marika Reichhold, einer quirligen, goscherten Kabarettistin und Theaterpädagogin aus Grünbach am Schneeberg (NÖ). Im Outfit einer Putzfrau als Rahmenhandlung versucht Frau Franzi die dramatische Geschichte vom schlimmen Jedermann, der nach einem Luderleben doch noch in den Himmel kommt, mit deftigem Spiel, lockeren Dialektsprüchen (aber immer auf dem Hintergrund des Autors Hofmannsthal) dem Publikum in Straßentheatermanier nahezubringen.

Karge Requisiten

Marika Reichhold verstand es trefflich, mit kargen Requisiten, raschem Wechsel von Mimik und Stimmfarben die „Jedermann“-Handlung in volkstümlichem Tonfall transparent zu machen. Es fehlte keine der Hofmannsthal´schen Hauptfiguren: Gott der Herr als weißes Leintuch mit weißem Wuschelhaar, der Tod mit schwarzer Plastikhaut, Mammon als Gebilde aus Silberpapier, die Buhlschaft mit wehendem Blondhaar, Jedermann mit Blumenkranz bei der Tafel etc. Der Auftritt des Todes besaß zweifellos dramatische Kontur. Auch die Jedermann-Rufe der Schauspielerin oder das mächtige Kirchentor im Hintergrund des Geschehens waren Elemente des stimmigen Ambientes, welche die kleine Schar von Theaterfreunden nicht unbeeindruckt ließen.

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