"Ein Stück Alt-Bregenz stirbt"

Das Ende vom “Gösser” sorgt für Diskussionen im VN-Bürgerforum.
Bürgerforum Bregenz vn.vol.at/buergerforum
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BREGENZ. (fst) “Eine Institution der Gastlichkeit schließt sang- und klanglos, weil sich der kleine Wirt Caspar Greber nicht den Forderungen des großen, Heineken gehörenden Konzernmultis Brau-Union unterwarf. Mit diesem Lokal, das wie kein anderes für echtes Lokalkolorit sorgte, geht wieder ein Stück Alt-Bregenz verloren. Die Lokale werden, wie die Läden, zu beliebig austauschbaren Abziehbildern und Ketten, wie sie weltweit anzutreffen sind. Das ,Gösser in dieser Form war aber einmalig”, bedauert Hermann Thüringer das Ende des Traditionshauses und erinnert sich an viele “Sitzungen” mit Freunden, aber auch an manche Beerdigung, die im “Gösser” bei Bier und Gulasch einen tröstenden Anstrich erhielt.
“Verlust seiner Individualität”
Und er erinnert sich an den Wirt Caspar, “immer persönlich begrüßend und zu witzigem oder ernstem Gespräch bereit”. Nicht zuletzt auch an die Bockbieranstiche, “bei denen Caspar zu rhetorischer Hochform auflief und kabarettreif die Politik aufs Korn nahm. Vielen Spitzenpolitikern bot dieser Abend eine Auftrittsmöglichkeit. Sie schweigen jetzt auffallend. Beim letzten Mal, November 2010, fielen nochmals vollmundige Versprechen von allen Seiten. Man werde am ,Gösser festhalten. Alles Schall und Rauch.” Ein Stück Alt-Bregenz stirbt weg, “damit erleidet Bregenz wieder einen starken Verlust seiner Individualität und seiner sicht- und erlebbaren Geschichte. So betrachtet ist der Familie Kinz für den Erhalt des ,Hirschen zu danken. Die Gleichgültigkeit, mit der die Bregenzer Bürger dieses Ende aufnehmen, stimmt mich nachdenklich”, so Thüringer. Eine Meinung, der sich viele Teilnehmer des Bürgerforums anschließen: “Wie recht du hast, es ist eine Schande, dass das ,Gösser bachab geht (wahrscheinlich wird daraus ein Wohnprojekt oder ein anderes Spekulationsobjekt) – ich kann mich noch gut (und ungern) daran erinnern, wie vor rund 40 Jahren der ebenso traditionelle ,Löwen am Kornmarkt liquidiert wurde. Auch ein Kultlokal, das dem Profit weichen musste, u.a. gibt es dort heute eine Fahrschule”, schreibt Peter Strauß im Forum. Auch Wolfi Mayer nützt dieses Forum, um sein Bedauern auszusprechen. “Dieses gilt aber nicht nur dem Gösser und der allgemein aussterbenden Gasthauskultur (. . . u.a. noch ,Löwen, ,Adler, ,Gasser, ,Falken) Dies hat aber auch, vielleicht sogar hauptsächlich, mit billigem Profit aus möglichst wenig Arbeit für so manche Besitzer zu tun. Gilt auch beim Umgang mit Althäusern am Wohnungsmarkt: Statt einer Renovierung lieber an Leute vermieten, die keine Problem mit Dauerabstellplätzen statt gepflegtem Umfeld haben”.