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Ein Lichtermeer im Retro-Look

Feldkirch - Ab 1. September wird der Glühbirne schrittweise das Licht abgedreht. Beim poolbar-Festival im Alten Hallenbad in Feldkirch darf sie derzeit noch einmal in hellem Glanz erstrahlen.

Es sind 1600 Stück, die heuer die Innenräume der poolbar zieren und in warmem Licht erstrahlen lassen. Die 25-Watt-Glühbirnen spielen eine zentrale Rolle im Konzept des diesjährigen Siegerprojektes des poolbar Architekturwettbewerbs, „poolbar Lights“ von Linus Stolz (25). Mit Hilfe der dimmbaren Leuchten kreierte der junge Deutsche aus Villingen-Schwenningen Raster, die den Charakter des jeweiligen Raumes widerspiegeln, in dem sie sich befinden. So hängt dort, wo früher der Pool war, ein Lichtmuster in Form einer Welle von der Decke. In der Konzerthalle im ersten Obergeschoß sind die Glühbirnen wie riesige Kronleuchter angeordnet. Im Kommunikationsbereich läuft über der Bar eine Lichterkette. Dort wo die Leute stehen und sitzen, befindet sich ein zweites Band. Dabei belässt Stolz die Birnen in ihrem ursprünglichen Zustand: nackt. Es gibt nur jeweils ein Kabel, die Fassung und die Glühbirne.

Glühbirnen sind Symbole

„Ich habe sie unter anderem wegen ihres starken Symbolgehaltes verwendet“, erklärt Stolz. „Jeder kennt sie seit seiner Kindheit.“ Auch plante er sein Konzept gerade zu der Zeit, als der Beschluss gefasst wurde, dass die 100 Watt Birnen mit 1. September dieses Jahres abgeschafft werden. Also entschied er, sie zu thematisieren. „Dass sie bei so einem Event verwendet wurden, wird man bestimmt in Erinnerung behalten“, meint er. Die Glühbirnen sind in einer solchen Menge vorhanden, dass es schon fast maßlos ist. Andererseits sind sie ein ganz einfaches, günstiges Stilmittel. „Dieser Gegensatz wirkt relativierend“, so der Industriedesgin-Student. Auf der Terrasse befinden sich die Birnen auf unterschiedlich langen Ständern und wachsen somit aus dem Boden heraus wie Pflanzen. „Im Außenbereich handelt es sich allerdings nicht um Glühbirnen, sondern um 12-Volt-LED-Lampen“, schränkt Stolz ein. Warum er drinnen keine Energiesparlampen verwendet hat? „Weil sie keine so warme Lichtfarbe haben.“ Stolz ist generell kein Fan der stromsparenden Variante: „So wie sie derzeit sind, sind sie gar nicht nachhaltiger“, sagt er.

Lichtwellen

Auch das Organisationsteam des Festivals stimmt in dieser Hinsicht mit ihm überein. „Die meisten Energiesparlampen sind nicht dimmbar“, sagen sie. Außerdem kann man sie nicht flashen – also schnell aus und einschalten. Das ist aber gerade bei dem wellenförmigen Raster im ehemaligen Pool wichtig. Denn das Technikerteam installierte Dimmkreise, sodass man nun richtige Lichterwellen durch den Raum jagen kann. Das geht mit einer Energiesparlampe einfach nicht. Organisator Herwig Bauer liebt Stolz‘ Konzept. „Wir hatten schon viele schöne Projekte. Dieses hier aber gibt wirklich jedem Raum einen Mehrwert.“ Auch die Tatsache, dass man Lichterwellen machen kann, findet er genial. Die Lichttechniker bauen sie inzwischen in die meisten Bandauftritte mit ein. Und das Publikum liebt sie. „Glühbirnen haben außerdem einen schönen Retro-Look“, sagt Organisationsteam-Mitglied Joachim Dietze. Und Bauer fügt hinzu: „Außerdem kann man einfach sehen, wo das Licht herkommt. Man sieht den glühenden Draht, und das hat was.“

Freiraum schaffen

Neben den Glühbirnen verwendete Stolz bei seiner Gestaltung auch Filzvorhänge als Stilmittel. Er hängte sie an Wände und schuf dadurch „Fake-Raum-Erweiterer“, weil man glaubt, dass sich hinter dem Vorhang vielleicht noch ein weiterer Raum befindet. „Die Entwürfe der vorigen Jahre waren oft sehr grell, sehr selbstzweckbehaftet“, meint Stolz. Das wollte er vermeiden. Seine Gestaltung sollte sich nicht in den Vordergrund drängen. Das hat er erreicht. Das war es auch, was der Jury an seinem Konzept so gefiel. Und auch, dass es dem Thema der Ausschreibung, ‚Freiraum schaffen‘, sehr gut entsprach. „Es entstand ein schlichter, eleganter Raum, der seine Stärken letztendlich durch die poolbar-Festival-Belebung ausspielt“, schrieb sie. Er lässt Freiraum zu – auch kulturellen. Und das ist es genau, wofür das Festival steht.

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