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Ein Leben als ständiger Neuanfang

Benny Gleeson - die erste Ausstellung am 24. und 25. September findet im Jazzseminar statt
Benny Gleeson - die erste Ausstellung am 24. und 25. September findet im Jazzseminar statt ©Edith Rhomberg
Der Musiker und Bildende Künstler Benny Gleeson hat schon vieles gemacht - jetzt stellt er erstmals aus.
Benny Gleeson

Dornbirn. Die stetige Veränderung ist eine Konstante. Auch bei ihm ist das so. Steine, bildende Kunst – ist das der Benny Gleeson, den wir meinen? Das sind Fragen, die die Menschen stellen. Die meisten kennen ihn vor allem als Musiker und schätzen ihn nach wie vor als Lehrer für Schlagzeug, der er bis vor wenigen Jahren war. Bekannt in der Dornbirner Szene und darüber hinaus ist der 1951 in England Geborene spätestens seit der Gründung des Jazzseminars im Jahr 1976, gemeinsam mit Rolf Aberer. Den Zugang zur Bildenden Kunst führt Gleeson zurück auf die Zeit in Wien, wo er mit Frau und Kind zwischen 1983 und 1989 lebte. „Bei Ausstellungsbesuchen in Galerien kam es öfters vor, dass ich bei einem Werk hängen blieb, das mich nicht mehr losließ. So begann meine Sammlertätigkeit, die sich über viele Jahre im Rahmen meiner Möglichkeiten fortsetzte“, erzählt der Kunstschaffende, den seit jeher auch politische Zukunftsfragen beschäftigen.

„In meinem Leben gibt es immer wieder Neuanfänge“, bestätigt Gleeson den stetigen Wandel. Den Neustart in Wien nutzte er für das Studium der Soziologie und Politikwissenschaften im Zweiten Bildungsweg. Die hehre Vorstellung, die Gesellschaft zu verbessern, entpuppte sich als Illusion, wie er sagt. Als Bürokrat, der sich mit Ellbogentechnik im Wissenschaftsbetrieb emporarbeitet, sah er sich sowieso nie. Und mit seiner Familie erneut zurück in Vorarlberg, seine damalige Frau hatte ihr Studium gerade abgeschlossen, wandte er sich mit großer Freude wieder der Musik und der Unterrichtstätigkeit im Jazzseminar der Musikschule Dornbirn zu. Wichtige Basis dafür war die Ausbildung von 1972 bis 1977 an der Swiss Jazz School in Bern, die damals die einzige Akademie für Jazz im deutschsprachigen Raum war.

Als unerwartete Schlenker bezeichnet er manche Wendung in seinem Leben, die rückblickend insgesamt Sinn machen und sich Stein für Stein in das Puzzle einfügen. Apropos Stein: Mit Steinen, zunächst als Baumaterial, setzt sich der Musiker erstmals in Portugal intensiv auseinander. Und das ist auch eine Geschichte à la Benny Gleeson. Ein Haufen Steine lagen auf dem von ihm erworbenen Grundstück …

Was die Steine ihn lehrten

„Es hätte ja alles so schön sein können“, schreibt Gleeson im Katalog, der zur lediglich zwei Tage dauernden Ausstellung am 24. und 25. September erscheint. Die beiden Söhne erwachsen und die Scheidung einvernehmlich bewältigt, fühlte er sich endlich frei. Dazu ein pittoreskes Natursteinhaus, über die Jahre mitgeplant und mitgebaut, angrenzend an ein grandioses Urwaldreservat im südlichen Alentejo. Wie durch eine Fügung entstand das Haus aus jenem Steinhaufen, der im undurchdringlichen Gebüsch nur fünf Meter neben dem Bauplatz lag.

In seiner neuen Wahlheimat machte ihm zunächst das Üben auf der Marimba, dem von ihm neuentdeckten Instrument, richtig Spaß. Gemeinsam mit einer Sängerin und ein paar engagierten Musikern wurde ein Repertoire erarbeitet. Kompositionen und Texte gingen Gleeson leicht von der Hand, denn gelernt ist gelernt. Die Formation folgte einer Einladung zum großen jährlichen World Music Festival in Sines, der nächstgelegenen Stadt am Atlantik. Der gelungene Auftritt war mehr als er sich auf Monte Zambujeiro, am Rande Europas, je erhofft hatte.

Trotzdem kommt es zu einer weiteren, einvernehmlichen Trennung, diesmal ausgerechnet von der Musik, erzählt er. Nach einer allmählichen Entfremdung und Ernüchterung ist die Leidenschaft dafür weg und die Frage, was nun, scheint zunächst unlösbar. „Hier sitzen und in die Ferne schauen, ist kein Lebensplan“, stellte er fest. Statt festem Boden unter den Füßen wähnt er sich im sprichwörtlichen Loch, in das einen die Lebensumstände zuweilen fallen lassen. Und da kommen die Steine ins Spiel. „Die jahrelange Einsiedelei inmitten des Nichts warf mich komplett auf mich selbst zurück“, erinnert er sich. „Und ganz unten angekommen, in der Senke des existenzialistischen Tales, da begannen die Steine mit mir zu reden“, besinnt er sich auf den Beginn des merkwürdigen Dialogs. Die Steine und er, sie erweckten sich gegenseitig zum Leben, könnte man sagen. Es waren schließlich die kleinen Felsbrocken, die ihn lehrten, dass seine Verlorenheit kein Einzelschicksal war. Der jetzt 65-Jährige fasste den mutigen Entschluss, ein skulpturales Konzept zu erarbeiten. Den quaderförmigen Naturstein setzt Gleeson gleich mit dem naturwüchsigen Mensch. Die Bearbeitung mittels Flex gibt dem Stein mehr Kontur und formt ihn gleichzeitig etwas. Das entspricht der Sozialisation, merkt er an. Mit einer Intarsie aus Knochen entsteht die Verbindung mit Zellen, was den Stein beseelt. Ein bündig eingelassener Elektronikteil macht das Werk schließlich zum Cyborg, zum Mischwesen. Ein Hybrid zu sein aus Mensch und Technik – das bezeichnet der Künstler als Schicksal von uns Menschen.

Als Gast zurück im Jazzseminar

In Dornbirn laufen jetzt die Vorbereitungen für die erste Ausstellung. Mit der Rückkehr an den Ort seines früheren Wirkens schließt sich ein Kreis. „Ich freue mich, wenn sich die Bevölkerung, viele Bekannte und Freunde für das, was ich neu geschaffen habe, interessieren. Die Worte, die meine Objekte tragen und die Themen, die sie vermitteln, sollen die Auseinandersetzung anregen“, wünscht sich Gleeson abschließend.

 

Benny Gleeson

Geboren 1951 in England

Zwei Söhne, Robin geb. 1983, Adrian geb. 1990

Lebt und arbeitet in Dornbirn und Portugal

Ausstellung

As PEDRAS do MONTE ZAMBUJEIRO

Galerie im Jazzseminar

Am Kehlerpark 4 | Dornbirn

Eröffnung SA 24. September 18 Uhr

Es spricht: Peter Niedermair

Musik: Murat Üstün

 

SO 25. September ab 10 Uhr,

Finissage 18 Uhr mit open End

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