Vor einem Jahr haben Sie die Aufgabe übernommen, die Stadtbibliothek Feldkirch zu leiten – und dies, nachdem Sie von 1998 bis 2012 die Studienbibliothek der Fachhochschule Vorarlberg aufgebaut und geführt haben. Welche Unterschiede haben Sie feststellen können?
Hans Gruber: Die Aufgaben an der Stadtbibliothek und der Bibliothek der Fachhochschule unterscheiden sich tatsächlich: An einer Hochschule geht es in erster Linie um die Vermittlung aktueller Informationen. In der Stadtbibliothek wird neben aktueller Literatur das Schrifttum von Jahrhunderten gesammelt, bewahrt und aufgearbeitet.
Ist der Traumberuf als Stadtbibliothekar für Sie in Erfüllung gegangen?
Hans Gruber: Ja, auf jeden Fall. Die Herausforderungen in einer historischen Bibliothek sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Zudem ist es eine herrliche Sache, inmitten der wunderbaren Altstadt von Feldkirch in einem geschichtsträchtigen Gebäude wie dem Palais Liechtenstein arbeiten zu dürfen, umgeben von Inkunabeln, Frühdrucken und historischen Handschriften.
Haben Sie den Weg ihres Vorgängers Karlheinz Albrecht fortgeführt? Wo haben Sie neue Akzente gesetzt?
Hans Gruber: Wir führen natürlich alle Sondersammlungen, die Karlheinz Albrecht angelegt hat, fort. Erwähnen möchte ich nur die umfangreiche Musikaliensammlung mit etlichen Nachlässen bedeutender Komponisten. Neuerungen gibt es hauptsächlich in der internen Verwaltung unserer Bestände. Von Zeit zu Zeit müssen Datenbanken modifiziert und neu überdacht werden. Die Strukturen, die Karlheinz Albrecht geschaffen hat, sind aber nach wie vor exzellent. Da muss man nichts ändern.
Die Zusammenarbeit mit den Gemeindebüchereien ist Ihnen ein besonderes Anliegen, warum?
Hans Gruber: Mit knapp 100.000 Ausleihen im Jahr 2012 leisten die Gemeindebüchereien in Altenstadt, Gisingen, Tisis, Tosters und Nofels einen wichtigen Beitrag zur Literaturversorgung für jung und alt. Diese Büchereien werden mit großem Engagement von ca. 70 ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betrieben, und die wollen wir in ihrer Arbeit unterstützen. So planen wir für dieses Jahr einen Verbund aller Feldkircher Büchereien mit der Möglichkeit gegenseitiger Ausleihe.
Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesteckt?
Hans Gruber: Wir wollen als wissenschaftliche Bibliothek den Schritt vom Literaturspeicher hin zum Bildungsvermittler machen. Eine moderne Bibliothek sammelt heute nicht mehr nur Bücher und digitale Medien wie CDs und DVDs. Sie muss den Menschen auch ein Stück weit den Wert des Lesens vermitteln, auf die Bedeutung von Wissenschaft und Bildung hinweisen. Als Stadtbibliothek wollen wir auch zum kulturellen Gedächtnis und der kulturellen Identität der Stadt Feldkirch beitragen, nicht zuletzt durch Publikationen, Ausstellungen oder Führungen.
Dr. Hans Gruber, Stadtbibliothekar von Feldkirch
Geburtsort: Bregenz; aufgewachsen in Feldkirch, wohnhaft in Schlins
Familienstand: verheiratet, ein Sohn
Ausbildung: Studium der Geschichte, Altertumskunde und Philosophie in Salzburg; Ausbildung zum Bibliothekar an der Nationalbibliothek in Wien
Tätigkeitsorte: Jüdisches Museum Hohenems, Vorarlberger Landesbibliothek, Fachhochschule Vorarlberg
Hobbys: Lesen
Schätze der Stadtbibliothek: Handschriften, Signaturen, Inkunabelsammlung, Humanistenbibliothek, Vorarlberger Drucke bis 1850, Stiftungen Clessin, Tschavoll und Grabherr, Rarum, Graphiksammlung, Geographica, Matriken.
Öffnungszeiten der Stadtbiblothek Feldkirch: Palaisl Liechtenstein, Schlossergasse, Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Freitag von 8.30 bis 16 Uhr, Weitere Infos: www.feldkirch.at/rathaus/bibliothek
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