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Ein Chinese am Bösendorfer

Meisterpianist Jia Wang im Pförtnerhaus.
Meisterpianist Jia Wang im Pförtnerhaus. ©Chopin-Gesellschaft Vorarlberg

Der chinesische Pianist Jia Wang gastierte bei der Chopin-Gesellschaft im Pförtnerhaus.

Feldkirch. Wenn Musikfreunde heutzutage von einem chinesischen Tastenstar sprechen, so meinen sie selbstverständlich den Superkönner, aber auch kommerziell genial vermarkteten Pianisten Lang Lang. Nun, der Vorarlberger Chopin-Gesellschaft gelang es, für Samstagabend einen jungen chinesischen Pianisten ins Pförtnerhaus einzuladen, der dem prominenten Landsmann Lang Lang zweifellos das Wasser reichen kann – Jia Wang. Er stammt aus einer Musikerfamilie. Mit 15 gewann er den ersten bedeutenden Klavier-Preis in China, war von 1999-2003 Student am Shanghai-Musikkonservatorium und setzte anschließend seine Studien in Köln fort, wo er 2007 das Meisterdiplom erwarb. Es folgten Konzerte in China und vielen Staaten Europas. Wang studierte u. a. bei Qing Li, Albert Mamriev, Leon Fleisher und dem in Feldkirch sehr bekannten polnischen Pianisten und Musikpädagogen Maciej Lukaszczyk.

Meistervirtuose

Jia Wang ist ein hochbegabter, technisch wie musikalisch herausragender Pianist aus China. Er spielt introvertiert und hochkonzentriert und vermeidet jeden Showeffekt (den etwa Lang Lang allemal bietet). Gerade die technische Brillanz ist bei Wang in Werken etwa von Chopin und Liszt phänomenal. Ab und zu würde man sich aber ein bisschen mehr “Herz” wünschen wie etwa zu Beginn bei Haydns Sonate in E-Dur, welcher ein wenig die sprichwörtliche Heiterkeit in Haydns Klavierschaffen fehlte.

Grandioser Chopin

Es folgte in makelloser Interpretation die berühmte Sonate Nr.2 in b-Moll (mit dem “Trauermarsch”), op. 35, von Chopin. Faszinierend gelang Wang etwa der Kontrast vom majestätischen Schreiten in Trauer zum anschließenden, huschenden Geisterreigen. Der feurig atmende “Mephisto-Walzer” von Liszt verriet Wangs Affinität zu hochvirtuoser Klaviermusik, und die populären “Bilder einer Ausstellung” von Mussorgsky wurden durch Wangs Meisterhände zu einem höchst differenzierten, reizvoll klingenden Bilderbuch. Die erste Etüde in C-Dur von Chopin war das vital dahinstürmende, erbetene Encore! Große Begeisterung bei den leider nicht sehr zahlreich erschienenen Musikfans.

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