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Ein Ausnahmetalent feiert seinen 95. Geburtstag

Kommerzialrat Josef Resch feiert seinen 95. Geburtstag.
Kommerzialrat Josef Resch feiert seinen 95. Geburtstag. ©VN Archiv
Kommerzialrat Josef Resch erblickte in Hard das Licht der Welt, wo er behütet aufwuchs. 
Geburtstag

Seinen Berufswunsch – selbstständiger Kaufmann – hatte er immer vor Augen und nach dem Besuch der Handelsschule und der HAK war er dafür bestens ausgerüstet. Doch der Versuch, einen Gewerbeschein in seinem jugendlichen Alter von der BH zu bekommen, scheiterte ­kläglich. Durch Zufall erfuhr er von einem in Schruns ruhenden Maria-Theresien-Gewerbeschein, den er mieten konnte. So entstand in der Bregenzer Weiherstraße ein Kunstgegenstände- und Antiquitätenhandel. Durch ein von der Landesregierung verabschiedetes Gesetz, wonach Kompensationsgeschäfte mit Deutschland und der Schweiz genehmigt wurden, florierte bald der Handel mit Vorarlberger Stickereien und anderen Waren. Im Gegenzug importierte Josef Resch dringend benötigte Maschinen und Maschinenersatzteile, besonders für die aufstrebende Textilindustrie. Schotter vom Hohenemser Steinbruch veräußerte er gewinnbringend nach Lindau zum Bau der Seestraße.

Sein außergewöhnliches kaufmännisches Talent fiel den Weltfirmen WMF und DLW auf, die ihm die Generalvertretung für Österreich übertrugen. „Mir war klar, dass das wirtschaftliche Zentrum in Wien liegt, und ich habe deshalb dort sofort ein Filialbüro eröffnet, nur 50 Meter vom Stephansdom entfernt. Nach 25 Jahren habe ich beiden Firmen gekündigt, denn ich wollte unbedingt noch einen anderen kaufmännischen Zweig kennenlernen – die Generalvertretung“, so der Jubilar. Er erwarb in Ebensee eine Glasmanufaktur, die er auf Vordermann brachte und gute Export- und Inlandsgeschäft machte. So belieferte er u. a. das Königshaus in Kuala Lumpur, die Familie des Scheichs in Dubai und den Fürsten von Liechtenstein.

Neben all diesen Geschäftsaktivitäten baute er in Zürs das Hotel „Albona“ auf, das in kurzer Zeit den Status eines 5-Sterne-Hotels zugesprochen erhielt. Prominenz mit Familie aus der ganzen Welt zählten zu den illustren Gästen.

Privates Glück

Seine Frau Irma geb. Riemann aus Königsberg/Preußen traf Josef Resch in den Wirren der letzten Kriegstage auf der Flucht vor der russischen Besatzungsmacht in der Nähe von Hamburg. Drei Wochen waren sie entlang der Bahnlinien unterwegs, wurden fünfmal eingesperrt und wieder frei gekommen. In Kempten bat Irma einen amerikanischen Kommandanten um eine Fahrtmöglichkeit nach Bregenz. Zwei Wecken Brot kostete dann noch das Taxi nach Hard, wo sie von Josefs Familie glücklich in die Arme geschlossen wurden.

Am 15. Dezember 1945 fand eine kleine bescheidene Hochzeitsfeier statt. Ein zufällig gefundener Dachboden eines Hauses in der Eichholzstraße wurde renoviert, eine kaum zu bewerkstelligende Herausforderung damals, da jeder Nagel und jede Holzlatte mühevoll beschafft werden musste. Sohn Reinhard und Tochter Christa wurden geboren und erhielten die beste Ausbildung. So absolvierten sie Teile ihres Studiums in der Schweiz und in Amerika.

Ein Herz für Kinder

In den 60-er Jahren wurde die Villa in der Ölrainstraße bezogen und es gab kein Fest bei dem die Gäste nicht um Großzügigkeit gebeten wurden. So konnten Hilfsorganisationen wie das Netz für Kinder, die CliniClowns, die Lebenshilfe sowie die VN-Sozialaktion Ma hilft immer wieder unterstützt werden. 1963 legte Josef Resch als Bregenzer Faschingsprinz Ore VI. mit Genehmigung von Bürgermeister Tizian eine Tombola auf, bei der 80.000 Schilling für den Neubau des Kindergartens Vorkloster eingespielt wurden.

Auszeichnungen

Einen viel beachteten Auftritt hatte er beim Politikerball im Wiener Rathaus, als er in Anwesenheit der Bundesregierung als Altprinz im Auftrag Tizians mit einem Rettungsring des damals neuen Bodenseeschiffes einmarschierte und so die landesweite Forderung, diesem Schiff den Namen „Vorarlberg“ zu geben, unterstrich.

Für seine Verdienste wurden dem Jubilar vom Bundespräsidenten der Titel Kommerzialrat sowie das österreichische Staatswappen und vom Land Vorarlberg das Verdienstkreuz verliehen.

Arbeit war sein Leben

Mit 75 Jahren ging Josef Resch in den wohlverdienten Ruhestand und vor vier Jahren feierte er mit seiner Frau Irma das seltene Fest der Gnadenhochzeit. Die Beschwerden des Alters machen sich nun auch bei ihm bemerkbar, doch liebevoll betreut von seiner Frau und seiner Tochter Christa, die ihm immer zur Seite standen, feiert er seinen 95. Geburtstag im Kreis der Familie zu Hause.

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