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EHEC-Keim - Auch EU nimmt Lübecker Restaurant ins Visier

Ein Lübecker Restaurant rückt als eine mögliche Quelle der EHEC-Welle immer stärker in den Fokus. Auch EU-Experten warten auf Testergebnisse aus dem Lokal. Das teilte die Kommission am Samstag in Brüssel mit. Unterdessen gab es in Wien den ersten EHEC-Fall: Eine deutsche Touristin wird seit Freitag im AKH behandelt. Unklar war vorerst, ob es sich um die aggressive Form des Keims handelt.
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Die 32-Jährige stammt aus Niedersachsen und war bereits mit entsprechenden Krankheitssymptomen nach Österreich eingereist. Es dürfe sich wohl um eine Infektion mit den aggressiven EHEC-Bakterien (HUS) handeln, da die Nieren der Patientin betroffen sind. “Mittlerweile ist sie auf dem Weg der Besserung, sie ist ansprechbar“, betonte Kvicala.

Beim ersten Verdachtsfall in Salzburg standen am Samstag die Zeichen auf Entwarnung. Im Moment gibt es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um eine EHEC-Erkrankung handelt, hieß es aus dem Spital.

Laut der Tageszeitung “Dolomiten” (Samstag-Ausgabe) hat sich ein Tourist mit Darmproblemen im Meraner Krankenhaus gemeldet. Eine Diagnose des ersten Südtiroler Verdachtsfalls sei vorerst nicht möglich gewesen. Ergebnisse sollen kommenden Montag vorliegen.

Lübecker Restaurant Quelle der EHEC-Welle?

Die Behörden in Schleswig-Holstein haben die Hoffnungen auf eine mögliche Spur zur Quelle der EHEC-Epidemie gedämpft. Berichte, wonach eine Spur zu einem Lübecker Restaurant führen könnte, seien “derzeit durch die Faktenlage nicht gedeckt”, sagte Christian Seyfert, Sprecher des Kieler Verbraucherschutzministeriums, am Samstag. Es werde derzeit “verschiedenen Anhaltspunkten in verschiedenen Bundesländern” nachgegangen.

Die “Lübecker Nachrichten” hatten am Samstag berichtet, dass die Experten auf der Suche nach der Infektionsquelle der Darminfektionen das Restaurant in der Hansestadt überprüfen. Insgesamt 17 Menschen seien erkrankt, nachdem sie Mitte Mai das Lokal besucht hatten. Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) seien für Untersuchungen an Ort und Stelle. Überprüft werden sollen auch die Lieferantenlisten. Die Lieferantenkette könne “möglicherweise den entscheidenden Hinweis geben, wie der Erreger in Umlauf gekommen ist“, sagte Werner Solbach, Mikrobiologe am Universitätsklinikum Lübeck, der Zeitung.

Zuvor hatte bereits die “Süddeutsche Zeitung” berichtet, dass von 34 Teilnehmerinnen eines Gewerkschafterseminars nach einem Restaurantbesuch in Lübeck mindestens acht nach einer EHEC-Infektion schwer erkrankten. Eine Frau sei gestorben.

EU bietet Deutschland Hilfe an

EU-Kommissar John Dalli bot an, EU-Experten nach Deutschland zu schicken. Sie könnten “den kompetenten deutschen Behörden” bei der Suche nach dem Ursprung der Infektion helfen – “Ergebnisse überprüfen und zu den fortlaufenden Untersuchungen beitragen, um die Identifizierung der Quelle zu beschleunigen“.

Vorausgegangen war am Freitag eine Telefonkonferenz mit Vertretern der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), anderer EU-Behörden und der Mitgliedstaaten. Salat gelte weiterhin als eine mögliche EHEC-Quelle, hatte Deutschland den Teilnehmer mitgeteilt. Hier stünden aber noch Testergebnisse aus.

Das EU-Referenzlabor für das Darmbakterium Escherichia coli in Rom habe einen Schnelltest entwickelt, mit dem der gefährliche Typ des Erregers O104 auf Lebensmitteln binnen zwei bis drei Tagen nachgewiesen werden kann. Das nötige Know-how sei an die Labore der Mitgliedsstaaten weitergegeben worden, teilte die Kommission mit. Auch die Universität Münster und das Bundesinstitut für Risikobewertung hatten bereits Schnelltests entwickelt.

Bei der Telefonkonferenz wurde die Zahl von 1.213 bestätigten EHEC-Fällen in Deutschland genannt. 520 dieser Patienten leiden an der schweren Komplikation, dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS). 70 Prozent der HUS-Patienten seien Frauen. Die Angaben der Behörden in den Bundesländern können davon abweichen, da sie aktueller sind.

Die EU will künftig noch enger zusammenarbeiten. Die Stockholmer EU-Seuchenkontrollbehörde ECDC präsentierte zu diesem Zweck eine einheitliche Definition für EHEC-Fälle. Außerdem soll eine eigene EHEC-Internetplattform bis Montag auf die Beine gestellt werden, über die Behörden gezielt Informationen austauschen können.

Dalli kündigte “substanzielle und konkrete Debatten” über den Ausbruch der EHEC-Seuche am kommenden Montag an. Dann kommen die EU-Gesundheitsminister zu einem regulären Treffen in Luxemburg zusammen.

APA

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