“Dieser Kurswechsel muss weg von den heute praktizierten Pseudo-Qualifikationen hin zu echten Lehrstellen und echten Arbeitsbefähigungen führen, für deren Erhaltung und Schaffung vor allem Klein- und Kleinstunternehmen massiv unterstützt gehören.
Diese Überzeugung formulierten im Gespräch mit uns ÖGB-Landeschef Norbert Loacker und Komm.-Rat Egon Blum, bis 2008 Regierungsbeauftragter für Lehrlingsausbildung und Jugend beschäftigung. Vorarlberg, so Blum, bilde bei einer Bestandsaufnahme fast eine Insel der Seligen: Als einziges Bundesland zählen wir per 31. Juli 2009 mit 2474 nicht nur um 2 Prozent mehr Jugendliche als vor Jahresfrist, die schon über eine Lehrstelle verfügen.
Auch die Gesamtzahl der Auszubildenden, die per Stichtag von 7032 auf 7156 stieg, bedeutet ein Plus von 1,76 Prozent. In einer österreichweiten Gesamtschau hingegen lief der Trend seit letztem Jahr, als der Blum-Bonus ursprünglichen Zuschnitts mehr oder weniger ausgehöhlt wurde, in die Gegenrichtung: Die Zahl der Erstjahr-Lehrlinge ging um 2767 Personen oder 7,5 Prozent zurück und sähe noch trauriger aus, würde Vorarlberg die Statistik nicht wie beschrieben herausreißen.
Auch die Gesamtlehrlingszahl nahm in nur diesem einen Jahr bundesweit um 2110 Personen oder 1,8 Prozent ab, obwohl da noch mindestens zwei Jahrgänge mit vollwertigem Blum-Bonus die Abwärtsspirale einbremsen, ärgert sich der Lehrlings-Papst über regierungsseitig nachweislich falsch gestellte Weichen.
Extrem falsch und kontraproduktiv wurden die Signale für ÖGB-Landes- und Grass-Betriebsrats-Chef Loacker auch beim Thema Lehrlingskündigung gestellt, und zwar leider mehr von Seiten der Sozialpartner als seitens der Regierung. Der Arbeitnehmer-Lobbyist zu den VN: Da hat die Wirtschaftskammer 5000 zusätzliche Lehrstellen für den Fall versprochen, dass man sich von nicht geeigneten Lehrlingen künftig leichter trennen könne.
Das wurde den Arbeitgebern dann auch zugestanden, mit dem Resultat, dass wir heuer sogar um 7,5 Prozent weniger Erstjahr-Lehrlinge weniger zählen als im Hochsommer 08. Diese ,Schubumkehr’ ist inakzeptabel, auch wenn die Krise die Einlösung der Vereinbarung nicht gerade erleichtern dürfte.
Unterschiede in ÜAZs
Blum warnte gestern auch davor, sich von Versprechen der Regierung einlullen zu lassen, fehlende Lehrplätze durch Angebote in überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) zu ersetzen. Der Experte dazu: Diese innerösterreichischen ÜAZs sind keine überbetrieblichen Lehrplätze, wie der überwiegende Teil der Vorarlberger ÜAZ-Stellen, sondern oft nur vier oder fünf Monate dauernde Schnellsiedekurse. In den ÜAZs in Vorarlberg absolviert man in der Regel jedoch eine vollwertige Lehre, einschließlich freiwilligem Qualitätssicherungsnachweis in Intervallen nach VEM-Vorbild.
Vorarlberg hat bekanntlich sein bisheriges ÜAZ-Angebot für Metall- und Holz-Fachausbildungen heuer um die Bereiche Malen und Logistik erweitert und das Metall-Kontingent um 30 zusätzliche Lehrplätze ausgebaut. Blum: Das lassen sich Land und Sozialpartner heuer zusätzlich 1,3 Mill. Euro kosten. Das ÜAZ Vorarlberg ist damit drittgrößter Lehrausbilder im Bundesland überhaupt. Das ÜAZ Holz ist in Hohenems (Tischlerei Amann plus ehemaliges Kästle-Areal) eingerichtet, das für Metall beim Schlosser Kieber in Röthis und im Areal der vormaligen Ölz Strümpfe Rankweil.
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