Den VN-Bericht über die hohe Armutsgefährdung in Vorarlberg hat die Caritas am Dienstag noch untermauert. Mag. Andrea Kramer präsentiert beängstigende Zahlen: Wir stellen eine starke Zunahme von plus 46 Prozent bei Beratungsfällen an unseren SOS-Stellen von 2009 auf 2010 fest. Hatten wir vor Jahren noch hauptsächlich ,Stammkunden, so hat sich dies wesentlich verändert in den letzten Jahren.
Lebensläufe werden nach Erfahrung der Caritas brüchiger, heute sind zunehmend auch Menschen mit Erwerbsarbeit von Caritas-Hilfe abhängig. 262 von ihnen suchten im vergangenen Jahr unsere SOS-Stelle auf. Die Arbeiterkammer Vorarlberg wies bereits in ihrer Studie Arm trotz Arbeit auf das verbreitete Phänomen namens Working Poor hin. Besonders erschreckend ist, dass selbst eine Erwerbstätigkeit nicht mehr vor Armut schützt. Gegen diese Schieflage muss schleunigst etwas unternommen werden, fordert AK-Direktor Rainer Keckeis in Hinblick auf die in den VN präsentierten Zahlen der Innsbrucker Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH (GAW).
Für die AK wäre die gesetzliche Festschreibung eines Mindestlohns in Höhe von 1300 Euro brutto 14 Mal jährlich ein Gebot der Stunde. Das entspricht 1050 Euro netto. Das Arbeitslosengeld müsse erhöht und länger ausbezahlt werden. Auch empfehle sich das Ostschweizer Modell Stiftung Arbeit für Vorarlberg. Dabei handelt es sich um Sozialfirmen, die sich aus Markterträgen und Zuschüssen finanzieren.
Armut: Einhellige Kritik
Rot, Grün und Blau eint die Kritik an bestehenden Verhältnissen, wenngleich sie unterschiedliche Lösungswege empfehlen: Die EU-Silc-Daten haben für die Grüne LAbg. Katharina Wiesflecker zu wenig Aussagekraft. Nichts erfahre man über Hintergründe oder die Ausgabenseite der Haushalte. Deshalb hofft sie auf den Armutsbericht für Vorarlberg. Armut trifft zunehmend den Mittelstand ortet Wiesflecker enormen politischen Sprengstoff. Seitens der SPÖ verlangt Clubobmann Michael Ritsch 1500 Euro Mindestlohn für Vorarlberg, Ganztagsschule und kostenlose Kinderbetreuung.
Auch müsse der soziale Wohnbau forciert werden. Wer soll das zahlen? Da wirft er das Wort von der Reichensteuer in die Runde, der die ÖVP freilich wenig abgewinnen kann. Die FPÖ fordert seit Jahren eine Steuerreform, die den Faktor Arbeit entlastet. Derzeit läuft in den Augen von FP-Klubobmann Dieter Egger alles falsch: Die Mindestsicherung zwinge Menschen in die Abhängigkeit, statt Anreize für einen Neubeginn zu bieten. Familien gehörten endlich fair entlastet.
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