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Drogenprozess in Wien: Hauptangeklagter erklärte sich "nicht schuldig"

Der Hauptangeklagte bekannte sich "nicht schuldig".
Der Hauptangeklagte bekannte sich "nicht schuldig". ©APA/HANS PUNZ
Am Donnerstag mussten sich drei Männer aufgrund vom Anbau von hunderten Kilo Marihuana am Landesgericht in Wien verantworten. Der Hauptangeklagte hat sich dabei "nicht schuldig" bekannt.
Hunderte Kilo Marihuana angebaut

Wegen der Bildung einer kriminellen Organisation und dem Inverkehrbringen von Hunderten Kilogramm Marihuana haben sich am Donnerstag am Wiener Straflandesgericht drei Männer ihrem Prozess stellen müssen. Der Hauptangeklagte erklärte sich dabei für "nicht schuldig" und kritisierte, nur aufgrund seines Vermögens belangt worden zu sein.

Trio soll seit März 2016 Marihuana in Umlauf gebracht haben

Das serbischstämmige Trio beschäftigt schon länger die Behörden. Der angebliche Kopf der Gruppierung soll vor seiner Festnahme im Februar 2018 polizeiintern als eine Art heimischer Pablo Escobar gegolten und zumindest seit 1. März 2016 in großem Stil Marihuana in Umlauf gebracht haben. Wegen der Vorwürfe saß er bereits zehn Monate in Untersuchungshaft, bevor er wegen eines Verstoßes des Beschleunigungsverbotes der Ermittler im Februar 2019 auf freien Fuß gesetzt wurde.

Bei dem Geschworenenprozess (Vorsitz: Richter Ulrich Nachtlberger) warf Staatsanwalt Martin Ortner den Verdächtigen vor, Kopf einer kriminellen Organisation gewesen zu sein, die rund eine halbe Tonne Marihuana aus diversen Plantagen in Wien und dem Umland in Umlauf gebracht hat. "Das sind keine drei Kiffer, die fünf Pflanzen am Balkon haben und Reggae hören", meinte der Staatsanwalt. Wobei das Trio am Verhandlungstag nur aus zwei Personen bestand, da sich ein Angeklagter wegen Halsschmerzen entschuldigen ließ. Auch die Zeugen erschienen nicht, sie entschlugen sich allesamt der Aussage.

Vermögen des Angeklagten nicht ohne kriminellen Hintergrund erklärbar

Für den Staatsanwalt stand die Schuld der Verdächtigen außer Frage. So soll der aus einer sehr wohlhabenden Familie stammende Hauptverdächtige der Drogenbande einen BMW mit doppeltem Boden zu Verfügung gestellt haben, der allerdings von der Polizei nach einem Hinweis eines Informanten mittels Peilsender überwacht worden ist. Tatsächlich fuhr der Wagen auch immer wieder Wohnhäuser an, die sich später als Plantagen entpuppten. In diesen Plantagen sollen laut der Staatsanwaltschaft zumindest eine halbe Tonne Marihuana geerntet worden sein - was einer Menge von 1,2 Millionen Joints entspricht. "Ein Achtel des Landes könnte damit eine Feier machen", sagte Ortner.

Laut Anklage ist auch das enorme Vermögen - samt Luxusuhren, Sportwagen und Immobilien - des Hauptverdächtigen nur schwer ohne einem kriminellen Hintergrund erklärbar. Dies wiederum stellte die Verteidigung in Abrede: Der Verdächtige stamme aus einer sehr wohlhabenden Familie und stehe überhaupt nur wegen seines Vermögens vor Gericht. Verteidiger Philipp Wolm unterstrich zudem, dass keine Beweise gegen seinen Mandanten vorliegen würden: Bei der umfangreichen Telefonüberwachung sei niemals ein Wort über Drogen gefallen und laut eines Urteils des Oberlandesgerichts Wien gibt es keine Ermittlungsergebnisse, dass der BMW tatsächlich dem Angeklagten zuzuordnen ist.

"Operation Roma": Rassismus-Vorwürfe gegen die Behörden

Ein Detail des Prozess waren auch Rassismus-Vorwürfe gegen die Behörden, da die Ermittlungen unter dem Schlagwort "Operation Roma" geführt wurden. Dies wurde auch von Menschenrechtsorganisationen kritisiert. Ortner wies die Kritik bei dem Prozess scharf zurück. Die Ethnie sei ihm und den Ermittlungsbehörden "völlig wurscht" gewesen. Namensgeber der Aktion war vielmehr ein "Cafe Roma", in dem sich viele involvierte Personen oft aufhielten. "Wären sie im Sacher gewesen, wäre sie 'Operation Sacher' getauft worden", so Ortner.

Am Montag wird in dem Prozess ein Urteil erwartet. Bei einem Schuldspruch droht den Angeklagten eine Strafe von zehn Jahren bis hin zu lebenslänglich.

(APA/Red)

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