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Dreistes Ehepaar zockt Vermieter ab

Bei diesem Begriff bekommen Vermieter eine Gänsehaut: "Mietno-maden". Sie bezahlen keine Miete, sind über Nacht verschwunden, und hinterlassen Wohnungen in chaotischem Zustand. Vermietertipps[27KB]

Eine Vorarlberger Familie scheint sich auf diese Art des billigen Logierens spezialisiert zu haben. Ihr aktuelles Opfer ist unter anderen Norbert Steiner aus Rankweil. Der 74-jährige Pensionist hat seine möblierte Zweizimmerwohnung in der Churer Straße in Rankweil im März 2005 an die dreiköpfige Familie vermietet und sitzt nun auf einem Schaden von ca. 10.000 Euro. “Das sind nur die bisherigen Kosten, weitere für den Anwalt und das Gericht kommen noch hinzu”, schildert der verärgerte Vermieter den “VN”. Immer noch fassungslos schaut er sich die Fotos der Wohnung an, die er nach dem Auszug der Familie gemacht hat. “Das war eine schmucke Wohnung, alles war in Ordnung und nach dem Jahr war alles verwüstet, ich musste die Wohnung für 6000 Euro renovieren, die Möbel habe ich weggeworfen.” Dass er auf Mietnomaden hereinfällt, hätte sich Norbert Steiner nie träumen lassen. Bei der Besichtigung der Wohnung fuhr das Ehepaar mit einem großen Auto vor, die 2000 Euro für die Kaution legten sie bar auf den Tisch. Doch bald kamen Herrn Steiner Zweifel. “Die ersten Mieten wurden noch bezahlt, doch dann kam das Geld Wochen verspätet und schließlich monatelang gar nicht mehr, außerdem war der Mietvertrag für zwei Personen abgeschlossen, gewohnt haben dort schließlich sechs, inklusive Freunde und Freundinnen der 17-jährigen Tochter”, schildert Norbert Steiner.

Norbert Steiner setzte schließlich mit Hilfe seines Anwaltes die Räumung durch. “Beim Betreten der Wohnung mussten wir ein Taschentuch vor den Mund halten, so sehr hat es gestunken. Selbst der Gerichtsvollzieher, der durch seine Tätigkeit einiges gewöhnt ist, war fassungslos. Die Möbel waren voller Flecken, überall blühte der Schimmel, der Staub lag zentimeterdick und einige Möbel waren völlig kaputt.”

Steiner schaltete die Polizei ein, erstattete Anzeige. Er fand heraus, dass die beiden bereits fünf Zwangsräumungen hinter sich haben und polizeibekannt sind. Der Pensionist steht mittlerweile mit anderen Opfern in Kontakt, will zukünftige Vermieter warnen. Zur Zeit lebt die Familie in einer Wohnung in Feldkirch-Gisingen, Zwei Drittel der Miete zahlt die Sozialhilfe, wie die “VN” von der neuen Vermieterin erfuhren – den Rest bleiben sie schuldig, drohten der Vermieterin sogar mit Prügel. “Seit zwei Wochen fährt meine ehemalige Mieterin mit einem neuen BMW durch die Gegend, ich frage mich, woher sie das Geld hat”, ist Norbert Steiner ratlos. Gegen die Mietnomaden laufen derzeit mehrere Verfahren und eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.

Wachsendes Problem

Bei der Vorarlberger Eigentümervereinigung kennt man das Problem der “Mietnomaden” nur zu gut. Dr. Markus Hagen, Präsident des Landesverbandes, bekommt immer wieder drastische Fälle auf den Schreibtisch. “Das ist ein wachsendes Problem, ich kenne Vermieter, die durch solche Leute in den Privatkonkurs getrieben wurden.” Erstaunlich sei, dass die Mietnomaden für jegliche Luxusgüter Geld hätten, nur die Miete sei nicht drin. “Im Ernstfall dauert es dann bis zu zwei Jahre, bis die Räumung durchgesetzt ist.” Das Problem laut Hagen sei, dass ein Vermieter grundsätzlich als reich angesehen wird: “Dabei haben viele Vermieter die Wohnungen über Kredite finanziert oder benutzen die Miete als Altersvorsorge, da geht es dann schnell an die Existenz.” “Mieterschutz ist eine gute Sache, aber wenn sie auf Kosten der Existenz des Vermieters geht, dann muss das Gesetz dringend verbessert werden.”

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