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Drei von vier Österreichern haben Kundenkarte

Tausche persönliche Daten gegen Rabatte beim Einkaufen: Drei von vier Österreichern haben mindestens eine Kundenkarte - im Schnitt sogar fünf Stück - hauptsächlich von Drogerien oder Lebensmittelgeschäften.

Wer mit Karte kauft, kauft billiger, lautet die gemeinsame Werbebotschaft. Die Absicht der Unternehmen dahinter: Persönliche Daten von Verbrauchern zu gewinnen. Und diese scheint voll aufzugehen: Vom Einkommen bis zur Körbchengröße – Kunden gehen mit ihren persönlichen Daten Unbekannten gegenüber freizügig um, resümierte das Verbrauchermagazin “Konsument” in seiner aktuellen Ausgabe.

Die Strategie, dass die Kunden durch die Karte häufiger und mehr bei “ihren” Kartenunternehmen einkaufen, scheint aufzugehen. Sogar bei der Menge spielen die Konsumenten brav mit: Wenn als “spezielle Mitgliederaktion” 3 zum Preis von 2 angeboten werden, wird zugegriffen, auch wenn man platz- und esstechnisch nicht weiß, wohin damit, heißt es im “Konsument”.

Weiters schön für den Handel ist: Es wird weniger verglichen. Die Kunden glauben tatsächlich, dass sie mit Karte billiger einkaufen. Laut den Verbraucherschützern ist dem aber nicht so. Vergünstigungen gelten nur innerhalb eines Unternehmens, nicht aber im Vergleich mit anderen.

Was die wenigsten “Kartensammler” bedenken: Angefangen bei Name, Adresse und Geburtsdatum über Beruf, Einkommen und Familienstand, Größe und Gewicht, Name und Geburtsdatum der Kinder, Größe und Ausstattung der Wohnung bis hin zu persönlichen Vorlieben, Hobbys und der Körbchengröße gibt man Unbekannten freizügig bekannt, was man selbst den Nachbarn oder der Verwandtschaft nie auf die Nase binden würde.

So gelangen Unternehmen an detaillierte Informationen über die Kaufgewohnheiten des Karteninhabers. Über die Jahre ergibt das ein stichhaltiges Interessenprofil: von den Büchern und Zeitschriften, die jemand liest, über häufig konsumierte Nahrungs- und Genussmittel bis hin zu Körperpflege und Unterwäsche.

Wo das Problem liegt, wenn jemand weiß, dass ich am 2. Juni um 17.30 Uhr bei BIPA Zahnseide gekauft habe? Richtig wertvoll werden die Tausenden gesammelten Informationen über einen Menschen erst im Gesamtpaket, wenn es darum geht, maßgeschneiderte Marketingmaßnahmen zu entwickeln, sprich den Kunden genau mit der Werbung zu ködern, auf die er anspricht, etwa sparsame Kunden mit dem Schnäppchen-Schmäh, Bio-Käufer mit dem Öko-Mascherl oder Liebhaber von teuren Musthaves mit VIP-Schnickschnack.

Problematisch wird es dann, wenn es um den Eingriff in die Privatsphäre jedes Einzelnen geht. Etwa, wenn ein Unternehmen Jobs zu vergeben hat und wissen will, wie gesund und leistungsfähig die Bewerber sind; wenn ein Versicherer überprüft, wie viel Alkohol potenzielle Kunden regelmäßig erwerben, und so fort. Geld verdienen lässt sich mit den privaten Daten auch durch den Weiterverkauf an vielerlei Interessierte wie Marketing- und Direktmail-Firmen, Werbeunternehmen etc.

Zusammengefasst könnte man aus Sicht der Kunden sagen: Kundenkarten bringen wenig im Vergleich zu dem was man an persönlichen Dingen preis gibt. Dabei ist Kundenbindung auch auf andere Weise möglich, zum Beispiel mit Gutscheinheften oder Treuemarken. Hier werden Stammkunden anonym und ohne ihre Daten preisgeben zu müssen mit Gratisprodukten oder vergünstigten Warenangeboten belohnt, heißt es in dem Magazin.

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