Vom Moment der Geiselnahme an sei die Gruppe ständig auf der Flucht gewesen, berichtete der österreichische Reiseleiter Gerhard Wintersteller am Mittwochabend in einem Interview mit der deutschen TV-Sendung „RTL-Nachtjournal“.
Zunächst sei ohne Licht in der Nacht gefahren worden. Nach einiger Zeit seien die Intervalle, in der die Geiseln von einem Ort zum nächsten verlegt wurden, immer kürzer geworden. Die Entführer hätten gespürt, „dass das Militär ihnen auf den Fersen war“. „Wir waren dann jede Nacht auf der Flucht, hatten einen Nachtmarsch hinzulegen. Unsere Schuhe waren zerfetzt, wir waren am Ende unserer physischen Kräfte, konnten einfach nicht mehr“, sagte Wintersteller dem RTL-Nachtjournal.
Zur Behandlung durch die Geiselnehmer wollte sich der Österreicher gegenüber dem Sender nicht äußern: „Wenn ich das beantworte, schade ich meinen deutschen Leidensgenossen.“ Zur Identität der Geiselnehmer sagte Wintersteller, nach seiner Einschätzung handle es sich um islamistische Terroristen. Sie hätten jeden Tag gebetet und ihren Geiseln erklärt, sie wollten in Algerien einen islamischen Gottesstaat errichten und anschließend sämtliche arabischen Länder zu Gottesstaaten machen. Sie hätten Lösegeld gefordert, um sich Waffen zu besorgen.
Zum Verlauf der Befreiungsaktion machte Wintersteller mit Rücksicht auf die noch in Geiselhaft befindlichen 15 weiteren westlichen Urlauber keine Angaben. Nach wochenlangem Bangen um das Schicksal der insgesamt 32 vermissten Europäer hatte die algerische Armee am Dienstag 17 von ihnen aus der Gewalt islamischer Extremisten befreit. Sechs befreite Deutsche und ein Schwede kehrten am Mittwochabend nach Deutschland zurück, zehn Österreicher wurden am Abend auf dem Flughafen Salzburg von ihren Familien empfangen.
Die übrigen 15 Urlauber werden nach algerischen Angaben von einer zweiten Extremistengruppe weiter festgehalten. Bei ihnen handelt es sich um zehn Deutsche, einen Niederländer und vier Schweizer.
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