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Lehrer überzeugte auf der Slam-Bühne

Ein literarischer Genuss auf der TiK-Bühne beim vierten wortgewalTiK in Dornbirn.
Ein literarischer Genuss auf der TiK-Bühne beim vierten wortgewalTiK in Dornbirn. ©Emir T. Uysal
Vierte Auflage des „wortgewalTiK“ am Jahnplatz war voller Erfolg.
4. wortgewalTiK

Dornbirn. (etu) Mit Worten Emotionen knüpfen, Zuhörer zum Nachdenken anregen oder einfach Menschen zum Lachen bringen – das sind wohl drei fundamentale Elemente, die bei jedem Poetry Slam vertreten sind. Lukas Wagner genießt österreichweit Anerkennung für sein „Slamlabor“, wo er nicht nur jungen Künstlern eine Bühne schafft, sondern auch international erfolgreiche Poeten unter anderem nach Vorarlberg bringt. So auch letztes Wochenende bei der vierten Auflage des „wortgewalTiK“ am Jahnplatz.

Gespannt nahmen die zahlreichen Gäste im TiK Platz. Und schon begann ein Lichterspektakel mit passenden musikalischen Soundeffekten von DJ Felix Kaden. Wagner betrat gemeinsam mit Co-Moderator Peter Fitz die Bühne. Gewohnt in lässiger und humorvoller Art stimmten sie das Publikum ein. Nach einer kurzen Erklärung für Poetry-Slam-Neulinge eröffnete „Opferlamm“ Edi Ilic das literarische Event. Seine Punkte galten fortan als Eichwertung für weitere Künstler.

Eine kritische Jury
Ein hochkarätiges line-up wurde versprochen – eingeläutet von Herbert Hopp. Seine Geschichte von einem Brüderpaar, das auf einem Bauernhof lebte und den wahren Wert des Lebens missdeutete, war zwar gedankenreich, überzeugte sprachlich leider nicht auf ganzer Linie. Über eine „vergänseblümte“ Gesellschaft sprach Alex Sinn: „In den Hirnwüsten unserer Zeit blühen nur Kakteen.“ Jeder soll mehr wie ein Kaktus sein – die Opposition von allem. Lang anhaltender Applaus! Auch bei Artem Zolotarov –er schlüpfte in die Rolle der Angst und durchpflügte dieses Dasein mit einem dämonischen Monolog: „Ich bin das Zögern vor der Tür, das fremder werdende Gefühl … Je länger du mein Flüstern hörst, desto lauter werden Zweifel groß.“ Fatih Serbest zeigte neben schnellen Silben und Wortwitz auch mimisches Talent. Es fehlte lediglich eine tiefere Botschaft, an der sich das Publikum festzuhalten versuchte. „Mega Martin“ erzählte charismatisch, gespickt mit Zaubersprüchen und reimend über die „Dementoren“, die ihn verfolgen. Es sind die „glücksfressenden Wesen aus der Harry-Potter-Welt“, die ihm den Erfolg in Liebe und Leben misslingen lassen. Wie Redewendungen wirklich verwendet werden sollten, erklärte „J-Man“. „Völlig daneben ist ‚Andere Mütter haben auch schöner Töchter’: Im Kalkulationsbereich nicht selten, verfügen gegenwärtig noch unbekannte feminine Niederkunftverantwortliche ebenfalls über ein attraktives Kontingent an Nachkommen.“ Was einen Performance-Poeten ausmacht, ging Bert Uschner talentiert auf den Grund. Mit Wortgewalt wolle der Poet nicht verstanden werden, sondern gefühlt, während der Performer nur mit Vollgas durch die Wand rase. Mit dem Satz: „Bin wortlos, obwohl ich noch so viel zu sagen habe“, stand der einzige weibliche Act Robyn Dudic im Rampenlicht. Sie ging mit den Slam-Gästen auf Tuchfühlung und sorgte für literarisches Bauchkribbeln.
Sie (31 Punkte) schaffte es gemeinsam mit Zolotarov (32 Punkte) und Sinn (35 Punkte) ins Finale einzuziehen.

Applaus krönte Sieger
Im letzten Durchgang wurden die Asse aus dem Ärmel geschüttelt und das Publikum zeigte seine Begeisterung mit einem langen, lauten Beifall. Alex Sinn gab harte, satirische Einblicke in seinen Alltag als Lehrer. „Okay, für eure Namen könnt ihr nichts … Kevin – ja – kennen Sie alle. Aber Leonidas Gareth Obermayer, Marlon Legolas Huber oder Anna-Lena? Die ich bei unserem ersten Kennenlernen vor allen Eltern und Großeltern ‚Anal-Ena’ genannt habe, weil die Eltern ‚Analena’ mit einem ‚N’ geschrieben haben.“ Da wisse man auch nicht, ob die Eltern Individualitätsfaschisten, Legastheniker, Proktologen oder einfach Arschlöcher sind: Lauthalses Lachen, gefolgt vom Sieg des vierten „wortgewalTiK“.

 

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