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Dorfentwicklung von Doren wegen "Gschlief" auf Eis

Doren - Das "Gschlief" lässt Doren weiter nicht zur Ruhe kommen. Die Gemeinde hofft, dass die Hangsicherung greift. Bis dahin werden im Zentrum keine größeren Baumaßnahmen mehr gestartet. Gewaltige Wassermenge | Archiv 

„Uns sind die Hände gebunden, im Ortszentrum können keine größeren Baumaßnahmen mehr gesetzt werden, solange wir nicht wissen, wie es mit dem ,Gschlief‘ weitergeht“, widerspricht Dorens Bürgermeister Anton Vögel der vermeintlichen „Ruhe“ um die gewaltige Rutschung, die das Dorf seit mehr als 150 Jahren bedroht.

1847 war die Rutschung erstmals aktiv, in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich ihr Tempo jedoch dramatisch beschleunigt. Rund ein Hektar Land gingen seit 1927 verloren, die Abrisskante ist nach den Ereignissen von 2005 und 2007 bis auf wenige Meter an das erste Gebäude herangerückt. So nahe an den Reitplatz der Familie Nöckl, „dass man nicht einmal mehr mit einem Lkw vorbeikommt. Wir müssen deshalb eine neue Baustellenzufahrt schaffen“, umreißt Vögel die dramatische Situation und man kann mit „Adler“-Wirt Otto Nöckl mitfühlen, wenn er fürchtet, dass der „nächste Schub“ bereits an die Substanz der Gebäude gehen kann. Gebäude, die ohnehin immer wieder durch Bewegungen im Gelände beschädigt wurden.

Fachleute haben ihre Prognosen erstellt, für die nächsten 50 bis 100 Jahre. Im günstigsten Fall gehen „nur“ Gebäude talseitig der Straße verloren. Landesgeologe Dr. Walter Bauer hält in seinem Szenario aber auch die Zerstörung der Landesstraßen 4 (Vorderwälder Straße) und 20 (Dorener Straße) für wahrscheinlich, das Büro Moser/Jaritz hält es sogar für möglich, dass die Abbruchkante bis in 100 Jahren noch weiter bergseitig zu liegen kommt. Die Szenarien besagen jedoch nicht, dass man bis dahin noch 100 Jahre Zeit hat. Sie zeigen auf, was bis dahin mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Passieren kann es im schlimmsten Fall jedoch schon morgen.

Dem haben nun auch Bund und Land Rechnung getragen und ein Rettungskonzept erarbeitet, für das mehr als zehn Millionen Euro vorgesehen sind. Kern der Maßnahmen ist eine Entwässerung des Rutschbereichs, um den Druck zu reduzieren. Ob es funktioniert? „Davon sind die Experten nicht restlos überzeugt, jedenfalls kam man beim jüngsten Lokalaugenschein überein, zunächst nur einen Teil der vorgesehenen Maßnahmen umzusetzen und deren Wirksamkeit zu überprüfen, ehe weitere Millionen investiert werden“, so Bürgermeister Vögel im „VN“-Gespräch. Dabei zielt man natürlich auf jene Bereiche ab, die „noch zu retten sind“, sprich: die noch nicht unwiederbringbar Richtung Weißach abrutschten. „Vakuumbrunnen“ ist das Zauberwort, mit dem die Rutschung gestoppt werden soll. Im September soll die erste Maßnahme gesetzt werden. Acht oder neun Vakuumbrunnen, abgeteuft bis auf 70 Meter, sollen es am Ende sein, Gesamtkosten ohne Zufahrtsstraßen und zusätzliche Bohrungen zur Installation von Messgeräten mehr als eineinhalb Millionen Euro. Vorerst werden vier gebaut, dann die Ergebnisse ausgewertet, ehe man weitere Geldmittel investiert. Tiefgreifend wird den labilen Schichten mit den Vakuumbrunnen der Wasserdruck weggenommen. Ein Effekt, der in einer weiteren Bauphase mit Vertikaldrainagen verstärkt werden soll.

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