Götzis. (sch) Liebe/Eros/Sex sind die beiden Urkräfte menschlicher Existenz. Der triebhafte Frauenheld Don Juan/Don Giovanni und der grüblerisch-philosophische Faust sind die gegensätzlichen Archetypen der europäischen Kulturgeschichte. Und Wolfgang Amadeus Mozart ist der berühmte Komponist, der Don Giovanni in der „Oper aller Opern“ unsterblich gemacht hat (UA 1787 in Prag). Nun, das Musiktheater Vorarlberg unter der künstlerischen Leitung von Nikolaus Netzer wagte sich nach Verdis „La Traviata“ erneut an ein Meisterwerk der Opernliteratur und konnte mit Mozarts „Don Giovanni“ in der erotisch-pulsierenden Regie und Ausstattung von Barbara Schöne einen Riesenerfolg einheimsen.
Das Libretto von Lorenzo da Ponte sieht Don Giovanni als unmoralischen Frauenhelden, der hemmungslos seinem Eroberungstrieb frönt (Leporellos „Registerarie“, zwar maßlos übertrieben, kündet davon).
Und die drei Damen Donna Anna, Donna Elvira und Zerlina, die aktuellen Objekte seiner Lust, sind in der Opferrolle, mit „geschändeter Ehre“ etc. Nun, in Barbara Schönes moderner Regie werden die Drei aber als fast nymphoman geschildert, die heiß auf Sex sind und dies auch immer wieder in eindeutigen Gesten „in statu nascendi“ verdeutlichen. Der Gipfel – Anna wie Elvira begehen aus rasender enttäuschter Liebe und Leidenschaft (bei Mozart nicht vorgesehen) Selbstmord. Don Giovanni spielte punkto „Fleischeslust“ in Götzis eigentlich eher die zweite Geige.
Sex und Tod
Ein genialer Einfall Schönes ist zweifellos, das brünstige Ambiente von Sex und Tod durch einen schwarzen Tänzer in rotem Outfit (Christopher Rudd als Eros) und eine baskische Tänzerin (Nylea Mata Castilla als Tod) als visuelle, sehr sinnliche Untermalung von Handlung und Musik permanent zu präsentieren, Die Bühne ist hell und karg, bewegliche Wände und Versatzstücke bringen Tempo in die Abläufe. Die gefälligen Kostüme können als heutig gelten. Nikolaus Netzer führte Chor und Orchester des Musiktheaters Vorarlberg mit Gespür für einen schlanken Mozart-Ton und war den professionellen, internationalen Solisten ein sensibler Mitgestalter im Orchestergraben.
Homogenes Mozart-Ensemble
Die berühmte deutsche Sopranistin Vera Schoenenberg als Donna Anna und Ex-„Dolly“Amber Opheim als Donna Elvira brillierten gesanglich wie schauspielerisch. Ebenso war die Schrunserin Iris Mangeng ein glaubhaft flirtender „Schmetterling“ Zerlina. Peter Schönes lyrischer Bariton ist klangvoll, als sexy Verführer allerdings konnte er nicht besonders überzeugen (da waren die Damen besser drauf!). Byoung Nam Hwang schenkte Don Ottavio seinen angenehmen Tenor, blieb aber zu statisch. Giorgi Darbaidze machte den Leporello mit sonorem Bariton als Schlitzohr und Angsthasen transparent. Till Bleckwedel erheischte als jammernder Masetto Mitleid, und Papan Khetchoumian als Komtur sang wirklich nur mit brummelnder Grabesstimme.
Junge Musiker vom Landeskonservatorium bildeten die Bühnenmusik, und die hochbegabte Vorarlbergerin Eva-Maria Hamberger bewältigte dezent die ausführlichen Rezitative am Cembalo. Die nächste Produktion wird 2013 eine Meisteroperette sein – Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Es hat einen Fehler gegeben! Bitte versuche es noch einmal.Herzlichen Dank für deine Zusendung.