In der Nacht wurde bekannt, wer die Affäre ins Rollen gebracht hat. Ein Informatik-Mitarbeiter der Bank Sarasin, die Gelder der Familie Hildebrand verwaltet, gab dem Institut zufolge zu, die Daten weitergereicht zu haben. Die Unterlagen gelangten schließlich zu einem politischen Widersacher Hildebrands, Christoph Blocher von der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP).
Hildebrands Frau Kashya hatte im August Dollar gekauft. Drei Wochen später legte die SNB für den Euro ein Kursuntergrenze von 1,20 Franken fest. Dies führte zu einer sprunghaften Höherbewertung der US-Währung zum Franken. Medienberichten zufolge investierte Kashya Hildebrand ursprünglich rund 500.000 Franken (410.408 Euro). “Mein Interesse am Dollarkauf war dadurch motiviert, dass er auf einem Rekordtief und fast lächerlich billig war”, erklärte Hildebrand kürzlich im Schweizer Fernsehen. Sie habe 15 Jahre lang in der Finanzbranche gearbeitet. Zudem würden 70 bis 80 Prozent der Transaktionen der von ihr in Zürich geleiteten Kunstgalerie in Dollar abgewickelt. Sie habe den Kauf der zuständigen Stelle bei der Schweizerischen Nationalbank gemeldet und es habe keine Einwände gegeben.
Eine Untersuchung durch PricewaterhouseCoopers, die Buchprüfer der SNB, und die Schweizer Finanzaufsicht sprach Hildebrand im Dezember von einem Fehlverhalten frei. Er und seine Familie hätten keine unzulässigen Transaktionen vorgenommen und privilegierte Informationen nicht missbräuchlich verwendet, lautete das Ergebnis.
Hildebrand soll Position missbraucht haben
Der Informant sah dies offenbar anders. Medienberichten zufolge handelte der Sarasin-Mitarbeiter aus persönlichen und moralischen Motiven. Sarasin zufolge habe der inzwischen entlassene Mitarbeiter die Unterlagen mit den Banktransaktionen einem der Schweizerischen Volkspartei nahe stehenden Anwalt gegenüber offengelegt. Dieser habe sich dann im November mit Blocher getroffen. Den Berichten zufolge soll sich Blocher damit an die Schweizer Regierungschefin Micheline Calmy-Rey gewandt haben. Ein Regierungssprecher bestätigte lediglich, dass die Bundespräsidentin im Dezember von Dritten Informationen über Devisentransaktionen Hildebrands erhalten und eine Prüfung eingeleitet habe. Blocher wollte sich einem Sprecher zufolge nicht äußern.
Der SVP-Politiker ist einer der prominentesten Kritiker Hildebrands. Ein erster Stein des Anstoßes waren Devisenmarktinterventionen im Jahr 2009, mit denen die SNB gegen die Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro vorging und dabei einen Milliardenverlust in Kauf nahm. Blocher legte Hildebrand damals den Rücktritt nahe und forderte, die Nationalbank müsse sich auf ihre geldpolitischen Kernaufgaben konzentrieren.
SNB entlastet Hildebrand
Die SNB entlastete am Mittwochnachmittag ihren Präsidenten Philipp Hildebrand. Der Bericht der PwC zeige, dass die Transaktionen der Familie Hildebrand in einzelnen Medien zum Teil nicht korrekt dargestellt worden seien, teilte die SNB mit. Im Auftrag des Bankrates hatte die PwC im Dezember die Transaktionen der Familie Hildebrand unter die Lupe genommen.
Stellungnahme am Donnerstag
SNB-Präsident Philipp Hildebrand nimmt laut Mitteilung der SNB am Donnerstag persönlich Stellung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Zusammen mit dem Prüfungsbericht der PwC veröffentlichte die SNB zudem das bisher der Öffentlichkeit nicht zugängliche Reglement über Eigengeschäfte der Mitglieder des SNB-Direktoriums.
Gemäß diesem dürfen Direktoriumsmitglieder der SNB keine Eigengeschäfte tätigen, die “nicht öffentlich bekannte Informationen ausnutzen”. Nicht erlaubt sind insbesondere Eigengeschäfte, die geld- und währungspolitische Absichten der SNB ausnutzen.
Unzulässig sind dabei auch “das vorzeitige und gleichzeitige Tätigen von Eigengeschäften in Kenntnis von geplanten oder beschlossenen Transaktionen der SNB”. Konkret dürften Direktoriumsmitglieder also keine Devisengeschäfte tätigen, wenn sie wie im vergangenen Sommer währungspolitische Maßnahmen ins Auge gefasst hat.
Die Richtlinien sind seit dem 1. Mai 2010 in Kraft.(APA)
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