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Diskuswerfer Weißhaidinger mit Herz in der Hand Sechster

Der Oberösterreicher lieferte einen guten Wettkampf ab
Der Oberösterreicher lieferte einen guten Wettkampf ab
Mit einem starken sechsten Platz bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro hat sich Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger nun auch offiziell in der Weltspitze etabliert. "Das sind Olympische Spiele, da muss man sich erst einmal beweisen können. Irgendwo vorher oder nachher kann jeder weit werfen", sagte der mit 24 Jahren jüngste Athlet des 12er-Finalfeldes.


Als erster Diskuswerfer aus Österreich nach Gerhard Mayer 2009 bei der WM in Berlin (Achter) hatte Weißhaidinger bei einem Freiluft-Großereignis den Finaleinzug auf Weltebene geschafft. Es ist nach Rang sieben für Hürdensprinterin Beate Schrott 2012 in London das nächste Topergebnis eines ÖOC-Leichtathleten im Zeichen der Fünf Ringe.

Der Wettkampf am Samstag im gut besuchten Olympiastadion wurde gegen Ende hin immer spannender. Zum einen aus österreichischer Sicht, fixierte der Oberösterreicher doch mit 64,95 m erst im letzten Versuch den sechsten Platz. Er lag nach fünf der sechs Durchgänge auf dem achten Rang.

“Es war ein Wettkampf mit allen Facetten, unwahrscheinlich. Auch von den Gegnern. Ich glaube, mehr Spannung auf einmal bringt man nicht zusammen”, sagte der zweifache Goldmedaillengewinner der EYOF-Games 2009 in Tampere (Diskus und Kugel). Der Deutsche Christoph Harting schnappte mit 68,37 m im letzten Versuch dem polnischen Weltmeister und Topfavoriten Piotr Malachowski (67,55) den Titel noch weg. Christoph Harting ist der Bruder von Robert Harting, der als London-Olympiasieger in Rio in der Qualifikation ausschied. Dritter wurde Daniel Jasinski (GER/67,05).

Weißhaidinger ließ den Wettkampf noch einmal Revue passieren und erzählte, er sei nicht richtig reingekommen. Es fehlte an Aggressivität, zu stark sei der Fokus am Vortag darauf gewesen, die Qualifikation zu überstehen, dass er sich mit dem Finale nicht beschäftigt hatte. Die 62,44 m im zweiten reichten aber, um nach drei Durchgängen vier Konkurrenten hinter sich zu lassen, denn nur acht erhielten weitere drei Versuche. Und diese Top Acht hatte sich Weißhaidinger für Samstag vorgenommen.

“Ich bin dann zu Gregor hingegangen, der sagte: ‘Hearst Luki, Olympische Spiele sind nur alle vier Jahre, entweder du zahst an, oder du lässt es bleiben’.” Die Schelte von Trainer Gregor Högler saß, nach zwei ungültig gemachten Versuchen schleuderte Weißhaidinger das Gerät auf 64,95 m. “Ich habe das Herz in die Hand genommen und angezaht. Das ist mir im sechsten super aufgegangen. Großartiger sechster Platz!”, jubelte der ÖLV-Rekordler. “Um die 65 m wollte ich werfen, ich bin super zufrieden.”

Er habe nicht aufgegeben, habe in jedem Versuch gekämpft und geglaubt, dass er das noch packen werde und “noch ein paar Körndl” dazugelegt. “Ich bin froh, dass ich die Leistung noch einmal abrufen konnte. Ich hätte gerne die 65 vorne stehen gehabt, aber wegen den fünf Zentimetern mache ich mir jetzt auch nicht ins Hemd.”

Der beste Wurf in Rio war Weißhaidinger in der Qualifikation gelungen. Mit 65,86 m hatte er es als Zweiter in das Finale der Top-Zwölf geschafft und seiner Freundin Hanna ein Geburtstagsgeschenk gemacht. “Ich hätte mir den Wurf gerne für das Finale aufgehoben, muss ich ganz ehrlich sagen”, meinte der Athlet, durfte dann im Endkampf aber auch mit etwas weniger zufrieden sein. “Das sind Momentaufnahmen, das sind Feinheiten, die da fehlen. Aber wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich Sechster werde, hätte ich jede Weite unterschrieben.”

Weißhaidinger hatte im Juni auf dem Weg zu den Sommerspielen einen Rückschlag hinnehmen müssen. Als Sieger beim Madrider World-Challenge-Meeting zog er sich einen Bruch des Mittelfußknochens zu, konnte drei Wochen nicht werfen, ging Wochen auf Krücken und musste die EM in Amsterdam auslassen.

“Ich möchte mich nicht nur bei meinen Trainern Gregor Högler und Josef Schopf bedanken, sondern auch beim Ärzteteam rund um Sigrun Schönfelder, die mich noch hingebracht hat. Wenn es sie nicht gegeben hätte, würde ich heute nicht dastehen.” Er habe aber das Ziel nie aus den Augen verloren.

Sieger Harting freute sich bei der Siegerehrung etwas zu ausgelassen und musste dafür viel Kritik einstecken. “Gold im Diskus ist echt super geil!!! Aber für dieses Verhalten schäme ich mich in Deutschland vor dem TV!”, schrieb Sebastian Beyer, Ex-Europameister im Weitsprung, am Samstag auf seiner Facebook-Seite. “Sorry aber dann würde ich lieber auf diese Medaille verzichten….”

Diskuswerfer Harting hatte nach seinem Sensationscoup in Rio, wo er Nachfolger seines Bruders Robert wurde, beim Abspielen der Nationalhymne auf dem Podest die Arme verschränkt, geschunkelt und auch etwas herumgeblödelt. Bei der Pressekonferenz sagte er später: “Ich bin ein Mensch, der Rhythmus braucht, der Rhythmus liebt, aber es ist schwierig nach der Nationalhymne zu tanzen.”

In den sozialen Netzwerken stieß Hartings Auftritt vielerorts auf Widerwillen. Die Tageszeitung “Die Welt” schrieb in einem Kommentar von einer verheerenden Wirkung. “Sensationell hatte Christoph Harting bei den Spielen von Rio seinen verletzten Bruder Robert als Diskus-Olympiasieger beerbt. Sein anschließendes Verhalten aber war eines Goldmedaillengewinners nicht würdig.” “Bild.de” schrieb am Samstag von einem “Arroganz-Auftritt nach Diskus-Gold”.

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