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Dirigent Gustav Kuhn: "Salzburg behandelt mich wie einen Trottel"

Die erfolgreiche Konzertreihe "Delirium" wurde wegen Terminstreitereien abgesagt und nach Innsbruck verlegt - die Stiftung Mozarteum pocht auf "übliche Planungszeiten". Nun will die Kulturpolitik vermitteln.
Salzburg behandelt mich wie einen Trottel. Ich war das Versuchskaninchen, das eine vorweihnachtliche Konzertreihe erfolgreich getestet hat, und jetzt bekomme ich plötzlich keine Termine mehr im Großen Saal des Salzburger Mozarteums.” Das sagte Gustav Kuhn, Intendant der Tiroler Festspiele in Erl und Gründer des Festivals “Delirium”, auf Anfrage der APA. Kuhn hat 2007 und 2008 den je viertägigen Konzertmarathon im Großen Saal dirigiert und jetzt von Salzburg nach Innsbruck verlegt.

Schon für die Jahre 2009, 2010 und 2011 hat sich das Mozarteumorchester Salzburg den bisher von Kuhn bespielten Donnerstag reserviert. “Diese Krot haben wir geschluckt und das ‘Delirium’ von vier auf drei Tage gekürzt. Aber dass uns die Stiftung Mozarteum die drei verbleibenden ‘Delirium’-Tage Freitag, Samstag und Sonntag vor Weihnachten nicht bis 2015 reservieren will, ist keine Ungeschicklichkeit mehr, sondern eine Unschicklichkeit. Salzburg wollte uns ganz einfach hinausekeln.” Kuhn betonte, dass die Planung bis 2015 deswegen so unverzichtbar sei, weil die Sponsoren ihre Finanzierung an diese mittelfristige Konzertzusage gebunden hätten.

Tatsächlich beabsichtigten Hauptsponsor Hans Peter Haselsteiner und seine Strabag die alljährliche Vorstandssitzung nach Salzburg zu verlegen und an Kuhns Konzertreihe zu knüpfen. Das “Delirium” war bisher zur Gänze von der Strabag, Kuhn selbst und dem Plattenlabel Col Legno finanziert und wurde nicht öffentlich subventioniert.

“Wir sind doch keine Fleischermeister, die ihre Weihnachtsfeier hier abhalten wollen. Ich bin Salzburger, unser ‘Delirium’ war extrem erfolgreich, der Große Saal war je vier Mal rappelvoll. Es ist absolut unverständlich, warum man uns erst einen Tag kürzt und dann nur für drei Jahre zusagt”, sagte Kuhn und kündigte an, die von der Stiftung Mozarteum an ihn verliehene Lilli-Lehmann-Medaille “mit herzlichem Dank” zurückzugeben.

Stefan Pauly, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum, sagte auf Anfrage der APA, Kuhn sei willkommen, die Jahre 2009, 2010 und 2011 waren ja auch fix vereinbart. “Aber eine längerfristige Zusage ist wegen der üblichen, maximal dreijährigen Vorlaufzeit der anderen Salzburger Konzertveranstalter nicht möglich. Wir sind unseren langfristigen Salzburger Partnern verpflichtet, an etwaige Mieteinbußen denken wir nicht.” Pauly räumte ein, dass die Tage vor Weihnachten bisher von keinem Salzburger Konzertveranstalter genutzt worden waren.

Der für Kultur zuständige LHStv David Brenner (S) hat angekündigt, sich als Vermittler zwischen Kuhn und der Stiftung einzuschalten. “Es wäre sehr schade für Salzburg, wenn diese Veranstaltung, die Salzburg vor Weihnachten spürbar belebt hat, tatsächlich nach Innsbruck abwandern würde.”

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