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Diese Augen sind wunderschön

Schwarzach - Der Bregenzer Bernhard Purin leitet ein Museum, das nun im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Das neue Jüdische Museum in München eröffnet eine Sonderausstellung.

Katja Pringsheim-Mann hatte wunderschöne Augen. Schon als Kind. Darüber sind wir uns sofort einig. Bilder von ihr – und eines mit ihren vielen Geschwistern, das bislang als verschollen galt –, befinden sich nun in der Sonderausstellung des neuen Jüdischen Museums in München. Direktor des Hauses, das heute offiziell eröffnet wird, ist, wie berichtet, der Bregenzer Bernhard Purin.

Katja Pringsheim, die spätere Frau des Schriftstellers Thomas Mann, wurde so wie andere Familienmitglieder von den namhaften Malern Kaulbach und Lenbach porträtiert. Alfred Pringsheim (1850–1941), ihr Vater, war Mathematiker, Musikfreund und Sammler. Sein Münchner Palais war Treffpunkt von Künstlern und Wissenschaftlern. In der Nazi-Zeit wurde die Sammlung beschlagnahmt, Pringsheim starb in der Schweiz, seine Tochter floh mit der Familie, wie wir wissen, in die Vereinigten Staaten.

Sammler präsentiert Purin in der ersten Sonderausstellung seines Museums. Ein Modell des Pringsheim-Palais wurde aufgebaut. Es zeugt davon, was in München verloren ging, und nun, zumindest zum Teil, sichtbar gemacht wird.

Auch die Wittelsbacher haben gesammelt. Allerdings macht die Präsentation jener Schätze der Herrscherfamilie (Handschriften, Gefäße etc.), die in den Bayerischen Archiven schlummerten, klar, dass man die Objekte meist nicht auf legalem Weg erwarb – sie wurden den Juden geraubt.

Ein Umstand, der sich in fast allen Jüdischen Museen offenbart. Und so wirkt auch die ständige Sammlung des Hauses mit seinen knapp 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche – was die Ritualgegenstände betrifft – keineswegs überfüllt. Der Informations- sowie der emotionale Gehalt der Präsentation ist aber enorm. Besuchern wird der Zweck präsentierter Ritualgegenstände anschaulich erläutert. Der aktuelle Münchner Stadtplan wird zum überdimensionalen Brettspiel, auf dem die jeweils jüdische Geschichte einzelner Bezirke bildreich ausfindig gemacht werden kann. Die Präsenz jüdischen Lebens in Deutschland nach dem Holocaust vermitteln unter anderem Zeitzeugen per Audio-Installation.

Und so ungeniert wie Comic-Zeichner Jordan B. Gorfinkel mit Klischees und Vorurteilen abfährt, kann die Kommunikation, der Dialog eigentlich nur angeregt werden.

Genau das war die Absicht von Bernhard Purin und seinen Mitarbeitern im lichtdurchfluteten Bau nach Plänen der deutschen Architekten Wandel, Hoefer und Lorch.

Das Jüdische Museum in München, nach dem Libeskind-Bau in Berlin ist es erst der zweite neue Museumsbau dieser Art in Deutschland – ist übrigens eine rein städtische Einrichtung. Es ist aber Bestandteil eines Ensembles, zu dem das Zentrum der Jüdischen Gemeinde mit ihren etwa 10.000 Mitgliedern und eine Synagoge zählt. „Ein idealer Ort“, so Purin. Unübersehbar mitten in der Stadt fördert er das Zusammenleben. Wäre schön, wenn er das wirklich symbolisieren kann.

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