Das Glücksgefühl
Es ging mir wie nach dem Ende von Wackersdorf. Ich war zuerst ungläubig. Und dann kam dieses Glücksgefühl. Ich hab mit Stolz an meinen verstorbenen Mann Franz-Viktor denken müssen. Wie er das Glück sofort hinterfragt hätte auf der Suche nach einem Pferdefuß. Hildegard Breiner saß im Zug, als sie von den VN über das angekündigte Ende der Atomkraft in der Schweiz erfuhr.
Das Glücksgefühl war anschließend Zugbegleiter bis zum heimatlichen Bahnhof in Bregenz. Es begleitete sie auch nach Hause. Es schwang mit während der Anrufe, die sie von Mitstreitern und Mitdemonstranten der sonntägigen Demonstration erhielt. Das eidgenössische Bekenntnis zum langfristigen Ende der Atomkraft steht bei Hildegard Breiner gleich neben den drei Leuchttürmen in meinem jahrzehntelangen Kampf gegen Atom: Rüthi, Zwentendorf, Wackersdorf. An allen drei Schauplätzen hatte die Obfrau des Naturschutzbundes gegen die nukleare Gefahr demonstriert.
Aufpassen
Aber die Grande Dame der Anti-Atom-Bewegung in Vorarlberg will sich nicht blenden lassen. Was die Schweizer jetzt angekündigt haben, ist schön und gut. Aber das muss auch umgesetzt werden. Die laufenden Klagen gegen Anlagen in der Schweiz müssen aufrecht bleiben. Wir sind dazu angehalten, wachsam zu bleiben. Auch die Haltung zur Atomkraft ist leider oft dem Zeitgeist unterworfen. Das weiß ich nur zu gut.Die Russ-Preis-Trägerin will nicht nachlassen in ihrem Engagement. Doch das fällt ihr jetzt leichter. Man bekommt irrsinnig viel Energie, wenn solche Entwicklungen eintreten. Du weißt, warum du es tust und gewinnst Stärke aus solchen Erfolgserlebnissen.
Die Jungen fehlen
Stark und unerschütterlich in ihrer Haltung war Hildegard Breiner immer schon. Sie führte die Umweltbewegung an, als sich viele dem Naturschutz-Gedanken verschrieben. Sie blieb aber auch hartnäckige Frontfrau, als der Kampf für Natur und gegen Atomkraft nicht mehr en vogue waren. Heute, sagt sie etwas bitter, ist es viel schwieriger, junge Menschen für den Kampf gegen Atomkraft zu gewinnen. Nicht weil sie grundsätzlich nicht bereit dazu sind. Sondern vielmehr deswegen, weil sie die Härte des Berufslebens auffrisst. Sie haben keine Energie mehr für solche Dinge. Breiner blickt zu Willy Sieber, der sich zur Runde gesellt hat. Der Ökologe ist stolz auf die Kollegin. Für sie würde ich fast alles tun, meint er schmunzelnd. Gemeinsam haben sie noch vieles vor. Ein Erfolgserlebnis wie jenes vom Mittwoch verpflichtet ja schließlich.
VN
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