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Die umweltfreundliche Gratis-Energie

Wärmepumpen erleben gerade einen Boom. Ein Ziviltechniker berichtet, was die Grund­wasserwärmepumpe in seinem Haus leistet.

 „Sie ist unhörbar, unsichtbar und umfassend gesehen derzeit das Kostengünstigste, was man zum Thema Energieversorgung machen kann“, sagt Dipl.-Ing. Michael H. Gasser über seine Grundwasserwärmepumpe. Der Kammervertreter der ­Ziviltechniker hat beruflich viel mit technischen Planungen zu tun und erst unlängst eine in seinem Privathaus installiert.

Wärmepumpen können die Wärme aus verschiedenen Quellen entziehen: aus der Luft, dem Erdreich oder eben dem Grundwasser. Dass der Markt für unterschiedliche Formen von Wärmepumpen in Europa seit Jahren hohe zweistellige Zuwachsraten hat, ist nicht weiter verwunderlich. Denn für die Strom­menge, die man zum Betrieb einer Wärmepumpe braucht, erhält man ein Mehrfaches in Form von Wärme zurück. Weil man damit Gratis-Energie aus der Umgebung zum Heizen nützen und fossile Brennstoffe einsparen kann, gelten Wärmepumpen als effiziente und umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Heiz­systemen.

Unkomplizierter Umbau

Das etwa Kühlschrank große Gerät steht bei Gasser im Keller. Der Umbau dauerte circa eine Woche für das Bohren des Brunnens und circa zehn Tage für den Heizraumumbau. Das System eignet sich sowohl für Heizkörper- als auch für Fußbodenheizungen.

Technisch funktionieren Grundwasserwärmepumpen, indem Wasser durch einen Wärmetauscher geleitet wird. Aus dem Temperaturunterschied durch die leichte Abkühlung erzeugt dann die Wärmepumpe Heizenergie. Die Grundwassertemperatur liegt in der Regel zwischen neun und zwölf Grad, nach der Wärmepumpennutzung hat es zwischen sechs und acht Grad. „Es gibt die Option, dass man nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann“, erklärt Gasser weiter. Im Sommer sei eine Absenkung der Raumtemperatur um zwei bis drei Grad Celsius möglich durch Abkühlung der Fußböden auf 21 Grad Celsius. „Sie hat zudem mit Sicherheit den allergeringsten Primärenergieverbrauch“, sagt der Ziviltechniker.

Laut Gasser liegt er etwa bei der Hälfte von Luftwärmepumpen.Die finanziellen und ökologischen Vorteile der Grundwasserwärmepumpe liegen auf der Hand. Nur die Anschaffung kann teurer werden. Eine durchschnittliche Luft-Wasser-Wärmepumpe für das Einfamilienhaus wäre zwischen 10.000 und 12.000 Euro billiger gewesen.Die ausgewählte Wasser-Wasser-Wärmepumpe (Grundwasserwärmepumpe) hat deutlich höhere Kosten von 35.000 Euro verursacht. Die Kosten hängen aber stark ab von den spezifischen Anforderungen und welche Haustechnikinstallationen sonst noch erneuert werden. Der Energieeinsatz für die frühere Gasheizung hat sich von 21.000 kWh pro Jahr auf 3800 kWh pro Jahr reduziert.Die jährliche Einsparung
liegt zwischen 1500 und 1800 Euro. Bei steigenden Preisen für Strom und Gas wird sich dieser Vorteil noch verstärken.

Die Effizienz einer Wärmepumpe wird durch den sogenannten Coefficient of Performance (COP, Leistungszahl) gemessen, der das Verhältnis von abgegebener Wärmeenergie zur aufgewendeten Antriebsenergie angibt. In der Regel liegt der COP von Wärmepumpen zwischen drei und fünf, was bedeutet, dass sie bis zu fünfmal so viel Wärmeenergie liefern können, wie sie zur Stromversorgung benötigen.

Abstände beachten

Der Betrieb einer Luft-Wasser-Wärmepumpe würde stark von der Außentemperatur abhängen. Je kälter es im Winter ist, umso höher wird der Strombedarf für der Luftwärmepumpe. Beim Grundwasser entfällt dieser gravierende Nachteil. Durch die Installation innerhalb des Gebäudes werden keine Nachbarn mit Lärm benachteiligt. Wie weit die Pumpe in die Erde gehen muss, entscheidet der Standort, sagt Gasser. „Im Rheintal, im Walgau oder in den Tallagen des Bregenzerwaldes sind es in der Regel zehn bis 15 Meter. Dazu braucht es einen Brunnen, in dem das Wasser entnommen wird.

Vier Meter Abstand zu den Nachbargrundstücken sind Vorschrift, damit man dem Nachbarn seine Grundwassernutzung nicht verunmöglicht. Zum Teil können die Pumpen in Gebäuden drin sein oder mit anderen Versickerungsanlagen, etwa für Regenwasser, kombiniert werden. „Wenn man sich einen technisch ‚geschickten‘ Ingenieur nimmt, bekommt man das meist ziemlich unkompliziert hin.“ Eine administrative Hürde kann das nötige wasserrechtliche Verfahren sein. In Summe bewertet Gasser aber auch das als weniger aufwendig als etwa die Bewilligung für Luftwärmepumpen. „Denn da hat man noch das Thema mit den Nachbarn, die vor allem bei Schall und Abstand mitreden.“

Förderungen in Vorarlberg

Die Förderungsunterstützung durch das Land Vorarlberg mit der Aktion „Raus aus Öl“, die Vorarlberger Kraftwerke und durch den Klima- und Energiefond bewertet Gasser als positiv.

Auch die Abwicklung hat Gasser als unkompliziert erlebt und die Auszahlung kam relativ schnell. „Die Förderkulisse ist besser als bei allen anderen Förderungen in diesem Bereich, ein Teil der höheren Investition wird damit gut abgefedert.“ Eine Situation wie bei der ­Photovoltaik, dass man an einem gewissen Zeitpunkt der oder die Schnellste bei der Förderbeantragung sein muss, hat man zum Beispiel nicht.

Starkes Wachstum am Markt

Der Wärmepumpenmarkt in Europa ist in den letzten ­Jahren stark gewachsen. Laut Daten der European Heat Pump ­Association (EHPA) wurden im Jahr 2019 in Europa insgesamt 1,35 Millionen Wärmepumpen installiert.

Im Jahr 2022 waren es bereits rund drei Millionen, um knapp 38 Prozent mehr als im Jahr davor. In Österreich wurden 2022 mehr als 49.000 Wärmepumpen verkauft, ein Zuwachs um 59 Prozent gegenüber 2021. Pro 1000 Haushalten wurden in Österreich im vergangenen Jahr zwölf ­Wärmepumpen verkauft.

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