1982 wurden die Toten Hosen in Düsseldorf gegründet. 25 Jahre später erscheinen nun 17 Alben der Punkrockgruppe in überarbeiteter Form – neu abgemischt, mit Bonustracks angereichert und in aufwendigen Verpackungen. Das Gesamtwerk seiner Band sei nicht das Peinlichste auf der Welt, wie Sänger Campino meint. Ein rundes Paket, das sein Geld wert ist, habe man schnüren wollen. Trotz des gelungenen Rückblicks schauen die Hosen schon wieder vorwärts. Nächstes Jahr startet eine Tournee, an frischem Material wird gearbeitet.
Es sind noch alle Mann an Bord, das Schiff sticht wieder in See und es ist noch in guter Fahrt, beschreibt Campino den Zustand seiner Band, die zuletzt eine zweijährige Pause eingelegt hat. Diese Auszeit wurde genutzt, um die alten Bänder zu remastern. Das Ergebnis sei eine schöne Zeitreise geworden, betont der 45-Jährige mit bürgerlichem Namen Andreas Frege. Wir wussten immer, dass wir irgendwann unsere frühen Platten entstauben würden. Man hört den Gegensatz ganz krass. Es ist eine Freude, wie Opel-Gang jetzt aus den Boxen springt.
Opel-Gang, erschienen 1982, als Helmut Kohl deutscher Bundeskanzler wurde und Italien im Finale der Fußball-WM Deutschland mit drei zu eins besiegte, setzte den Startpunkt einer imposanten Karriere, die 2005 sogar ins Wiener Burgtheater führte (der Mitschnitt der Unplugged-Show wurde unter dem Titel Nur zu Besuch auf DVD und CD herausgebracht). Über die Erstlingswerke sagt Campino: Ich ziehe manchmal alten Platten von uns raus, wie andere Fotoalben hervorholen. Ich verbinde viele Erinnerungen damit. So gehen diese nicht verloren.
Zu den Höhepunkten im kreativen Schaffen zählt der Sänger die Longplayer Ein kleines bisschen Horrorshow (1988), Opium für das Volk (1996) und Auswärtsspiel (2002). Das sind meiner Meinung nach die besten Sachen, die wir abgeliefert haben. Horrorshow war unsere erste ernste Platte, wenn auch unter dem Deckmäntelchen des Theaters (Es handelte sich um die Bühnenmusik zum Stück Clockwork Orange, Anm.). Wir standen damals noch nicht ganz dazu, mehr sein zu wollen als eine Partyband. Mit Opium haben wir die Karten auf den Tisch gelegt. Die einzige Ausnahme darauf war das Lied Zehn kleine Jägermeister – es sollte widerlegen, dass wir zu erwachsen geworden sind. Auswärtsspiel zeigte, dass wir älter geworden sind, aber immer noch Power haben.
Am Anfang waren wir die Antipode zu Popstars. Nach dem Motto: Wir machen Krach und haben Spaß. Wir fühlten uns als Antihelden. Dann wurden wir bekannter und erfolgsverwöhnt, so dass durchaus die Gefahr bestand, zu Idioten zu mutieren. Allerdings gab es immer wieder Momente, die uns auf den Boden zurückgeholt haben – vor allem das 1.000ste Konzert (ein 16-jähriges Mädchen starb im Gedränge, Anm.). Diese Krise hat uns erinnert, worum es eigentlich geht.
Die Toten Hosen blicken auf eine Karriere mit vielen Höhen, aber einigen Selbstzweifeln zurück. Nach einer Haudrauf-Phase (Campino) musste sich die Band nach Erscheinen von Damenwahl (1986) erstmals an einer Frage den Kopf zerbrechen: Wie viel Erfolg darf eine Punkband eigentlich haben? Der Sänger weiter: Nach der Horrorshow wurden wir plötzlich als Rockband ernst genommen. Kreuzzug war unsere erste Nummer eins. Bands wie die Rolling Stones wollten uns als Support. Wir wussten gar nicht, wie ein Punkband damit umgehen sollte, plötzlich an der Spitze der Charts zu stehen.
Auf den Unterschied zwischen der Gegenwart und vor 25 Jahren angesprochen, sagt der 45-Jährige: Heute ist nicht mehr alles so zwanghaft und aus einer Pose heraus. Wir waren am Anfang ganz unsichere Jungs, die sich wie eine Jugendbande benahmen. Wir müssen uns heute nicht mehr vormachen, was für klasse Kerle wir sind. Heute habe ich außerdem den Mut, zuzugeben, dass wir Profis sind. Das war mir früher peinlich.
Etwas ist über die Dekaden konstant geblieben: Die Toten Hosen verbindet mehr als der Beruf. Wir freuen uns, zwischendurch Urlaub mit anderen Freunden zu machen. Aber es kommt immer noch vor, dass wir zusammen verreisen. Wir gehen jährlich Skifahren – ohne Gruppenzwang. Wir funktionieren nicht als Einzelgänger, wir sind ein Team. Ein Solo-Album wird es von mir daher nie geben. Wozu? Ich kann mich in der Band vollkommen selbstverwirklichen. Ich bin ein absoluter Teamspieler.
Während Campino noch Werbung für die Jubiläumsedition von 17 Hosen-Klassikern macht, wird bereits an der nächsten CD gearbeitet. Der bisherige Eindruck? Wie beim Fußball kann man erst nach dem Schlusspfiff etwas über das Ergebnis sagen. Vom Material her haben wir ein Drittel von dem, was wir brauchen. Ich stelle den Anspruch, dass wir die Leute noch einmal überraschen müssen. Es wäre fatal, wenn wir satt und zufrieden klingen würden.
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