Eigentlich ist Mozarts musiktheatralischer Erstling bloß das erste Drittel einer Gemeinschaftskomposition, die Erzbischof Schrattenbach 1767 für die theaterfreie Fastenzeit in Salzburg in Auftrag gegeben hat. Die Handlung dieser Allegorie ist schnell erzählt: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Christgeist bemühen sich um den ungläubig gewordenen Christen. Der folgt jedoch dem vergnügungssüchtigen Weltgeist, dementsprechend listig müssen die christlichen Figuren ihre Fallen zur Bekehrung legen. Klein-Mozart macht daraus sieben Arien, ein Terzett und jede Menge Rezitative.
Freilich benötigt das Werk einen wie Harnoncourt, der immer öfter gerade den Frühwerken Mozarts Leben einhaucht. Mit höchster Seriosität spürte der Dirigent dem barocken Kern dieser – doch sehr linearen – Musik nach, ebenso federnd wie herb, mit pochendem Herzschlag musizierte der Concentus Musicus. Jedem Anflug von Dramatik wurde dankbar und konsequent nachgegangen, dank klarsichtigem Originalklang und virtuoser Solo-Leistungen wurde wahrlich das Optimum aus diesem Kinderspiel gesogen.
So kamen geniale Momente zum Vorschein, reißt Mozart doch mitten im Rezitativ den “offnen Höllengrund” samt “grässlichem Geheul” mittels wilder, rasender Freitonalität auf. Der Christgeist (kraftvoll: Kurt Streit) darf die Messer wetzen, wenn Mozart ihm die schrillen Akzente dazu liefert. Und so bieder, wie die Barmherzigkeit – Eva Mei mit wunderbar klarem Sopran – und die Gerechtigkeit – Altistin Elisabeth von Magnus gab sich ebenso streng wie technisch makellos – im Libretto agieren, werden sie auch von Mozart musikalisch bedacht. Selbst das finale Terzett der drei christlichen Kampfgenossen bestraft Mozart mit lieblicher Fadesse.
Wie lebensfroh gibt sich dagegen der verhasste Weltgeist: Patricia Petibon erleuchtete das Haus für Mozart mit keckem Hut und unbändigem Elan. Jeder Faser ihrer zwei Arien impfte die Feuerfüchsin vokale Magie ein, tupfte zauberhafte Koloraturen wie Farbkleckse ins Auditorium und setzte dazu ein köstliches Mienenspiel auf, das jede fehlende Szenerie übertünchte. Solch einem weltlichen Ausbruch an Lebensfreude folgt jeder Christ gerne, in diesem Falle der tadellose Einspringer John Mark Ainsley. Die hinreißende Französin setzte dem Abend einen virtuosen Stempel auf, das Publikum dankte mit begeisterten Ovationen. So macht auch der früheste Mozart Spaß.
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