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"Die richtige Entscheidung getroffen"

Rainer Gögele, ehemaliger Gesundheitslandesrat und ÖVP-KLubobmann geht zurück in die Schule.
Rainer Gögele, ehemaliger Gesundheitslandesrat und ÖVP-KLubobmann geht zurück in die Schule. ©VOL.AT/Steurer
Im Juni 2012 legte Rainer Gögele seine Aufgaben als Gesundheitslandesrat auf eigenen Wunsch nieder. Seit Montag unterrichtet er am Bundesgymnasium Schoren in Dornbirn Latein und Religionslehre.
Gesundheits-Landesrat Rainer Gögele tritt zurück

Herr Professor, wie war denn Ihr erster Schultag am Dornbirner Gymnasium?

Rainer Gögele: Der erste Schultag war bereits am Montag. Es gab zwei Wiederholungsprüfungen im Fach Latein. Am Dienstag habe ich dann eine siebte Klasse unterrichtet, ebenfalls in Latein. Der erste Eindruck von der Schule ist sehr gut. Alle Menschen, Lehrer wie Schüler, sind mir gegenüber bisher sehr freundlich und offen begegnet.

Wurden Sie auf Ihren doch relativ überraschenden Rücktritt im Juni angesprochen?

Gögele: Das war bisher so gut wie nicht der Fall. Manchen Reaktionen ist zu entnehmen, dass meine Geschichte durchaus bekannt ist, ein besonderes Thema ist es aber nicht.

Haben Sie den Schritt, als Landesrat zurückzutreten, in den vergangenen Monaten bereut?

Gögele: Nein, das war die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.

Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie wieder ein Regierungsamt annehmen? Möglicherweise ein anderes Ressort übernehmen?

Gögele: Bei demselben Informationsstand wie vor einem Jahr würde ich alles wieder genauso machen. Ich habe nach einem halben Jahr gemerkt, dass es nicht meine Sache ist, und habe die Konsequenzen gezogen. Spekulationen über andere Ressorts halte ich nicht für angebracht.

Vermissen Sie den Posten als Klubobmann der ÖVP?

Gögele: Das war eine andere Tätigkeit. Diese Aufgabe habe ich fünf Jahre lang hoffentlich ordentlich erledigt. Ich habe damals, als ich in die Landesregierung gewechselt bin, gewusst, was ich tue, und das weiß ich jetzt auch.

Wie haben Sie die letzten Monate verbracht?

Gögele: Ich habe sehr viel gelesen. Theologische Literatur wie „Existiert Gott?“ von Hans Küng beispielsweise oder Interessantes wie „Die Wende“ von Stephen Greenblatt. Und natürlich ein paar Dinge, die ich für den Lateinunterricht benötigt habe.

Was hat sich in den Jahren, in denen Sie nicht unterrichtet haben, verändert?

Gögele: Die Schüler sind im Wesentlichen wie früher. Sie sind motiviert, gerade in der Oberstufe, wenn sie die Matura als Ziel vor Augen haben. Der Unterricht hat sich etwas verändert. Gerade in Latein hat es ziemliche Fortschritte gegeben. Die Materialien haben an Qualität und Aktualität gewonnen. Zudem habe ich bisher immer „langes Latein“, also sechs Jahre bis zur Matura unterrichtet. Am BG Schoren sind es vier Jahre. Es gibt andere Bücher, andere Schwerpunkte.

Sie sagten, dass das Unterrichtsmaterial an Aktualität gewonnen hat. Kann eine tote Sprache aktuell sein?

Gögele: Ich denke schon, denn es werden durchaus nicht nur Texte aus der klassischen Antike behandelt. Wir beschäftigen uns auch mit Zeugnissen aus dem Mittelalter oder – in aufgearbeiteter Form – aus der Neuzeit. Um eine Sache kommen die Schüler allerdings nicht herum: Die Grundlagen müssen erlernt werden. Denn wenn ich nicht deklinieren oder konjugieren kann, dann kann ich mich auch nicht mit Texten beschäftigen und über diese diskutieren.

Was ist das Besondere am Lehrer-Sein?

Gögele: Für mich bedeutet es, sich auf junge Menschen einzulassen. Ich habe die Möglichkeit, am Puls der Zeit zu bleiben. Die Wünsche, die Sorgen und Nöte, Bedürfnisse und das Lebensgefühl der jungen Leute direkt zu erleben. Ich freue mich auf diese Herausforderung, die sicherlich auch einiges an Weiterentwicklung der eigenen Person mit sich bringt.

Wie sehen Sie – inzwischen nicht mehr Politiker, sondern wieder Lehrer – die Diskussion um das Thema Gesamtschule?

Gögele: Die Schuldiskussion als solche hat keinen wirklichen Einfluss auf die pädagogische Praxis. Mein Bestreben ist es, die jungen Leute, die mir anvertraut sind, so gut wie möglich zu betreuen.

Sind Sie noch politisch aktiv?

Gögele: Ich bin Gemeindevertreter und Ortsobmann in Mäder. Es ist so besprochen, dass ich diese Aufgaben bis auf Weiteres wahrnehme. Die Wahlperiode läuft noch bis 2015, alles andere wird sich zeigen.

Eine Rückkehr in die Landespolitik schließen Sie aus?

Gögele: Ausschließen sollte man nie etwas. Ich hätte ja bleiben können, es hat mich ja niemand vertrieben. Aber eine Rückkehr in die Landespolitik ist im Moment kein Thema.

Können Sie Sich noch an Ihren allerersten Schultag erinnern?

Gögele: Nur dunkel. Ich bin 1962 in Brederis eingeschult worden. An eine Schultüte kann ich mich nicht erinnern. Es gab eine Messe, und wir saßen klassenweise in den Kirchenbänken. Der Lehrer war ein sehr alter Mann, der seinen Beruf lange über das Pensionsalter hinaus ausgeübt hat. Und es herrschte straffe Ordnung und Disziplin. 1966 habe ich ans Gymnasium nach Feldkirch gewechselt, in die „Alte Kiste“. Das ist das jetzige Sonderpädagogische Förderzentrum. Wir waren 44 Knaben in einer Klasse. Eine ziemliche Umstellung war es für mich, dass wir nicht nur einen Lehrer, sondern viele Fachlehrer hatten.

Und Ihr erster Tag als Lehrer?

Gögele: 1980 bin ich als Lehrer an genau die Schule gekommen, an der ich auch maturiert hatte. Ich habe erlebt, wie Menschen, die ich als Lehrer hatte, dann als Kollegen waren. Die deutlichen Unterschiede in der Wahrnehmung haben mich dazu veranlasst, das eine oder andere Bild zu korrigieren.

Welcher Lehrertyp sind Sie?

Gögele: Das müssen andere beurteilen.

Aber sicher niemand, der seine Klasse nicht unter Kontrolle hat?

Gögele: (lacht) Ich bin schon auf den einen oder anderen Schmäh gekommen. Grundsätzlich gilt für mich, den Schülern Inhalte und Werte zu vermitteln, sie dabei zu unterstützen, die Matura zu erlangen. Zwei Prozent gibt es aber immer, denen du nicht helfen kannst.

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