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Die Leute kommen auch auf den Markt, um zu reden

Eva Schaper-Fritz mit ihren Kindern Rene und Lena.
Eva Schaper-Fritz mit ihren Kindern Rene und Lena. ©Edith Rhomberg
 Eva Schaper-Fritz aus Möggers folgt dem Weg, den ihr Vater Georg Fritz bereitet hat.
Eva Schaper-Fritz

 

Dornbirn. Alles Bio lautet die Devise von Eva Schaper-Fritz auf dem Schönsteinhof in Möggers. Und das kommt nicht von ungefähr. „Schon im Jahr 1974 habe ich auf dem Hof mit Chemie aufgehört“, bestätigt der Vater und Wegbereiter Georg Fritz, der noch manchmal auf dem Markt anzutreffen ist. Der 1946 Geborene ist im Land kein Unbekannter und behauptet von sich selbst, nie Obrigkeitshörig gewesen zu sein. Dass er den Fes, die typische Kopfbedeckung nach der Königsstadt Fès benannt, trägt, hat mit seinem Vater zu tun. Der Sohn eines marokkanischen Soldaten und einer Bauerstochter bezeichnet sich selbst als ein „Überbleibsel der französischen Besatzung“. Seine Kindheit im Dorf war nicht leicht. „Mit mir sollten die anderen Kinder nicht spielen, das hat seinerzeit der Pfarrer von der Kanzel herunter gesagt“, erzählt er. Genau das habe ihn erst recht zum Außenseiter gemacht, der folglich sein Leben lang ziemlich aufmüpfig war, gibt Fritz freimütig zu. Die Landwirtschaft seiner Mutter betrieb er später im Nebenerwerb, der Brotberuf bis zur Pensionierung war Installateur.

Erst aus Anlass des 60. Geburtstages fuhr Georg Fritz für neun Tage nach Marokko, um nach seinem Vater zu suchen oder Menschen zu finden, die ihn gekannt haben. „Das war mein erster Urlaub überhaupt. Ich fuhr 2000 Kilometer durch das schöne Land“, erinnert er sich an die eindrucksvolle Reise. Gefunden habe er den Vater nicht, es ergaben sich lediglich vage Spuren.

Meistens wird die Bäuerin Eva Schaper-Fritz von ihren Kindern Lena, 15 und Rene 11, auf den Markt begleitet, die beim Aufbau des Standes und beim Verkauf der bäuerlichen Produkte helfen. Den Markt bezeichnet Eva als einen wunderbaren Ort der Kommunikation. „Die Leute kommen zum Reden und manchmal lassen sie sogar das Zeug liegen“, weiß die 49-Jährige.

Besonders gefragt ist das Brot und Kleingebäck, denn das Getreide – Roggen und Ur-Dinkel – stammen vom hofeigenen Anbau. Der Tochter einer Kundin schenkt die Bäuerin ein Dinkelbrötchen, denn das hat Tradition. Dabei zitiert sie einen Spruch ihres Vaters Georg: „Für die künftigen Pensionszahler, damit sie groß und stark werden.“ Käsesorten können natürlich am Stand probiert werden – Fleisch, Eier, Kartoffeln, Obst oder Nüsse sind je nach Saison zu haben. „Die Wurstwaren lasse ich vom Bio-Metzger veredeln“, informiert die Bäuerin.

Die Familie ist stolz darauf, dass Georg Fritz von der „Arge Alpenländische Forstvereine“ zum Schutzwaldpaten 2017 ernannt wurde. Das Jagdmodell Möggers geht auf die Initiative des als Vor- und Querdenker bezeichneten Mannes zurück: „Gesunder Wald und gesundes Wild“, freut sich Fritz über das Ergebnis.

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