So Jürgen Rupp, Wertpapier Consulting bei der Raiffeisen Landesbank, im Gespräch mit den VN. Und weiter. „Der Brite Alan Turing entwickelte damals einen Test, mit dem man feststellen konnte, ob Computer menschenähnliches Denkvermögen haben. Das Prinzip: Mehrere Prüfer führen eine Unterhaltung mittels einer Tastatur und einen Bildschirm mit zwei unbekannten Kommunikationspartnern, einer davon ist eine Maschine. Wenn eine gewisse Anzahl an Prüfern nicht sicher unterscheiden kann, welcher die Maschine ist, wird der Test als bestanden angesehen. Somit wird dieser KI ein dem Menschen gleichgestelltes Denkvermögen unterstellt.
Rekord-Nutzeranwendungen
In Zeiten generativer Künstlicher Intelligenz, die wie ChatGPT 4 fließend parlieren kann, gilt dieser Test aber inzwischen als überholt. Nachdem OpenAI das System Ende 2022 öffentlich zugänglich gemacht hatte, meldeten sich innerhalb von fünf Tagen bereits eine Million Nutzer an. Somit hat ChatGPT den Rekord als schnellst wachsende Internetanwendung. Zum Vergleich: Instagram benötigte, um diese Nutzeranzahl zu erreichen, 2,5 Monate.
In der Folge machte ChatGPT immer wieder Schlagzeilen. Das System schrieb selbstständig wissenschaftliche Arbeiten, erledigte Hausaufgaben für Schüler und bewältigte zum Teil sogar Maturaarbeiten.
„Kaum einer Technologie wird so viel disruptives Potenzial zugetraut wie der KI. Der Weltwirtschaft wird ein gewaltiger Innovations- und Produktivitätsschub bevorstehen. Der KI-Fortschritt, den die Welt erlebt, fußt auf einem stabilen Fundament, nämlich der Kombination aus massiven Datenmengen und einer noch nie dagewesenen Rechenpower. Das ermöglicht Algorithmen die Klassifizierung und Erkennung von neuen Mustern aus großen Datenmengen“, erläutert Rupp.
Wichtige Anwender
Netflix oder Spotify verwenden schon seit Längerem KI, um ihren Nutzer(inne)n passende Musik oder Filme vorzuschlagen. Plattformbetreiber wie Airbnb oder Booking.com setzen auf KI, um dynamische Preise anbieten zu können. Google investiert schon seit Längerem über sein auf KI-Forschung spezialisiertes Tochterunternehmen Deepmind mehrere Milliarden US-Dollar. Microsoft hat eine hohe Beteiligung in OpenAI fixiert.
Enormes Potenzial
„Das enorme Potenzial der KI euphorisiert zurzeit auch die Anleger(innen). Chiphersteller profitieren maßgeblich von diesem neuen Trend, da gewaltige Mengen an Rechenkapazität und spezielle Chips dafür benötigt werden. Erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur sind erforderlich, will man bei KI-Anwendungen mitspielen. Nvidia als bedeutendster Hersteller von leistungsstarken Grafikchips ist derzeit klarer Marktführer auf diesem Gebiet. Die Aktien von Nvidia haben allein in diesem Jahr über 230 Prozent zugelegt. Die Bewertung der Aktie ist aber inzwischen auch ambitioniert“, so der Wertpapierexperte.
Analysten von Bloomberg Intelligence erwarten, dass der globale Markt für generative KI von heute 40 Mrd. US-Dollar auf 1,3 Bio. US-Dollar im heurigen Jahr wachsen wird. Das kommt einer jährlichen Wachstumsrate von über 40 Prozent gleich. Speziell die großen Chiphersteller wie Nvidia, Qualcomm und AMD profitieren davon. Auch die Tech-Riesen wie Alphabet, Microsoft und Meta haben Künstliche Intelligenz in ihre Produkte und Dienstleistungen integriert und tätigen hohe Investitionen in diesem Bereich.
Doch auch Unternehmen jenseits der Wertschöpfungskette für KI-Dienste werden profitieren. Alle Unternehmen, die KI sinnvoll und effizienzsteigernd in ihre Prozesse integrieren, werden zu den Profiteuren gehören. Ein Feld, in dem bereits viel passiert, ist die Pharmabranche.
Kürzere Entwicklungszeiten
Durchschnittlich zehn bis zwölf Jahre dauert es, bis ein neues Medikament entwickelt ist. Morgan Stanley schätzt, dass mit dem Einsatz von KI neue Medikamente künftig schon innerhalb von drei Jahren entwickelt werden können. Die Pharmakonzerne Pfizer und Novartis verwenden bereits KI-Programme, um schnellere Erfolge zu erzielen. Biontech hat gerade die Übernahme eines auf KI spezialisierten Unternehmens abgeschlossen.
Pharma ist nur ein Bereich, dessen Prozesse KI künftig völlig neu gestalten wird. Praktisch sämtlichen Branchen, in denen Daten effizienter genutzt und Produktivitätszuwächse durch Prozessautomatisierung erreicht werden, wird langfristig ein Umbruch bevorstehen.
Rupp abschließend: „Doch wie frühere Innovationen zeigen, vergeht zu Effizienzsteigerungen auch immer eine gewisse Zeit. So sollte nicht überraschen, wenn die Früchte der KI erst gegen Ende dieses Jahrzehntes geerntet werden können.
Wer aber früh genug dabei ist, auf die richtigen Unternehmen und Technologien setzt, kann auch an der Börse entsprechend große Gewinne erzielen. Dabei kann es aber gerade in einem derartig schnelllebigen Technologiebereich sehr abrupt zu Entwicklungen kommen, die das Spielfeld neu aufstellen. Gedachte sichere Gewinner könnten dann ins Hintertreffen geraten. Somit ist eine fortlaufende und sorgfältige Beobachtung des Marktes entscheidend.
Für Anleger(innen) besteht die Möglichkeit über einen Technologiefonds oder über Artificial Intelligence ETFs und auch über Einzeltitel am Thema KI zu partizipieren. Bei den Einzeltiteln sollte jedenfalls auf eine gewisse Streuung über mehrere Aktientitel geachtet werden.“
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