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Die Geschöpfe der dunklen Zeit

Mit der dunklen Jahreshälfte beginnt die Zeit der Geister.
Mit der dunklen Jahreshälfte beginnt die Zeit der Geister. ©NEUE/Bergauer
Geister und seltsame Wesen gibt es auch abseits von Halloween. Hierzulande bevölkern „Bütze“, „Fengga“ und das Nachtvolk die Dunkelheit.

Ein altes Holzhaus, vor dem Fenster zeichnet sich nichts als Dunkelheit ab. Der Wind pfeift durchs Gebälk und das kleine Feuer im Ofen vermag kaum Wärme zu verbreiten. Schlaflos wälzen sich die Wanderer auf ihrem Nachtlager. Da hören sie plötzlich unheimliche Geräusche aus dem Keller. Sie wagen es nicht, sich zu rühren, als ein flackernder Lichtschein in die Stube fällt. Eine geisterhafte Frauengestalt betritt den Raum und deckt den Tisch, sie ruft: „Kommt oder ich will euch holen.“ Ein kalter Schauer durchläuft die Männer und zitternd vor Angst setzen sie sich an den Tisch. In diesem Moment verschwindet die Erscheinung lautlos und in der Hütte wird es wieder warm.

Diese Erzählung aus dem Montafon ist eine von vielen sogenannten „Butz“-Geschichten. Mit der dunklen Jahreshälfte beginnt die Zeit der Geister. Dabei sind unheimliche Geschichten und Gestalten keine Ausgeburt modernen Halloween-Brauchtums, sondern gehen auf eine lange Tradition zurück. Die „Butz“-Geschichten umfassen so ziemlich alles, was eine Begegnung mit einem übernatürlichen Wesen zum Inhalt hat. Als „Butz“ wird jede Form von schreckenden Dämonen oder Geistern benannt. „Die Gestalt einer solchen Erscheinung ist in den Sagen und Erzählungen nicht genau festgelegt. Es kann sich um schemenhafte oder tierähnliche Wesen handeln. Manchmal wird der Butz aber auch als kleines Männlein oder Weiblein beschrieben“, weiß Michael Kasper, Leiter der Montafoner Museen.

Furchterregend sind die „Bütze“, weil sie übernatürlichen Ursprungs sind und ihr Ansinnen nie klar einzuordnen ist. In früherer Zeit hieß es, dass sich in den Alpen nahender Schneefall oder auch Unwetter durch vorheriges Erscheinen dieser Geister ankündige. Dies konnte auch akustisch durch unheimliche Rufe, furchterregendes Gebrüll oder Poltern geschehen. Das Phänomen wird als „Schneejuhtza“ bezeichnet. „In der Regel treten die Bütze im Herbst oder Winter auf. Dann, wenn Alpen und Maisäß unbewohnt sind und nur gelegentlich von Hirten oder Jägern genutzt werden. Außerhalb der bewirtschafteten Zeit war der Alpbereich ein eher unheimlicher Ort“, berichtet Kasper. Doch die „Bütze“ sind nicht die einzigen übernatürlichen Wesen in unseren Gefilden. Im Montafon gibt es auch zahlreiche Geschichten über die „Fengga“.

Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Neue am Sonntag.

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