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"Die ganze Welt ist in Habsucht ersoffen"

Der 11. Bodenseekirchentag am vergangenen Wochenende in Lindau stand unter dem Motto "aufbrechen leben finden". Für das Leben in Gerechtigkeit lohne es sich, Engagement zu zeigen.

Besonders Friedrich Schorlemmer ermutigte dazu, sich nicht einem immer hemmungsloser agierenden Markt zu unterwerfen.

Das Jesuswort, man könne nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen, drückte Martin Luther saftiger aus: „Die ganze Welt ist in der Habsucht ersoffen wie in einer Sintflut“. Damit leitete Friedrich Schorlemmer seine Sicht der Globalisierungserscheinungen ein. Gemeinsam mit dem Chefredakteur der Zeitschrift „publik-forum“, Wolfgang Kessler, untersuchte er in seinen Ausführungen Chancen und Risiken des Weltwirtschaftssystems.

„Sind global gefährdet“

Wieviel Globalisierung vertragen wir, fragte Schorlemmer angesichts eines ungeheuren Bedrohungsszenarios zwischen Terrorismus und militärischen Weltherrschaftsgelüsten „eines Menschen mit texanischem Horizont“, irreversibler Eingriffe in die Natur, Bevölkerungsexplosion, Seuchen und einem politischen Weltdiktat durch Megakonzerne. Die Ursache allen Übels liegt für ihn im fehlenden Verantwortungs- und Sozialbewusstsein zu Gunsten der Gewinnmaximierung. „Alles, was wir tun, muss auch noch für unsere Enkel verträglich sein.“ Die Kluft zwischen Arm und Reich werde auch bei uns größer. Für eine gerechtere Verteilung müsse man sich aber in „Begeisterung“ engagieren, Griesgrämigkeit führe nicht weiter.

Gegen Sozialabbau

Der Wirtschaftswissenschafter Wolfgang Kessler rief die Menschen dazu auf, eine Sozialbewegung zu gründen, die dem neoliberalen Denken entgegentritt. Dieses entlarve sich schon, indem es nur den Gewinn als gut darstellt, Löhne als Kosten jedoch schlecht. So sehen es die Aktionäre, deren ausschließliches Spekulieren auf höhere Dividende das Sozialwesen ruiniere. Kessler nannte Dänemark als Positivbeispiel, wo ein „flächendeckendes Ökosteuersystem“ zur Senkung von Lohn- und Einkommenssteuer und der Arbeitslosenrate führte. „Nur wer Arbeitslosigkeit beseitigt, sichert den Sozialstaat.“ Einer seiner innovativen Vorschläge: Schul- und Studienabsolventen, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, sollen bei der Einstellung bevorzugt werden.

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