Automeile. Der nahezu unerschöpfliche Fundus des Stadtarchivs, mit Hilfe von Helga Platzgummer sowie eines „echten Schweflers“, Siegfried Engel, hat es ermöglicht, Brauchtum und Alltäglichkeiten aufzuspüren, wie es viele Dornbirner noch kennen. „Schwefel“ nennt man seit 1879 offiziell die frühere Bundesstraße, jetzt L 190, von der Bahnunterführung bis zum Ortsende Richtung Lauterach-Bregenz. Die Straße selbst wurde auf Anordnung von Kaiserin Maria Theresia 1769 als „Gemeinwerk“ der Dornbirner Bürger gebaut. Der seit 1408 belegte Flurname „Schwefel“ erinnert an den schwefelig-modrigen Geruch früherer Quellen und Feuchtwiesen in dieser Gegend.
Zwischen 1938 und 1946 trug die nördliche Ausfallstraße der Stadt den Namen „Stuttgarterstraße“, schreibt Albert Bohle in den Dornbirner Schriften Nr. 41. Wo sich jetzt Mercedes Schneider befindet, stand einst das 1863 von Maurermeister Josef Anton Spiegel erbaute Haus, Schwefel 14, das ab 1878 als Gärtnerei diente, 1904 umgebaut wurde und 1975 der Spitzhacke zum Opfer fiel. 1890 erwarb der aus Böhmen stammende, mit der Dornbirnerin Anna Thurnher verheiratete, Josef Smetena das Gebäude und richtete darin eine „Kunst- und Handelsgärtnerei“ ein. Neben Blumenbinderei hatte sich Josef Smetana vor allem auf Landschaftsgärtnerei sowie Park- und Gartengestaltung spezialisiert und als Hauptorganisator der Dornbirner Gewerbeausstellung 1900 nicht nur für die Gartenanlagen verantwortlich gezeigt.
Von 1901–1919 war er Mitglied der Stadtvertretung und brachte sein profundes Wissen in eine große Anzahl von Unterausschüssen wie den Forstrat, den Armenrat, den Ortsschulrat, um nur einige zu nennen, ein. „Sein Sohn Armin, von Beruf Gartenbautechniker, wanderte 1922 nach Kalifornien aus. Die Gärtnerei wurde nach dem Tod ihres Gründers 1931 noch einige Male verpachtet und schließlich 1956 aufgelassen“, kann man dem Adressbuch 1910 sowie der schriftlichen Mitteilung von Dr. Peter Wladika entnehmen. „Bis 1945 waren im Schwefel fünf Kleinbetriebe beheimatet: an der Bahnschranke die Tabaktrafik Vigl, seit 1922 das Autohaus Wehinger, ein Milchhändler mit Stalllaterne und Ross sowie der Installationsbetrieb Engel, der 1938 gegründet wurde“, erzählt Seniorchef Siegfried Engel. „Viele können sich bestimmt noch an die Bahnschranke erinnern, die durch den Bau der Unterführung im Jahr 1977 abgelöst wurde.
Die damaligen wenigen Unternehmer, Wehinger, Raab und Engel haben durch Proteste den vierspurigen Ausbau der Straße, der die Stadt auseinandergeschnitten hätte, verhindert.“
Text: Gerty Lang
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