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"Die Einsätze sind ein positives Signal"

Christian Klien hofft in der kommenden Saison auf ein Formel-1-Cockpit bei HRT oder Virgin.
Die Formel- 1- Saison 2010

Es steht eine der spannendsten WM-Entscheidungen der Geschichte bevor. Auf wen würden Sie Ihr Geld setzen?

Klien: Vor Saisonbeginn war es Alonso, ich bleibe dabei. Ferrari kann auch hier wieder schnell sein. Red Bull wird zwar das schnellste Auto haben, aber ich denke, dass es Alonso packen müsste. Er ist ein sehr, sehr guter Fahrer und ihm reicht ein zweiter Platz.

Mit Mark Webber ist auch einer Ihrer ehemaligen Teamkollegen noch im Rennen. Was zeichnet ihn als Rennfahrer aus?

Klien: Er ist im Kopf sehr stark. Er hat teamintern heuer extrem viel Druck gehabt. Das gilt für beide Fahrer von Red Bull, weil beide um den Titel fahren durften. Ich glaube, dass Webber diese Stärke aber mit seiner Erfahrung und seinem Alter einen Tick besser ausspielen kann als Vettel.

Sie sind in der Anfangsphase auch für Red Bull gefahren. Wie viel Wehmut ist dabei, dass Sie – wenn manche Dinge anders gelaufen wären – selbst in diesem Topauto sitzen könnten?

Klien: Red Bull hat es extrem schnell geschafft, um den WM-Titel mitzufahren. 2005 und 2006 waren die ersten Schritte, da hatte das Auto maximal Potenzial fürs Mittelfeld. Dazu gab es viele technische Kinderkrankheiten. So etwas dauert seine Zeit. Sicher wäre es mir lieber, in so einem konkurrenzfähigen Auto zu sitzen. 2006 ist es etwas unglücklich gelaufen. Aber ich habe Red Bull sehr viel zu verdanken. Sie haben mich lange unterstützt.

Wenn Sie an den Jahresbeginn zurückdenken, als Sie ohne Vertrag waren. War 2010 für Ihre Karriere doch noch ein gutes Jahr?

Klien: Es hat schon im Vorjahr mit dem BMW-Ausstieg begonnen, wo ein fixfertiger Rennvertrag da gewesen wäre. Dadurch bin ich im Februar mit leeren Händen da gesessen. Im Endeffekt war es aber ein gutes Jahr. Es waren drei Einsätze, und die Leistung hat auf Anhieb gepasst. Ich bin seit 2006 keinen Grand Prix mehr gefahren. Eine längere Pause kann schwierig sein, das hat man bei Schumacher oder Fisichella gesehen. HRT ist zwar am Ende des Starterfeldes, aber wir sind näher an die anderen Neueinsteiger herangekommen. Mit mir hat man am Schluss auf einen erfahreneren Piloten gesetzt. Das zeigt, dass das Team leistungsorientiert ist. Das stimmt mich positiv, dass es auch im nächsten Jahr in die richtige Richtung weitergeht.

Mit Ihnen im Cockpit? Wie zuversichtlich sind Sie?

Klien: Die beiden Einsätze zu Saisonende sind sicher ein positives Signal. Nach diesem Rennen in Abu Dhabi müssen wir weitere Gespräche führen.

Anders gefragt: Wären Sie enttäuscht, wenn es nicht klappen würde?

Klien: Ja, das kann man so sagen.

Gibt es Alternativen?

Klien: Bei Virgin gibt es einen Platz und möglicherweise zwei Plätze bei HRT. Der Rest ist voll. Mit diesen beiden Teams gibt es derzeit auch Gespräche.

Ist es für einen schnellen Piloten ohne großen finanziellen Background mittlerweile schwieriger, in der Formel 1 Fuß zu fassen, als vor zehn Jahren?

Klien: Früher, bei den großen Werksteams, war das Budget nicht das Problem. Heute ist es bei den Privaten fast ein Muss, Geld mitzubringen. Mit den Sponsorpaketen einiger neuer Fahrer ist es schwierig mitzuhalten. Acht der zwölf Teams sind momentan auf Geld angewiesen – nicht nur von den Sponsoren, sondern auch von den Fahrern. Es wurde also deutlich schwieriger. Mit den Leistungen einiger Bezahlfahrer wäre man vor drei, vier Jahren sofort weg gewesen.

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