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Die Auslandseinsätze des österreichischen Bundesheeres

Seit 53 Jahren entsendet Österreich Soldaten ins Ausland. Die Einsätze, an denen derzeit 1.243 Personen teilnehmen, zählen zu den wichtigsten Aufgaben im Portfolio des österreichischen Bundesheeres.

Der Fokus lag dabei bisher auf dem Nahen Osten und dem Balkan. Die UNO-Mission auf den Golan-Höhen, an der 378 Bundesheer-Soldaten beteiligt sind, war bisher nicht nur der größte Auslandseinsatz für Österreich, die Alpenrepublik war zudem auch der größte Truppensteller der insgesamt rund 900 Mann umfassenden Mission.

Der Nahost-Schwerpunkt des Bundesheeres zeigt sich auch in der Tatsache, dass laut Verteidigungsministerium Österreich der einzige Staat ist, der (noch) an allen drei UNO-Friedenseinsätzen in der Region beteiligt ist. Der UNDOF-Einsatz auf den Golan-Höhen geht auf das Jahr 1974 zurück, Österreichs Beteiligung beruht auf einem Ministerrats- bzw. Nationalratsbeschluss vom Oktober 2002.

Im Libanon stellt Österreich im Rahmen der UNIFIL-Mission, die für die Überwachung des Waffenstillstandsabkommens zwischen dem Libanon und Israel zuständig ist, seit November 2011 rund 150 Soldaten. An der seit 1948 bestehenden UNO-Friedensmission zur Wahrung des Waffenstillstandes im Nahen Osten (UNTSO), der ältesten UNO-Friedensmission überhaupt, nimmt Österreich im Moment mit fünf Militärbeobachtern teil.

Aber auch auf dem Balkan ist das Bundesheer sehr stark vertreten. Mit 357 Personen im Rahmen der NATO-geführten KFOR-Mission im Kosovo ist Österreich stärkster Truppensteller außerhalb des nordatlantischen Bündnisses. An der EU-geführten EUFOR/ALTHEA-Mission in Bosnien nehmen derzeit 314 Mann teil. Zusätzlich sind vier Mann Teil des Operational Reserve Force-Bataillons (ORF).

Und auch in anderen Weltgegenden sind österreichische Soldaten an internationalen Einsätzen beteiligt – wenn auch in weitaus geringerem Umfang. Erst seit April des heurigen Jahres nehmen acht Personen an der EU-Trainingsmission in Mali (EUTM) zur Ausbildung der malischen Armee teil. Das österreichische Kontingent besteht hauptsächlich aus Ärzten und Sanitätern.

In Georgien nimmt Österreich derzeit mit fünf Vertretern an der EU-Beobachtermission (EUMM) zur Überwachung des georgisch-russischen Waffenstillstandes teil. In Afghanistan sind für gewöhnlich drei österreichische Stabsoffiziere im Rahmen des Kampfeinsatzes der internationalen NATO-Truppe ISAF im Hauptquartier in Kabul im Einsatz. In der Westsahara sind derzeit zwei Österreicher stationiert. Die UNO-Mission MINURSO überwacht dort das Waffenstillstandsabkommen und soll ein Referendum über Unabhängigkeit oder Zugehörigkeit zu Marokko sichern, das bisher nicht stattgefunden hat. In Kroatien ist ein Soldat für das deutsch-kroatische Abrüstungsuntersuchungszentrum RACVIAC (Regional Arms Control Verification and Implementation Assistance Centre) im Einsatz. Das RACVIAC wurde von der EU sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) initiiert und gilt als wichtiges Projekt des Stabilitätspaktes.

In Zypern war Österreich seit den 1960er Jahren engagiert. Die UNO-Mission (UNFICYP) begann 1964, nachdem es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen der griechischen und türkischen Volksgruppe gekommen war. Seither beteiligten sich mehr als 16.000 Österreicher an UNIFICYP. Die österreichische Beteiligung an der Mission endete 2001 nach 37 Jahren, derzeit sind aber noch immer fünf Stabsoffiziere auf Zypern, das seit einer Militärintervention der Türkei 1974 geteilt ist, stationiert.

Im Kongo, wo derzeit noch ein Österreicher stationiert ist, fand der erste Auslandseinsatz Österreichs statt. Von 1960 bis 1963 wurden in einem Feldlazarett zunächst Angehörige der UNO-Streitkräfte medizinisch versorgt, später vornehmlich die Zivilbevölkerung, vor allem Flüchtlinge. Aktuell ist die Hauptaufgabe der Soldaten die Beratung und Unterstützung für die Reform des Sicherheitssektors in der Demokratischen Republik Kongo.

Von 2008 bis 2009 hatte das Heer einen anderen brisanten Einsatz in Afrika absolviert. Im Tschad war die EUFOR-Mission für den Schutz der Flüchtlinge aus dem westsudanesischen Krisengebiet Darfur sowie der Binnenflüchtlinge im Tschad zuständig. Österreich war am Beginn mit Kampftruppen des Jagdkommandos, nach der Übernahme des Kommandos durch die UNO im März 2009 nur mehr mit einem Logistikkontingent von bis zu 130 Bundesheer-Angehörigen dabei.

Insgesamt beteiligten sich seit 1960 mehr als 100.000 österreichische Soldaten an knapp 100 Auslandsmissionen.

(APA)

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