AA

„Die Anschuldigungen nehmen mittlerweile bizarre Formen an“

Ex-Miss Claudia Lassnig-Preite.
Ex-Miss Claudia Lassnig-Preite. ©Stiplovsek
Unternehmerin, ­glückliche ­Ehefrau, ­Mutter und ­Ex-Miss Vorarlberg: Claudia Lassnig-Preite sprach mit WANN & WO über „#metoo“, ­Kreativität und den ­harten Weg zum Erfolg.

WANN & WO: Wie war dein ­Jahreswechsel?

Claudia Lassnig-Preite: Der Start ins neue Jahr war heuer sehr angenehm und ruhig. Wir haben im Restaurant meines Mannes* (*Restaurant Fuxbau in Stuben am Arlberg, Anm. der Redaktion) gemütlich das Silvestermenü ­genossen.

WANN & WO: Gibt’s bereits ­Vorsätze für 2018 oder lässt du das auf dich zukommen?

Claudia Lassnig-Preite: Nein, ich halte nicht viel von Neujahrsvorsätzen. Ich versuche jeden Tag erneut, mein Bestes zu geben und auch ganz bewusst zu leben. Wir haben nur dieses eine Leben und müssen es nutzen!

WANN & WO: Kurz vor Weihnachten stand bei dir noch eine Reise nach New York City an. War das ein Privattrip oder hast du dir neue Anregungen für dein Studio geholt?

Claudia Lassnig-Preite: Es war in erster Linie ein Privattrip. Ich sehe mich aber immer nach neuen Trends um. Jede Reise ist für mich große Inspiration und das brauche ich auch, um meinen Wissensdurst zu stillen.

WANN & WO: Deine ursprüngliche Ausbildung fand in einer anderen Berufssparte statt. Wie kamst du zur Kosmetikbranche?

Claudia Lassnig-Preite: Ja, ich habe den Beruf der Damenkleidermacherin als ersten Beruf erlernt, da ich bereits als Kind die Kreativität geliebt habe. Ich habe viel gebastelt und genäht und konnte mir so ein Taschengeld verdienen. Kosmetik hat mich aber auch immer schon interessiert. Und nun habe ich mein zweites Hobby zum Beruf gemacht!

WANN & WO: Da sind ja vielseitige Begabungen vorhanden!

Claudia Lassnig-Preite: Ich habe einige Interessen. Übrigens habe ich auch bereits mehrere Jahre als Arztassistentin gearbeitet, in zwei verschiedenen Praxen.

WANN & WO: Die Lehre zur ­Kosmetikerin hast du als Mutter eines Sohnes begonnen. Wie war es, erneut die Schulbank zu drücken?

Claudia Lassnig-Preite: Natürlich war es nicht so einfach. Auch die Meisterprüfungen in Fußpflege und Kosmetik waren für mich sehr zeitintensiv. Aber: Wo ein Wille, ist auch ein Weg – und ich habe ja immer gewusst, für was ich das alles mache. Ich wollte selbstständig werden!

WANN & WO: 2008 wurde dein erstes Studio – quasi ein „Ein-Frau-Betrieb“ – in Bürs eröffnet. Waren Zukunfts- oder Existenz­ängste vorhanden?

Claudia Lassnig-Preite: Natürlich hatte ich Existenzängste, ich musste ja bei Null anfangen! Mein Papa war in dieser Hinsicht aber ein großer Maßstab für mich. Er kam mit 16 Jahren von Süditalien nach ­Liechtenstein. Ohne Sprachkenntnisse in Deutsch, ohne Geld und ohne Fachausbildung hat er es geschafft, ein Bauunternehmen erfolgreich aufzubauen. Er hat mir gezeigt, dass mit Fleiß und Durchhaltevermögen nahezu alles möglich ist.

WANN & WO: Kann man also sagen, dass dein Vater mit seiner steilen Karriere dein Leben maßgeblich geprägt hat?

“Mein Papa war und ist mein Vorbild”

Claudia Lassnig-Preite: Auf jeden Fall. Mein Papa war und ist mein ­Vorbild!

WANN & WO: Was würdest du einem angehenden Selbstständigen raten?

Claudia Lassnig-Preite: Eine gute Grundlage bildet auf jeden Fall eine kaufmännische und ­fachliche Ausbildung. Dann braucht es Mut, Neugierde, Durchhaltevermögen und natürlich auch ein wenig ­Risikobereitschaft. Wenn man dranbleibt und an sich glaubt, dann kann man aber nahezu alles ­schaffen!

WANN & WO: 1996 fand deine Kürung zur Miss Vorarlberg statt. Was hat dir dieser Titel bedeutet?

Claudia Lassnig-Preite: Dieser Titel begleitet mich bis heute noch sehr positiv und hat mir ein tolles Netzwerk ermöglicht. Ich werde auch immer noch darauf angesprochen. Unglaublich, dabei ist es schon über 20 Jahre her! Übrigens war ich nicht nur Miss Vorarlberg, sondern wurde auch noch zur Vizemiss Austria gekürt. Das Leben in der Modelbranche hat mich jedoch nicht so recht interessiert, weil das im Mittelpunkt stehen nicht mein Ding ist.

WANN & WO: In deinem Studio haben Lehrlinge einen hohen Stellen­wert. Was bedeutet es für dich, diesen die Chance zu geben, ihren Traumberuf zu erlernen?

Claudia Lassnig-Preite: Ich arbeite sehr gerne mit jungen Leuten zusammen und liebe es, Lehrlinge auszubilden. Es macht großen Spaß, zu sehen, wie sie sich entwickeln und wie aus ihnen tolle Persönlichkeiten werden. In unserem Studio werden Lehrlinge schnell ins Tagesgeschäft miteingebunden und dürfen auch je nach Fähigkeit an Kunden arbeiten. Dabei gibt es für unsere Kunden die Lehrlingsrabatte. Ich bin fasziniert davon, wie aufmerksam die Mädchen ­lernen.

WANN & WO: Was ist dein Standpunkt in punkto Schönheit? Oder, wenn wir noch einen Schritt weiter gehen, gegenüber Schönheits­operationen?

Claudia Lassnig-Preite: Das Thema Schönheit und Wohlbefinden begleitet mich in meinem Job natürlich jeden Tag. Da bin ich für viele Themen offen. Ob ich mir aber irgendwann mal mein Gesicht „zerschnibbeln“ lasse … das glaube ich nicht. Davor habe ich einfach zu großen Respekt.

WANN & WO: Die „#metoo“-Debatte war im letzten Jahr ein großes Thema. Immer noch hört man von diversen Übergriffen auf Frauen. Hast du ebenfalls bereits Erfahrungen mit diesem Thema gemacht?

Claudia Lassnig-Preite: Nein, glücklicherweise nicht. Sexuelle Belästigung ist durchaus zu verurteilen und zu bestrafen! Aber diverse Anschuldigungen nehmen mittlerweile so bizarre Formen an, dass sich viele Männer davor fürchten müssen, mit einer Frau allein in einem Raum zu sein. Außerdem: Viele Männer erlebten ebenfalls bereits sexuelle Belästigung. Wer spricht davon? Ich denke, dass Gleichberechtigung nicht daran scheitert, dass sich nicht genug Frauen zu Wort melden, sondern daran, dass sich nie genug Männer angesprochen fühlen.

“Würde alles wieder genauso machen”

WANN & WO: Gibt es Dinge, die du im Rückblick auf dein Leben jetzt anders machen würdest?

Claudia Lassnig-Preite: Nein. Ich würde alles wieder genauso machen. Mein Leben hat mich viel gelehrt. Wenn die Dinge anders gelaufen wären, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Ursprünglich stand zwar ein Leben als traditionelle Hausfrau und Mutter auf meinem Plan, der liebe Gott hatte aber eine andere Vision für mich (schmunzelt).

WANN & WO: Wie sieht deine ­derzeitige private Situation aus?

Claudia Lassnig-Preite: Ich bin glücklich verheiratet mit meinem Mann ­Hansi und genieße das sehr.

WANN & WO: Und deine Freizeitgestaltung? Was sind deine Hobbys, Lieblingsbeschäftigungen, Leidenschaften?

Claudia Lassnig-Preite: In meiner Freizeit bin ich gerne in der Natur. Wandern, Joggen, Rennrad fahren, Skifahren und Skitouren sind dabei meine Favoriten. Und ich reise auch sehr gerne.

WANN & WO: Gibt es Seiten an dir, die du nicht magst? Sachen, die noch geändert werden könnten?

Claudia Lassnig-Preite: Ja, es gibt auch Seiten, die ich an mir nicht so mag. Die verrate ich aber an dieser Stelle nicht, damit der Fokus nicht dorthin gelenkt wird (lacht). Ich möchte einfach weiterhin aufgeschlossen und neugierig bleiben. Somit entwickelt sich das Geschäft auch weiter und wird fortlaufend verbessert und das wirkt sich dann auch auf das Privatleben aus.

WANN & WO: Was kannst du besonders gut?

Claudia Lassnig-Preite: Ich kann dir sagen, was ich besonders liebe: meinen Beruf!

WANN & WO: Wie sieht deine ­Planung in den nächsten fünf Jahren aus? Soll dein Geschäft weiter ausgebaut werden?

Claudia Lassnig-Preite: Natürlich möchte ich mein Geschäft weiter ausbauen. Ich muss dabei aber nicht mehr an vorderster Front stehen. ­Mittlerweile bin ich gerne im Hintergrund, lenke von da aus die Geschäfte und lasse meinen ­fleißigen Mädchen die Entwicklungsmöglichkeiten, die sie benötigen. Verstärkt widme ich mich auch dem Thema Permanent Make-up, meiner großen Leidenschaft. Frisch zurück aus dem Ausland von ­verschiedenen Schulungen, liebe ich es, neue Techniken anzuwenden!

WANN & WO: Gibt es noch einen nicht erfüllten Traum von dir?

Claudia Lassnig-Preite: (überlegt) Ich hätte mir immer gut vorstellen können, Hebamme zu werden – Menschen auf dem Weg zur Geburt und auch anschließend zu begleiten. Ob das nun tatsächlich ein Traum war, weiß ich jedoch nicht. Ich habe meinen Traumjob ja bereits ­gefunden!

WORDRAP
Bludenz: Lebensmittelpunkt. Familie: Lebenslange Verbindung. Schönheit: Wohlbefinden. Jugend: Digitale Individualisten. Zukunft: Spannend.
home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • „Die Anschuldigungen nehmen mittlerweile bizarre Formen an“