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Dialektverfall? Kommt das Aus für den "Gsiberger"?

Oliver Schallert von der Uni Marburg referierte über den Südvorarlberger Dialekt
Oliver Schallert von der Uni Marburg referierte über den Südvorarlberger Dialekt ©OS
Marburger Linguist Oliver Schallert referierte in seiner Heimatstadt

Kürzlich lud der Geschichtsverein Region Bludenz zu einem weiteren sprachgeschichtlichen Vortrag in den Sitzungssaal des Bludenzer Rathauses. Oliver Schallert referierte über die Südvorarlberger Dialekte und ihre sprachlichen Eigenheiten in den Bereichen Lexik, Morphologie und speziell der Syntax. Diese bildet derzeit den Forschungsschwerpunkt des renommierten Bludenzer Linguisten, der seit 2007 an der Philipps-Universität im Marburg tätig ist und kurz vor Abschluss seiner Dissertation zu diesem Thema steht.
In seinen interessanten Ausführungen ging Schallert zunächst allgemein auf die Unterschiede zwischen Dialekt und Standardsprache ein und widmete sich dann den Charakteristika des Vorarlberger Alemannischen, das historisch durch zahlreiche Einflüsse geprägt worden sei. So hinterließen nicht nur das Romanische und Alemannische deutliche Spuren, sondern auch die im Spätmittelalter eingewanderten Walser, sodass in unserem Land insgesamt 12 Dialekträume entstanden seien. Was der Referent als eine Besonderheit einstuft, ist die Tatsache, dass kaum ein anderer Dialekt im deutschen Sprachraum so intensiv erforscht wurde wie das Alemannische in Vorarlberg. Allein seit den 1950er Jahre gebe es hierzulande über 300 Quellen, womit die Veränderungen sehr genau nachgezeichnet werden könnten.
Schallert ist überzeugt, dass der Dialekt nicht aussterben werde, da er weit natürlicher sei als die Standardsprache. Er habe seine ganz eigene, charakteristische Grammatik und werde sich auch nicht zuletzt wegen seiner Mündlichkeit immer wieder verändern, aber einen totalen Dialektverfall, den viele Puristen unter den Dialekt-Verwendern orten, werde es sicher nicht geben. Vielleicht müsse man sich in dieser Hinsicht aber auch irgendwann damit abfinden, dass unser typisches “gsi” einmal – wie zuletzt schon sehr häufig zu hören ist – ganz durch “war” ersetzt werde.

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