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Deutliche Worte beim "VN"-Stammtisch

Mit der Ankündigung, die Geburtenstation am LKH Hohenems zu schließen, haben die verantwortlichen Politiker offenbar in ein Wespennest gestochen. Am Montag fand ein "VN"-Stammtisch zu diesen Thema statt.

Mütter, Hebammen und Oppositionspolitiker sehen den Kraftakt als politische Willkür an. Kein Wunder, dass beim „VN“-Stammtisch im Otten Gravour-Saal in Hohenems recht deutliche Worte fielen.

Führend in der Qualität

„Männer entscheiden über uns Frauen und Kinder“, beklagte sich etwa Jasmin Neumayer von der BürgerInneninitiative bei den verantwortlichen Politikern. Derselben Meinung ist die SP-LAbg. Olga Pircher. Sie äußerte die Befürchtung, die Interessen der Frauen würden im Fall der Geburtenstation von den Männern nicht wahrgenommen. Viele Diskussionsteilnehmerinnen glauben, dass die Qualität, die in Hohenems geboten wird, an anderen Spitälern einfach nicht vorhanden ist. „Wir haben etwa mit der Stillberatung die größten Erfahrungen. Andere Häuser in Vorarlberg können in diesem Bereich kein ausgereiftes Konzept vorweisen“, bedauert Judith Konzett, Diplomkrankenschwester an der Geburtenabteilung, das Ende einer erfolgreichen Station.

Das Argument, in Hohenems sei etwa wegen einer fehlenden eigenen Kinderabteilung der Sicherheitsstand nicht gegeben, ließ Hebamme Susanne Haunold nicht gelten: „Wenn es so wäre, würden wir hier nicht arbeiten.“ Sie und ihre Mitstreiterinnen, die sich zu Wort meldeten, sind überzeugt, dass die überschaubare Größe der Hohenemser Abteilung und die Angebote für die Mütter genau jene Punkte sind, die gegen eine Schließung sprechen.

Nur geringe Hoffnung

Hoffnungen, dass die Verantwortlichen im Land und bei der Krankenhausbetriebsgesellschaft den Beschluss, die Geburtenstation und Gynäkologie zu schließen, noch einmal umwerfen, sind trotz der flammenden Appelle verschwindend klein, wie Landestatthalter Dr. Hans Peter Bischof klar machte: „Der Aufsichtsrat hat entschieden, ich sehe keinen Grund, daran etwas zu ändern.“ Der Gesundheitsreferent der Landesregierung betonte außerdem, dass es nach dem Tod des Leiters der Station, Prim. Dr. Herbert Gschließer, vor genau einem Jahr, nicht gelungen sei, das Primariat nachzubesetzen. Für Bischof offensichtlich ein weiterer Grund, nicht an der Abteilung festzuhalten.

In scharfer Form kritisierte auch der Emsige Bernhard Amann das Aus der Geburtenstation. Die Schuld gab er vor allem den ÖVP-Politikern: „Sie sind zu der Krankenhausbetriebsgesellschaft zu Kreuze gekrochen.“ Der Stadt warf er vor, überhaupt nicht verhandelt zu haben. Auch SPLAbg. Dr. Elke Sader schüttelt über die Emser Politiker, die das Spital ans Land abgaben, den Kopf: „Regionale Krankenhäuser gehören in die Hand der Kommune, damit diese für ihr Spital auch kämpfen kann.“

Zahlenspiele

Ein Grund, dass Hohenems die Geburtenabteilung verliert, ist die Entwicklung der Geburtenzahlen. Laut Bischof ist die Zahl der Geburten seit 1995 in Vorarlberg von knapp 5000 auf 4000 gesunken. Für Sader ist das kein Argument. Das Gegenteil sei der Fall: „Die Zahlen sind wieder steigend.“

STATEMENTS

  • Ich sehe keinen einzigen logischen, inhaltlichen oder wirtschaftlichen Grund für die Schließung dieser aufstrebenden Abteilung. Man zerstört hier regionale Strukturen, anstatt sie zu sichern. Die Zukunft der Geburtshilfe, die zur medizinischen Grundversorgung gehört, liegt ganz klar in kleinen Abteilungen. (ELKE SADER)
  • Uns ist wichtig, dass der Standort Hohenems absolut gesichert ist. Kernpunkte werden dabei die Unfallchirurgie und die Orthopädie sein. Dafür werden wir viel Geld in die Hand nehmen. Aufgrund der vorgebrachten Argumente sehe ich keinen Grund zur Änderung des Beschlusses zur Schließung der Geburtenstation. (HANS PETER BISCHOF)
  • Wir sind sehr unglücklich, denn Geburtshilfe erzielt in kleineren Einheiten bessere Ergebnisse und ist kostengünstiger. Zudem ist bei uns auch eine ganzheitliche Betreuung möglich. Wir kämpfen für Ems und nicht gegen andere Abteilungen. 560 Geburten kann man nicht so einfach auf andere Häuser umlegen. (SUSANNE HAUNOLD) Es ist ein schwerer Verlust, wenn eine qualitativ so hochwertige Abteilung schließt. Doch es ist erste Aufgabe der Politik, den Standort und die regionale Versorgung zu sichern. Es gibt zwar keine absolute Sicherheit, doch das Konzept fürs Emser LKH ist überzeugend und bietet mit seiner Spezialisierung gute Chancen. (RICHARD AMANN)
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