Für mich kam die Information, dass die Hypo das Deuringschlössle verkaufen will, überraschend, gibt Haubenkoch Heino Huber unumwunden zu. Der Chef des über die Landesgrenzen bekannten Herbergs- und Gastronomiebetriebs wurde im Dezember von Bankvorstand Jodok Simma unterrichtet. Es soll ein Kaufangebot vorgelegen haben nun wolle die Bank ein seriöses Ausschreibungsverfahren durchführen, so die Information an Huber, der über seine Deuringschlössle Hotel und Restaurant GmbH den laufenden Betrieb abwickelt.
Aufsichtsratsbeschluss
Der Hypo-Aufsichtsrat beschloss Mitte Dezember auf Antrag des Vorstands, sich von der Immobilie zu trennen. Die Hypo-Firma DS-Immobilienvermietungsgesellschaft mbH besitzt das mittelalterliche Gebäude in exponierter Lage in der Bregenzer Oberstadt. Fakt ist, dass wir jetzt einen Verkaufsbeschluss haben und daran sind, Unterlagen zur öffentlichen Ausschreibung zu erarbeiten, bestätigt Hypo-Vorstandsvorsitzender Jodok Simma im VN-Gespräch. Es habe in der Vergangenheit immer wieder Anfragen gegeben, bislang hätten aber immer Gründe gegen einen Verkauf gesprochen. Nun sei das anders. Wir trennen uns von Objekten, wenn wir glauben, dass der Zeitpunkt richtig ist, sagt Simma. Zudem muss die Bank durch die scharfen Basel-3-Vorschriften das Eigenkapital stärken. Und mit dem freiwerdenden Einsatz beim Deuringschlössle können wir Kredite an Vorarlberger Firmen in Höhe von 30 Millionen Euro vergeben, so Simma. Nach VN-Informationen war es das konkrete Kaufangebot des Bregenzer Unternehmers Werner Deuring, das der Hypo die letzte Sicherheit für einen gewinnbringenden Verkauf gab. Auf sein Kaufangebot angesprochen bestätigt Deuring lediglich, dass er Gespräche in dieser Sache geführt habe. Die Kaufabsicht hat bestanden, aber nachdem das Objekt ja nicht direkt zum Verkauf stand und die Veräußerung nun über ein Bieterverfahren ablaufen wird, ist mein aktuelles Interesse sehr, sehr zurückhaltend, so Deuring.
Nutzung als Privathaus?
Der Bregenzer Unternehmer, der sich auf Firmenbeteiligungen (früher u. a. Schelling Maschinenbau) spezialisiert hat, soll am Deuringschlössle kein Interesse als Gastronomiebetrieb haben, stattdessen war die Nutzung als Privathaus vorgesehen. Den VN deutet er das nur indirekt an: Natürlich bin ich weder Gastronom noch in diese Richtung orientiert, das wäre im Fall eines Kaufs sicher nicht mein Ansinnen. Eine private Nutzung wäre für das Schlössle nicht ungewöhnlich: bis die Familie Huber 1989 ein Hotel-Restaurant eröffnete, wurde das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert privat genutzt.
Mindestens 2,5 Millionen Euro
Die Hypobank wird in dem Bieterverfahren ein Mindestgebot verlangen. Wer mindestens 2,5 Millionen Euro bietet, wird von uns als potenzieller Käufer ernstgenommen, sagt Bankvorstand Jodok Simma. Nachsatz: Und nach oben ist uns alles recht. Eine Hypo-interne Schätzung hatte einen Wert von etwa 3 Millionen Euro ergeben. Simma bestätigt, dass sich in der Zwischenzeit mehrere Interessenten gemeldet haben. Das Hotel und Restaurant solle durch den Verkaufsprozess vorerst nicht beeinträchtigt werden, versichert der Bankvorstand. Auch Heino Huber erklärt, dass der Betrieb ganz normal weitergeführt wird: Ich habe einen Pachtvertrag bis 2014, bei dem ich eine Option bis 2017 ziehen kann. Zudem hat die Hypobank in den Verträgen Huber ein Vorkaufsrecht auf die Immobilie eingeräumt. Deshalb ist der Haubenkoch auch in Gesprächen mit potentiellen Bietern. Einflussreiche Bregenzer, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, bestätigen den VN ihr Interesse, das Vier-Sterne-Superior-Hotel in seiner heutigen Form gemeinsam mit Heino Huber erhalten zu wollen. Das Deuringschlössle ist mein Lebenswerk. Ich habe sehr viel persönlich und finanziell investiert, schreibe jetzt schwarze Zahlen, sagt Huber. Er will nur eines: weitermachen.
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