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Des Schneemanns letzter Auftritt

Christian Sandri zeigt Fotos von einem Eiszapfen, den er Ende der 90er-Jahre einmal als Alternative zur Hexe gestaltet hat.
Christian Sandri zeigt Fotos von einem Eiszapfen, den er Ende der 90er-Jahre einmal als Alternative zur Hexe gestaltet hat. ©Edith Hämmerle
Die Hexe hat beim Winteraustreiben wieder das Sagen an der Vorderen Achmühle.
Des Schneemanns letzter Auftritt

Dornbirn. Auf dem Funken an der Achmühle thronte heuer ein Schneemann anstelle der alteingesessenen Hexe, die ihren Platz bereits von Anfang an für sich beanspruchte. Deshalb wird der Auftritt des Schneemanns im Jahr 2019 wohl als einmalige Darstellung in die Geschichte der Vorderachmühler Funkengemeinschaft eingehen. Obwohl dessen Auftreten am Funkensonntag gegenüber den Hexenbefürwortern sehr vehement war, konnte sich der weiße Mann mit dem schwarzen Zylinderhut, den eine starke Windböe ihm vom Kopfe fegte, nicht durchsetzen. Dieser Schneemann war es dann, der die Vorderachmühler Funker unlängst zu einer Abstimmung bewegte, die knapp zugunsten der Hexe ausfiel. Das Ergebnis ließ den Erbauer des Schneemanns, Christian Sandri (61), dazu bewegen, sein Amt als Hexenmeister in jüngere Hände zu legen.

Es sind bereits 55 Jahre vergangen, als sich der junge Sandri mit sechs Jahren zu den Vorderachmühler Funkern hingezogen fühlte. Sein Vater war schon Funkenmeister und so lag es in der Familientradition, jedes Jahr den Winter mit einem kräftigen Feuer zu vertreiben. Nach Sandris Einschätzung ist die Vorderachmühler Gemeinschaft wahrscheinlich die älteste im Funkenbau weitum. Erste Fotos existieren aus dem Jahr 1890. Damals standen die Funken noch am Berg. Vom Zanzenberg wurde der Funkenplatz dann Mitte der 70er-Jahre herunter auf Rhomberg’s Bündt verlegt, dem heutigen Standort an der Dornbirner Ach.

45 Jahre Hexenmeister

Seit 45 Jahren ist Christian Sandri Hexenmeister. Die Hexe wurde mit dem Funken von Jahr zu Jahr größer. „Die Proteste blieben nicht aus“, weiß Sandri. Das spornte Ende der 90er-Jahre seine Kreativität an. Er gestaltete hexenähnliche Geister und einmal einen Eiszapfen mit Gesicht. Doch im Jahr 2000 gab es sie wieder, die traditionelle Hexe. „Der Grund dafür war der 50. Geburtstag vom damaligen Funkenmeister Norbert (Nore) Amann, der sich zu seinem Jubiläum eine richtige Hexe auf dem Funken wünschte“, lacht Sandri während er die Fotoalben durchblättert. Nun saß die Hexe wieder fest im Sattel und wurde passend zu einem 20-Meter-Funken nochmals vergrößert. „Und wieder gab es Proteste, diese wurden auch in Form von Leserbriefen kundgetan“, erwähnt Sandri den bitteren Beigeschmack der geschichtlichen Hexenverbrennungen, der ihn seine Tätigkeit infrage stellen ließ. „Außerdem kündigte sich heuer eine Frauengruppe an, die gegen die Hexenverbrennung an der Achmühle protestieren wollte. Gerade das und nicht zuletzt der geschichtliche Hintergrund haben ihn dazu bewogen, heuer der Funkenhexe endgültig einen Strich durch die Rechnung zu machen. „Deshalb wurde es ein Schneemann“, meint Sandri und schmunzelt dabei. Zum Gefallen der einen, zum Missfallen der anderen. Besonders für Kinder sei ein Schneemann eine geniale Figur den Winter auszutreiben, wieder andere können sich einen Funken ohne Hexe nicht vorstellen. So gab es unterschiedliche Meinungen am Ort des Geschehens. Doch eines ist sicher, im nächsten Jahr wird es wieder eine Hexe sein, die für den lauten Knall an der Achmühle sorgen wird.

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