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Der Ton aus der Stille: Toshio Hosokawa bei der Salzburg Biennale

Meine Musik erinnert an einen Pinselstrich", sagt Toshio Hosokawa und gestikuliert energisch in der Luft herum. "Sie ist wie eine Kalligraphie mit einem Volkslied". Wie sich das konkret anhört, wird am dritten Wochenende der neuen Salzburg Biennale zu erfahren sein.

Ab kommendem Donnerstag präsentiert die Internationale Stiftung Mozarteum acht Konzerte. Zum einen begegnet darin die Musik von Toshio Hosokawa der Musik von Lachenmann, Webern, Cage oder Scelsi. Und zum anderen trifft die traditionelle japanische Musik auf die europäische Moderne.

Der heute 54-jährige Komponist Hosokawa ging mit 21 Jahren nach Berlin, um europäische Musik zu studieren. Dort schickte ihn sein Lehrer, Isang Yun zur japanischen Tradition zurück. So gilt Hosokawa heute als Bewahrer der vielfach verlorenen Musik-Tradition Japans und zugleich als Erneuerer. “In Japan kennt die Musik keine Noten. Das liegt daran, dass unsere Musiker traditionellerweise blind waren. Ich schreibe die Musik, das ist wichtig für das Denken. Aber Denken und Schreiben rauben die Körperlichkeit. Das ist der europäischen Avantgarde durchaus passiert”, sagt Hosokawa und demonstriert die Stille vor einem Ton mit dem Klatschen seiner Hände. “Diese Spannung ist schwer auf Notenpapier zu bringen. Aber ohne die bewusste Ruhe vor dem Ton lebt der Ton nicht wirklich.”

Tatsächlich ist Hosokawa ein Musiker der leisen Töne, egal ob sich eine Komposition gerade mehr an westlicher oder an östlicher Tradition orientiert. Ganz im Gegensatz zu Masami Akita, dessen “Noise-Musik” mit ihren massiven elektronischen Sounds und ihren brachial-dröhnenden Geräusch-Kaskaden Einblick geben soll ins aktuellste Musikschaffen Japans. “Die Musik in Japan bezieht sich immer auf andere Kulturen. Wichtige Elemente der japanischen Musik, etwa das Instrument Sho (Harmonika-artige Flöte zum Blasen und Saugen, Anm.), ist aus China gekommen. In China ist die Sho aber längst ausgestorben, in Japan hat sie überlebt. Vielleicht ist es irgendwann einmal so, dass Mozart nur noch in Japan richtig gespielt wird (lacht). Ihr hier in Europa wollt ja immer etwas Neues.”

Zugleich bezeichnete Hosokawa die kulturelle Beziehung zwischen Europa und Japan als oberflächlich. “Japan lässt sich vom Westen vereinnahmen, da fehlt es an Selbstbewusstsein. Auch interessiert sich Japan nur oberflächlich für die eigene Tradition. So sind wir eben”, so Hosokawa, der in Europa wesentlich mehr Publikum hat als in Japan.

Der dritte Durchgang der Salzburg Biennale ist der traditionellen Musik aus Japan und speziell der Musik von Toshio Hosokawa gewidmet. Von 19. bis 22. März stehen insgesamt acht Konzerte auf dem Programm in Stiftung und Universität Mozarteum sowie im Republic. Details und Karten unter 0662 / 87 31 54 und http://www.mozarteum.at.

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