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Der Tod ist kein Wiener: Immer weniger Sorge um Gräber

Die Wiener sorgen sich immer weniger um ihre Gräber.
Die Wiener sorgen sich immer weniger um ihre Gräber. ©apa (Sujet)
Ein Trend an Wiens Friedhöfen zeigt, dass die Gräber immer häufiger aufgelöst bzw. nicht verlängert werden.

“Der Umgang mit der Sterbekultur ist eher rückläufig”, berichtete der Geschäftsführer der Friedhöfe Wien, Manfred Blöch, am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Der Rückgang macht sich “sanft”, aber doch bemerkbar, wie er betonte. Inzwischen würden jährlich rund ein Prozent der Ruhestätten aufgelassen – von denen es insgesamt rund 550.000 gibt.

Ursachensuche für frühe Grabauflösungen

Wer in Wien bestattet wird, kann mindestens zehn Jahre auf dem Friedhof besucht werden. Dies ist die Mindestnutzungsdauer. Im Durchschnitt, so wurde heute betont, bleiben Gräber noch immer mehr als 50 Jahre bestehen. Die Kosten belaufen sich dabei für die letzte Ruhe in der Erde zwischen 26 und 79 Euro pro Jahr, Urnengräber sind eine Spur günstiger.

Dass Gräber nicht mehr ganz so gefragt sind, könnte auch damit zu tun haben, dass in Wien andere Bestattungsarten immer häufiger nachgefragt werden, wie Markus Pinter, der Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe GmbH (also der übergeordneten Holding, Anm.), erklärte. So sei etwa die Beisetzung in einem Waldfriedhof möglich, bei dem die Urnen in der Wiese bzw. unter Bäumen begraben werden. Eine Grabpflege ist dort nicht nötig.

Nutzungsrecht für “normale” Gräber in Wien

“Normale” Gräber müssen hingegen betreut werden. Theoretisch kann das Nutzungsrecht auch aberkannt werden, wenn dies nicht in ausreichendem Maß geschieht. Das kommt jedoch nur selten vor, wie heute versichert wurde.

Um zu erfahren, was die Wiener vom Angebot halten, haben die Friedhöfe eine Umfrage in Auftrag gegeben. Die große Zufriedenheit der Kunden sei dabei bestätigt worden, freute sich Pinter. Laut Meinungsforscher Peter Hajek hatten 83 Prozent der insgesamt 800 Befragten noch nie eine Reklamation hinsichtlich der Leistungen der Friedhöfe. Besonders hohen Stellenwert haben demnach der Zustand der Wege sowie die Kompetenz und Freundlichkeit der Mitarbeiter.

Wiener Friedhöfe

Auch die Bemühungen um die Erhaltung der Kulturgüter und Baudenkmäler auf den Friedhöfen werde geschätzt. Zudem erhalten die Areale laut der Umfrage auch als Lebensraum für Tiere bzw. als Erholungsort immer mehr Bedeutung. Auch das Online-Kundenservice werde gut angenommen – und soll weiter ausgebaut werden, wie es hieß. Bestatter können künftig etwa auf einen Aufbahrungshallenkalender zugreifen.

Die kommunale Friedhofsverwaltung ist für insgesamt 46 Anlagen mit 450 Kilometer Straßen und Wege zuständig. Auch 30.000 Bäume und 150 Kilometer Hecken sind zu betreuen.

(apa/red)

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