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"Der Schnee war wie Beton"

Philipp Rees aus Lech überlebte zehn Minuten eingeschlossen in Schneemassen. "Bei Nebel werde ich in Zukunft wohl vorsichtiger in den Bergen sein", sagt er im "VN"-Exklusivinterview.

Sein Zimmer ist voll – Mutter, Schwester, Arbeitskollegen und seine Freundin sind da. Der 23-jährige Koch wurde am Samstag am Kriegerhorn in Lech von einem Schneebrett mitgerissen und blieb zehn Minuten verschüttet (Bericht). Die Überlebensgeschichte des jungen Mannes ist vor allem eine Verkettung unglaublichen Glücks.

Der deutsche Saisonarbeiter aus dem Schwarzwald ist schwer verletzt, hat einen Beckenbruch, Rückenverletzungen und diverse andere Verletzungen erlitten. „Ich weiß gar nicht so genau, was ich mir alles gebrochen habe, meine Mutter hat da die Übersicht“, kann Philipp Rees schon wieder ironisch witzeln. Aber: dass er überhaupt noch lebt, so weiß er, verdankt er drei Menschen, die schnell reagiert haben.

„Ich hatte am Samstag meinen freien Tag und bin mit zwei Freunden zum Skifahren auf dem Kriegerhorn aufgebrochen“, berichtet der Freiburger. Alle drei Freunde arbeiten im Hotel „Arlberg“ in Lech, fahren oft zusammen Ski. „Philipp selbst steht seit er eineinhalb Jahre alt ist auf den Brettern, wir haben eine Skischule im Schwarzwald“, erzählt seine Mutter.

Lawinenwarnschild

Genau diese Erfahrung, gepaart mit etwas zu viel Sorglosigkeit war es wohl, die den jungen Mann in Gefahr brachte. „An der Südflanke sind wir in einen verspurten Hang eingefahren, ich habe zwar das Lawinenwarnschild gesehen, aber was dann passierte, hatte eher mit Pech zu tun als mit Leichtsinn“, ist der junge Mann überzeugt.

Philipp fährt den Kollegen voraus, doch im Nebel sieht er nicht weit. Unter ihm geht es plötzlich steil abwärts, der junge Koch stoppt und ruft seinen Kollegen zu, sie sollen umkehren. „Tja, und dann bin ich nach unten gestürzt.“ Eine Schneewechte wird Philipp Rees zum Verhängnis: sie bricht ab, er fällt, prallt auf den Fels, ein Schneebrett löst sich und reißt ihn mit sich. Trotzdem, hier hat er zum ersten Mal Glück: die Lawinenverbauung bremst den Sturz nach vierzig Metern, Philipp bleibt hängen, der Schnee stapelt sich über ihm. „Zuerst war der Schnee weich und ich konnte mich bewegen, doch dann ist mehr Schnee auf mich drauf gefallen und dann war alles um mich hart wie Beton“, erzählt der junge Freiburger. Wieder hat er Glück: eine kleine Atemhöhle lässt ihm etwas Luft. „Dann bin ich nach etwa einer Minute ohnmächtig geworden.“ Vom weiteren Glück, das zu seiner Rettung führt, bemerkt er nichts, man erzählt es ihm hinterher: Ein Augenzeuge, der mit dem Lift unterwegs ist, alarmiert per Handy die Rettungskräfte. Ein Bergretter und ein Skilehrer orten ihn per Sonde, graben ihn nach zehn Minuten aus.

„Ich möchte mich bei all meinen Rettern bedanken, ohne sie wäre ich jetzt tot“, ist Philipp sich sicher. Noch eines ist ihm ein Anliegen. „Jener Augenzeuge, der die Hilfe alarmiert hat, möchte sich bitte melden, ich will mich bei ihm bedanken.“


Mann (49) verstorben

Jener 49-jährige Deutsche, der vor zehn Tagen in Warth von einer Lawine verschüttet wurde, ist an den erlittenen Verletzungen gestorben. Der Mann war einen halben Meter tief verschüttet. Zwei zufällig vorbeikommende Ärzte aus Belgien und die Pistenrettung des Salober-Liftes reanimierten den Mann bis zum Eintreffen des Notarzthubschraubers, er wurde im Spital in künstlichen Tiefschlaf versetzt.

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