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"Der Mann von La Mancha" begeistert am Kornmarkttheater

Bregenz - Die wahren Abenteuer ereignen sich im Kopf oder die spinnen, die spanischen Ritter - das war Freitagabend mancher Premierenbesucher des Musicals "Der Mann von La Mancha" in der Version des Vorarlberger Landestheaters versucht zu vermuten.

Nach gut zweieinhalb Stunden nahezu perfektem Musiktheater hat sich Don Quijotes “unmöglicher Traum” im Bregenzer Kornmarkttheater zu einem bejubelten Bühnenerfolg entwickelt. Das Publikum wurde von der Bregenzer Lesart des Cervantes-Stoffes überzeugt und dankte mit viel Szenenapplaus und intensivem Schlussbeifall.

Stars des Abends waren unbestritten die drei Hauptdarsteller: Allen voran glänzte der Wiener Bariton Peter Weber durch Spielfreunde, Musikalität und erfreuliche Wortdeutlichkeit in der Titelrolle als “Don Quijote”. Dazu passten hervorragend der Tenor Stuart Patterson als getreuer Schildknappe Sancho Pansa und die Mezzosopranistin Kinga Dobay als Kellnerin Aldonza bzw. Quijotes angehimmelte Dame Dulcinea. Das Publikumslob gebührte jedoch auch allen anderen Protagonisten auf der Bühne, ebenso der schlüssigen Regie von Rebecca Scheiner, dem Bühnenbild von Karl-Heinz Steck, den Kostümen von Claudia Raab und nicht zuletzt der musikalischen Leitung durch Thomas Kalb am Pult der Musical-Band des Symphonieorchesters Vorarlberg. Mit dem “Mann von La Mancha” gelingt dem scheidenden Intendanten Harald F. Petermichl jedenfalls ein musikalisch starker Abgang vom Vorarlberger Landestheater.

1965 wurde “Man of La Mancha”(Musik Mitch Leigh, Buch Dale Wasserman) am Broadway uraufgeführt, 1968 folgte im Theater an der Wien die deutschsprachige Erstaufführung mit Josef Meinrad als Don Quijote, 1971 die Verfilmung mit Peter O’Toole und Sophia Loren.

Die Regie von Rebecca Scheiner verlegt die Ausgangshandlung in eine Nervenklinik. Patient Alonso Quijana vertieft sich so intensiv in die Lektüre des Cervantes-Romans, dass er sich für den fahrenden Ritter Don Quijote hält und dessen fantastische Abenteuer real erlebt: Der Ventilator an der Zimmerdecke mutiert zu Windmühlen-Riesen, die bekämpften Schafherden-Heere existieren nur als Filmprojektion. Der Ritterschlag zu Don Quijote von der traurigen Gestalt durch den schwäbelnden Klinikpfleger bzw. Schenkwirt Markus Raab (Bass) gerät zu einer hinreißend komischen Szene.

In Summe gelingt der Inszenierung das Gleichgewicht zwischen leichter Musical-Unterhaltung und berührendem Tiefgang, zwischen Traum, Wahn und Wirklichkeit. Die gebrochenen Charaktere wirken nicht aufgesetzt, das Schicksal des Träumers Don Quijote vermag in der Bregenzer Musical-Version zu berühren.

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