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Der glücklichste Busfahrer des ganzen Landes

Der charismatische Feldkircher Paul Pöcheim liebt seinen Job als Busfahrer über alles.
Der charismatische Feldkircher Paul Pöcheim liebt seinen Job als Busfahrer über alles. ©Bandi Koeck
MENSCHEN AUS DER HEIMAT: Paul Pöcheim. Feldkirch. (BK) Paul Pöcheim ist nicht nur überzeugter Feldkircher, sondern Busfahrer aus Leidenschaft. Seine Kunden lieben seine freundliche Art und sein stetes Lächeln. Pauls Herz schlägt für seine Tochter Lara und für Südostasien.
Paul Pöcheim

Abenteuer Asien

Aufgewachsen ist Paul Pöcheim in Rankweil und Satteins. „Ich hatte eine glückliche Kindheit.“ Später absolvierte er die Tourismusschule in Innsbruck, welche er nach fünf Jahren abschloss. Anschließend kam die Zeit beim Militär, wo er in Innsbruck, Landeck und im Burgenland-Einsatz war. „Die Befehle und die Schreierei gefielen mir dort gar nicht.“ Gleich nach der Abrüstung besorgte er sich ein Einwegticket nach Thailand. „Ich wollte so lange bleiben, wie das Geld reichte.“ In den folgenden fünf Monaten war er der glücklichste Mensch der Welt, ernährte sich von Kokosnüssen, die er von der Palme herunter holte und vom Lächeln von freundlichen Menschen. „Diese Zeit hat mein Leben sehr geprägt. Ich wurde dort selbstständig, musste ich mich selber durchschlagen.“ Besonders die Menschen, die mit nichts glücklich sind, imponierten ihm. Nach seiner Rückkehr aus Südostasien hatte er anfangs Probleme, sich der hiesigen Lebensweise wieder anzupassen. Die Mentalität „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“ gefiel ihm nicht. Er arbeitete bei der Rondo Frastanz und in der Produktion bei Milka Suchard in Bludenz. „Ich wollte nicht an Karriere oder Reichtum schrauben, sondern ganz einfach leben.“

Gastronomische Weltreise

Es folgten mehrere Jobs in der Gastronomie. Unter anderem arbeitete Pöcheim im Panoramahaus Dornbirn, Hotel Mercure Bregenz, Hotel Löwen in Schruns oder Hotel Real Vaduz sowie in einem Meeresfrüchterestaurant in Frankreich und in den Western Highlands in Schottland, wo er als Koch-Kellner und Rezeptionist tätig war. 2007 arbeitete der charismatische Feldkircher in einem Weingut für ein niederösterreichisches Weinunternehmen. Die Idee, selbstständig zu werden, schwebte ihm damals vor. 2008 ging Paul Pöcheim wieder zurück ins Gastgewerbe, bis zu dem Zeitpunkt, als Töchterchen Lara geboren wurde. „Ich wollte einfach mehr Zeit mit meiner kleinen Familie verbringen. Nach einem 12-Stunden-Tag im Hotel fuhr ein gelber Bus an mir vorbei“ erzählt er schmunzelnd. „Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass es so etwas gibt, das mich richtig erfüllen würde. Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen.“ Er sagt, dass ein Busfahrer immer mit neuen Menschen zu tun habe, was Gutes tut, weil er Leute von A nach B führt, Verantwortung übernimmt, immer Neues sieht und mobil und frei ist. Diese Aspekte lockten Pöcheim an. Kurzerhand machte er den Busführerschein. „Weil Feldkirch meine absolute Lieblingsstadt und meiner Meinung nach die schönste Stadt von Vorarlberg ist, wollte ich unbedingt in Feldkirch als Busfahrer tätig werden.“ Im April 2011 wurde er von der Firma Nigg eingestellt. Obwohl sein Lebenslauf vier Seiten lang und es offensichtlich war, dass er wohl nicht lange bleiben werden würde, gab ihm Fredy Herburger die Chance, für die er ihm bis heute sehr dankbar ist. „Jetzt bin ich seit dreieinhalb Jahren Busfahrer in Feldkirch und bin nach wie vor der glücklichste Mensch, den es gibt. Es wird nie langweilig im Beruf und ich fühle mich wirklich frei!“

Bungalows in Cambodia

Witzige Anekdoten gibt es beim blonden Busfahrer zu Hauf: Sei es ein Geisterfahrer auf der Reichsstraße, der zuerst seinen Bus touchierte und kurz darauf frontal per Fahrerflucht ein Auto hinter sich rammte. Die Polizei stellte beim Lenker 2,5 Promille fest. Er war ohne Führerschein unterwegs und hatte das Auto von seinem Vater gestohlen. Über seine Fahrgäste schwärmt er, dass sie sehr anständig seien: „Es ist erstaunlich, wie viele junge Leute aufstehen, damit sich alte Leute hinsetzen können.“ Auch die Sicherheit findet er toll: „Ein Busfahrerkollege in Berlin wird des Öfteren erpresst oder ausgeraubt. Bei uns gibt es so etwas nicht, bis auf ein paar Streithanseln oder Alkoholisierte.“ Kommendes Jahr plant Paul beim WIFI den Lehrabschluss des Berufskraftfahrers nachzuholen. Längerfristig möchte er im Unternehmen bleiben. In mehreren Jahren beabsichtigt er auf jeden Fall, in Cambodia sein eigenes Bungalow-Resort eröffnen. Im Hinblick auf sein persönliches Erscheinungsbild wünscht sich Paul eigentlich nur, einen längeren Ziegenbart zu haben als der berühmte Kapitän Jack Sparrow. „Mein Traum ist es, so bescheiden wie möglich zu leben, mit meinen eigenen asiatischen Pflanzen, den selbst gefangenen Fischen und mich einfach am Leben zu erfreuen – das ist mein Luxus!“

Zur Person

PAUL PÖCHEIM

Geboren: 10. April 1985

Wohnort: Feldkirch

Familie: Tochter Lara

Beruf: Busfahrer aus Leidenschaft

Lieblingsland: Thailand und Cambodia

Hobbys: Reisen, Schwimmen, Wasserrettung

An Vorarlberg schätze ich: Alles eine große Familie

Lebensmotto: Arbeite um zu leben, aber lebe nicht um zu arbeiten!

 

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