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Den Urlaub richtig vorbereiten

Das Mini Med-Studium in Wolfurt widmete sich dem Thema Reisekrankheiten.
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Die Internistin Dr. Laila Raschid vom LKH Feldkirch widmete sich den Infektionskrankheiten. Und sie begann mit einer Entwarnung: „Ich möchte Sie keineswegs von Ihrer Reise abschrecken – bei guter Vorbereitung ist Reisen durchaus gesund.“ Die Expertin zeigte die Häufigkeit von Gesundheitsproblemen auf Reisen auf: Durchfall, Infektionen der oberen Atemwege, Fieber oder Hauterkrankungen sind die Spitzenreiter, das Auftreten hängt dabei von Ziel, Stil und Dauer der Reise ab. Gesundheitsprobleme äußern  sich nach der Rückkehr meist mit Durchfall, Fieber oder Hauterkrankungen.

Flüssigkeit und Elektrolyte

Durchfall wird erst als akut, nach einer Dauer von drei bis vier Wochen als chronisch angesehen. Er ist immer mit hohem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust verbunden, kann durch Viren, Bakterien oder Parasiten verursacht werden. Und die wiederum rühren von mangelnder Lebensmittelhygiene oder unsauberem Wasser her. Dr. Raschid: „Durchfall-Erkrankungen heilen meistens spontan aus, wenn man reichlich Flüssigkeit zu sich nimmt und diese Elektrolyte zu sich nimmt.“ Sie rät: „Abwarten und Tee trinken, keine anstrengenden Unternehmungen. Wenn es länger als drei Tage dauert, sollte man allerdings einen Arzt aufsuchen.“ Die WHO empfiehlt übrigens eine selbstgemixte Elektrolytlösung mit 2 EL Zucker, 1 TL Salz, 1/2 Liter Mineralwasser und 1/2 Liter Orangensaft, wenn keine medizinischen Mittel zur Verfügung stellen.
Dr. Raschid erklärte anhand verschiedener Fallbeispiele, welche Erkrankungen hinter Fieberanfällen stecken können. Das reicht von der Malaria („Fieber ist immer so lange malariaverdächtig, bis das Gegenteil bewiesen ist“) über Dengue-Fieber, Zeckenfieber und Amöbenruhr bis zum Dreitagefieber.

Sonnenbrand und Gifttiere
Hauterkrankungen wie ein Sonnenbrand sind bekannt, Hautverletzungen nach Gifttierkontakt (Skorpionstiche, Schlangenbisse, Quallen) eher exotische Vorkommnisse. Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfiehlt die Expertin, beruhigend auf den Patienten einzuwirken, die betroffene Extremität ruhigzustellen – und das Gifttier nach Möglichkeit zu identifizieren, etwa per Foto. Bei Quallen soll man die Tentakel entfernen, aber kein Süßwasser, sondern Essig oder Sand drüberschütten!
Ganz wichtig ist ein reisemedizinisches Beratungsgespräch: Dabei werden ganz individuell ein Impfplan erstellt, eine Beratung zum Malariaschutz und über sonstige Gesundheitsrisiken sowie das Zusammenstellen einer Reiseapotheke angeboten. Informationen über Ziel und Art der Reise, die Reisezeit und -dauer, besondere Aktivitäten, den Gesundheitszustand, eine Schwangerschaft oder vorausgegangene Impfungen (Impfausweis mitbringen) sind dabei für den Arzt vonnöten. Abschließend betonte Dr. Raschid die Bedeutung der Hygiene als aktiven Gesundheitsschutz im Urlaub. Das betrifft Trinkwasser und Getränke, Nahrungsmittel („koch es, schäl es oder vergiss es“), aber auch die Kleidung. Im Internet gibt es hilfreiche Links zum Thema (www.gesundesreisen.de, www.who.int, www.dcd.gov, www.rki.de, www.dtg.org).

Ursachen der Reisethrombose
Dr. Rainer Mathies, Gefäßspezialist vom LKH Feldkirch, widmete sich dem Thema Reisethrombosen und erklärte zuerst, welche Faktoren dazu führen können. Sie entsteht nämlich primär durch den Platzmangel im Flugzeug. „Fliegen ist mit beengtem Sitzen verbunden – die Venen im Knie- und Hüftgelenk werden im rechten Winkel abgeknickt, die Muskelmasse drückt zusätzliche auf die Venen“, so Mathies. „Das Blut kommt nur sehr schwer voran auf dem natürlichen Weg zum Herz.“ Allerdings sieht der Experte das Problem der Reisethrombose zuletzt als etwas hochgespielt an, wie eine neue Untersuchung mit 1000 Probanden ergeben hat.
Risikofaktoren sind das Alter, eine Thrombose in der Vorgeschichte, Übergewicht, Begleiterkrankungen (Herz, Lunge, Krebs) und die Gerinnungssituation (angeborene Probleme oder die Einnahme der „Pille“. Die Reisedauer spielt eine wesentliche Rolle – unter zwölf Stunden ist es generell ungefährlich.

Bewegung und trinken
Basismaßnahmen gegen eine Reisethrombose sind: Bewegungsübungen, viel trinken, keine Schlaf- oder Beruhigungsmittel. Mathies: „Bei mittlerem Risiko wird das Tragen von Kompressionsstrümpfen angeraten, bei hohem Risiko ist eine Heparin-Spritze vor Reiseantritt zu empfehlen, die gegebenenfalls nach zwölf Stunden zu wiederholen ist.“ Der Experte betonte außerdem, das vor allem die Austrocknung im Flugzeug ganz gefährlich ist, da man trotz des Service durch das Flugpersonal generell zuwenig Flüssigkeit zu sich nimmt.

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Fragen aus dem Publikum

Wie sieht es mit Tollwut und Vorbeugung aus?
Dr. Raschid: Das ist sehr selten notwendig. Eigentlich nur, wenn man als Tierarzt oder im landwirtschaftlichen Bereich tätig ist. Aber auch bei einer Trekkingreise im Himalaya besteht die Möglichkeit, mit infizierten Tieren in Kontakt zu kommen.

Wie sieht es nach einer Bypass-Operation mit Thrombosen aus?
Dr. Mathies: Da wird ein Stück gesunde Vene entnommen und zur Reparatur eingesetzt – das stellt für eine Thrombose überhaupt kein Risiko dar.

Eine Frage zur Malaria. Wann sollte man den Insektenschutz auftragen – untertags auch, oder reicht es vor der Dämmerung?
Dr. Raschid: Die Mücke, die Dengue-Fieber überträgt, ist auch tagaktiv. Das heißt, man sollte in Gebieten, wo man weiß, dass solche Übertragungen vorkommen, das Insektenschutzmittel auch untertags auftragen. Wegen der Anophelesmücke, die Malaria überträgt, würde es in der Dämmerung und Nacht genügen. Sinnvoll ist es aber immer, solche Mittel aufzutragen.

Ich habe von der Hepatitis-A- und-B-Impfung nur die erste bekommen, dann aber die folgenden versäumt. Kann man da jetzt noch weitermachen, oder bin ich geschützt?
Dr. Raschid: Generell ist es notwendig, drei Teilimpfungen für den Schutz gegen Hepatitis A und B zu bekommen. Dann hat man den Langzeitschutz – in diesem Falle wäre die zweite und dritte Impfung schon noch notwendig, nach längerer Zeit müsste man aber wieder mit der ersten Impfung beginnen.
Dr. Mathies: Man sollte die Intervalle für die Auffrischungsimpfungen einhalten, sonst muss neu begonnen werden. Eine Wartezeit gibt es dabei aber nicht.

Sie haben von einem Beratungsgespräch gesprochen – kann man das überall machen, oder muss man dazu nach Feldkirch kommen?
Dr. Raschid: Das kann jeder Arzt machen, der reisemedizinisch gebildet ist. Am besten wendet man sich an den Hausarzt, der kann dann an einen entsprechenden Kollegen verweisen.

Mein Partner leidet unter Tinnitus – hat das Auswirkungen auf den Flug?
Dr. Raschid: Nein, das hat keine Auswirkungen.

Ist Malaria behandelbar?
Dr. Raschid: Es gibt vier verschiedene Typen. Es kann vorkommen, dass man noch Monate danach Fieber bekommen kann – wenn man in einem malariaverseuchten Land war, muss man das immer überprüfen.

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