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"Den Anschlag knapp überlebt"

Aus Angst vor weiteren Übergriffen möchte Maria* anonym bleiben.
Aus Angst vor weiteren Übergriffen möchte Maria* anonym bleiben. ©Miro
Götzis - Maria aus Götzis* wurde vergangenes Wochenende Opfer eines rechtsextremen Brandanschlags in Tirol. Im WANN & WO-Interview spricht sie über die Angst um ihr Leben aufgrund ihrer politischen Einstellung.


WANN & WO: Wie hast du die Ereignisse von Freitagnacht miterlebt?
Maria*: Nach einer Diskussionsrunde im Veranstaltungsraum der roten Jugendorganisationen in Innsbruck verbrachten wir die Nacht vor Ort. In den letzten Wochen wurde schon mehrere Male dort eingebrochen, Inventar zerstört und die Wände mit Hakenkreuzen beschmiert. Da wir die Türe versperrt und verbarrikadiert hatten, fühlten wir uns aber relativ sicher.

WANN & WO: Wie ging es dann weiter?
Maria*: Während wir schliefen, schli­­chen sich die Täter in die Räumlichkeiten und setzten das Sofa, neben das wir uns hingelegt hatten, in Brand. Nachdem uns eine unbekannte Person mit einem Warnanruf geweckt hatte, bemerkten wir, in welcher Gefahr wir uns befanden.

WANN & WO: Wie tief sitzt der Schock?
Maria*: Die Nacht war sehr schockierend für mich. Zum einen deswegen, weil wir durch Zufall aufwachten und bemerkten, dass es in dem Zimmer brannte. Beim Löschversuch habe ich mir Verbrennungen an der Hand zugezogen. Mein Freund hat jetzt eine Rauchgasvergiftung. Zum anderen fällt es uns schwer, zu realisieren, dass wir knapp den Brandanschlag überlebt haben, der nur aufgrund von politischen Mein­­ungsverschiedenheiten passiert ist. Zudem hätten wir nie gedacht, dass die TäterInnen soweit gehen, dass sie Menschenleben aufs Spiel setzen.

WANN & WO: Wärt ihr überhaupt aufgewacht, wenn ein unbekannter Anrufer euch nicht gewarnt hätte?
Maria*: Ich vermute, wir wären durch die Rauchentwicklung früher oder später aufgewacht. Doch ich glaube nicht, dass wir dann noch so schnell reagieren und das Feuer löschen hätten können. Gegen die mutmaßlichen Brandstifter wird wegen versuchten Mordes ermittelt.

WANN & WO: Wie beurteilst du momentan die rechtsextreme Situation in Österreich?
Maria*: Ich bin schockiert, wenn ich sehe, wie sehr der Rechtsextremismus ausarten kann. Es kann nicht sein, dass wir aufgrund unserer politischen Einstellung Angst um unser Leben haben müssen. Doch anscheinend ist genau das der Fall, und zwar immer wieder und in ganz Österreich.

WANN & WO: Was hältst du von den inzwischen entfernten Wahlplakaten der Tiroler FPÖ?
Maria*: Als ich die Plakate gesehen habe, war ich einfach nur empört darüber, dass es PolitikerInnen gibt, die öffentlich bestimmte Menschengruppen pauschalisieren und diskriminieren. Auf diese Art und Weise darf keine Politik betrieben werden.

WANN & WO: Wieso haben Parteien, die dem rechten Lager zuzuordnen sind, einen so guten Zulauf, v.a. bei jungen WählerInnen?
Maria*: Dadurch, dass viele Jugendliche schon einmal Probleme mit MigrantInnen hatten, fühlen sie sich von einer rechtspopulistischen Partei verstanden. Sie präsentiert deutlich ihr Ziel, was Wahlslogans wie „Ausländer raus!“ verdeutlichen. Hier wird jedoch abermals pauschalisiert und junge WählerInnen verbreiten ohne nachzudenken das, was ihnen PolitikerInnen vorsagen.

WANN & WO: Hast du Angst, dass sich Anschläge rechtsextremer Gruppierungen auf eure Organisation häufen könnten?
Maria*: Ich hoffe zumindest, dass sich solche Vorfälle nicht häufen werden. Es laufen österreichweit antifaschistische Aktionen und wir sind wirklich darum bemüht, etwas dagegen zu tun. Wir sind zum Glück noch mehr oder weniger Heil davongekommen, aber das Ganze muss ein Ende haben, bevor noch Schlimmeres passiert!

WANN & WO: Wie wichtig findest du politisches Engagement?
Maria*: Wenn man sieht, wie weit Menschen gehen, um ihre Ideologien zu verbreiten, merkt man, dass man etwas dagegen tun und rechtsradikale Gruppierungen stoppen muss.

*Name und Wohnort von der Redaktion geändert

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