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Dem Gutsein auf der Spur

Lustenau (VN) -  Lustenauer erforscht das Einfühlungsvermögen und macht damit Karriere an der Uni.

Der Lustenauer hat große Ziele. „Ich will, dass die Menschen einander durch unsere Arbeit besser verstehenDer 37-jährige Claus Lamm ist auf einem guten Weg. Seit Jahren arbeitet er wissenschaftlich an der Frage, welche fundamentalen Mechanismen es uns Menschen möglich machen, die Emotionen anderer nachzuempfinden. Diese Mechanismen gibt es, davon ist Lamm überzeugt. „Ansonsten könnten weder Kommunikation noch Zusammenarbeit funktionieren.“

Scanner eingesetzt

Deshalb schiebt der gelernte Psychologe und Neurowissenschafter seit Jahren Freiwillige in den Magnetresonanz-Scanner, um sie mit Bildern anderer zu konfrontieren. Wie reagiert das Hirn, wenn andere Schmerzen haben? Solche und ähnliche Fragen will Lamm klären. „Es geht um Empathie, es geht darum, sich in andere hineinversetzen zu können.“ Manche können das besser, manche weniger gut. Wobei für Lamm fest steht: Es gibt Unterschiede zwischen Frauen und Männern, aber die sind im Vergleich zur Divergenz innerhalb der Frauen- und Männergruppe klein. Größer sind die Differenzen verschiedener Kulturen. Der Lustenauer muss es wissen, er hat in Wien, Chicago, im französischen Bron und in Zürich experimentiert. Dabei hat er überraschende Erfahrungen gemacht. In Chicago gilt: „Eine hohe Outputrate ist wichtig, was sich nicht immer zugunsten der Qualität und Kreativität ausgewirkt hat.“ Und während der Sommermonate erhielten die Uni-Professoren kein Gehalt. In Österreich undenkbar. Lamm hält heute seine Antrittsvorlesung am Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie an der Universität Wien. Er ist damit wieder an dem Ort, an dem er 2001 dissertiert hat. Und an dem er seine Berufung gefunden hat.

„Mir erschien meine Forschung zu wenig relevant für den Alltag“, erinnert er sich. Ich habe nach Themen gesucht, die im täglichen Leben bedeutsam sind und bin auf das Thema Empathie gekommen.“ Das Thema hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. „Von Empathie zu Altruismus: Ein interdisziplinärer Erkenntniszugang“ heißt folgerichtig seine Antrittsvorlesung. „Wer sich nicht in andere hineinversetzen kann, kann nicht uneigennützig handeln. Und altruistisches Handeln ist wichtig für alle Kulturen“, ist er überzeugt. Altruismus und Mitgefühl gibt es überall. Aber die neuronalen und biologischen Grundlagen sind noch kaum untersucht. Schließlich gibt es erst seit 20 Jahren die Möglichkeit, durch Magnet­resonanztomographien dem Gehirn beim Denken und Fühlen zuzusehen. „Das Verstehen von anderen ist bisher immer ein Rateprozess. Ich kann ja das Erleben und Fühlen anderer bisher nur indirekt erschließen“, erinnert Lamm. Das führt zu vielen Missverständnissen. Gerade zwischen unterschiedlichen Kulturen. „Letztlich kann unsere Arbeit auch dazu beitragen, das Miteinander in Österreich zu verbessern, auch was die Integration betrifft.“

Vorarlberger geblieben

In Vorarlberg muss sich Claus Lamm nicht integrieren. „Das ist immer meine Heimat, außerdem wohnt meine Mama hier“, betont er. Die letzten zwei Jahre hat er in Zürich gearbeitet, da war der Weg nach Hause kurz. Außerdem konnte der passionierte Radler und Läufer sich dort leicht in den Sattel schwingen und für Wettbewerbe trainieren. „Mir ist das Training des Körpers auch wichtig“, meint er. In Wien ist der Weg aus der Stadt bis zu schönen Radstrecken aber weit. „Seit ich hier bin, gehe ich komischerweise viel öfter bergsteigen“, wundert sich der Neurowissenschafter. Aber wir verstehen ihn schon. An seiner Stelle würden wir das auch so machen, oder?

Zur Person: Univ.-Prof. Claus Lamm

Professor für Biologische Psychologie
  • Geboren: 1973 in Lustenau
  • Ausbildung: Psychologie-Studium an der Universität Wien, 2001 Promotion, 2005 Habilitation.
  • Laufbahn: Forschungsaufenthalte in Bron (Frankreich), Chicago und zuletzt in Zürich.

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