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„Das Poolbar-Festival erfindet sich jedes Jahr neu!“

Bei einer äußerst amüsanten Ausfahrt mit der der Poolbar-Festival-Rikscha sprach WANN &WO mit Geschäftsführer Herwig Bauer.
Bei einer äußerst amüsanten Ausfahrt mit der der Poolbar-Festival-Rikscha sprach WANN &WO mit Geschäftsführer Herwig Bauer.
Kommenden Mittwoch beginnt das 20. Poolbar-Festival in Feldkirch. Bei einer Rikscha-Fahrt im Festival-Taxi sprach W&W mit Geschäftsführer Herwig Bauer über die Gründungszeit, „garstige“ Acts und echte Juwelen.

WANN & WO: Wie sahen die Anfänge des Kult-Festivals aus?

Herwig Bauer: Alles begann im Pförtnerhaus des Konservatoriums. Wir waren eine lose Gruppe junger Kreativer, die sich künstlerisch betätigt haben. Die Idee zum Festival ist witzigerweise bei einem Glasbläser-Workshop entstanden. Der Gedanke, verschiedene künstlerische Ausdrucksformen in einem Raum zu präsentieren, stammt ebenfalls aus jener Zeit. Die Abschlussfeste dieser „Feldkircher Aktivwochen“ waren stets gut besucht. Irgendwann entstand der Gedanke, eine Rocky Horror-Night zu veranstalten – die Geburtsstunde für das erste Poolbar-Festival hatte geschlagen. Interessanterweise war WANN & WO schon von Anfang an dabei. Denn ohne unser Wissen und Zutun erschien kurz nach der Rocky Horror-Night ein halbseitiger Artikel in der Jungen Zeitung.

WANN & WO: Wie ging es weiter mit dem Festival?

Herwig Bauer: Der Gedanke, jährlich etwas auf die Beine zu stellen, war von Anfang an da – wir wollten nie ein Eintagsfliegen-Dasein fristen. Eine Grundidee des Poolbar-Festivals bestand darin, sich jedes Jahr neu zu erfinden. Bei der zweiten Auflage fuhren wir dann auch schon die „Festival-Schiene“ und hatten Kruder & Dorfmeister zu Gast.

WANN & WO: Wieso ist der Architekturgedanke im Poolbar-Konzept dermaßen fix verankert?

Herwig Bauer: Aufgrund baulicher Mängel mussten wir vom Pförtnerhaus übersiedeln. Die zweite Auflage des Festivals fand dann schon im Alten Hallenbad statt. In vielen gemeinsamen Arbeitsstunden haben wir uns dann um die Installation von Strom, Wasser, sanitären Anlagen und einer Lüftung gekümmert. Daraus entstand der Architektur-Wettbewerb als ein weiteres gestalterisches Element.

WANN & WO: Stand die Stadt Feldkirch von Anfang an hinter euch?

Herwig Bauer: Von Seiten der Stadtverwaltung hat man uns von Beginn an „werkeln“ lassen. Auch Förderungen wurden bewilligt. Das Festival wuchs aber wesentlich rasanter als die bewilligten Förderungen, was uns immer wieder vor neue, finanzielle Herausforderungen stellt.

WANN & WO: Was waren prägende Momente für dich?

Herwig Bauer: Für uns war z. B.­­ H. P. Zinker, Hans Platzgumers Indie-Band, ein Riesendurchbruch. Ebenfalls erwähnen möchte ich auch Konsole, Broken Social Scene und dEUS – oder die legendäre Projektion 1996 von Otto Muehl-Bildern an den Stadtschrofen, was interessanterweise keinen großen Skandal ausgelöst hat. Ursprünglich hatten wir mehr Underground-Geschichten wie z.B. Loudspeaker im Programm. Ich kann mich aber auch an trostlose Momente wie ein George Nussbaumer-Konzert ohne Technik und Licht vor null Publikum erinnern. Das Metallblech einer alten Diskont-Tankstelle, auf dem nur noch „Disko“ zu lesen war, diente als Bühnenschmuck. Die Poolbar war immer schon ein Ort für Experimente und Innovation, was mitunter auch mit Rückschlägen verbunden ist. Aber das gehört dazu.

WANN & WO: Gibt es ein Konzert, das du nie wieder machen würdest?

Herwig Bauer: Jennifer Rostock, definitiv. Sie ist einfach dämlich. Bei ihrem Konzert hat sie junges Publikum auf die Bühne geholt und die Jugendlichen ausgelacht, wenn sie ihr Bier nicht auf Ex ausgtrunken haben.

WANN & WO: Wer, abgesehen von Marilyn Manson, hatte die größten Star-Allüren?

Herwig Bauer: Bei der Verpflichtung von den damals großen Fear Factory hatten wir es zum ersten Mal mit einem typisch US-amerikanischen Tourmanagement zu tun. Ihnen konnte man nichts Recht machen. Eine kleine Zicke war auch Sven Regener. Es war irrsinnig heiß und ausverkauft. Sven war leicht erkältet und stand mit Lederjacke auf der Bühne. Er wollte uns allen Ernstes verbieten, die Lüftung einzuschalten! Man munkelt auch von einigen Rockstarexzessen hinter verschlossenen Türen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will (lacht). Es haben sich aber auch enge Freundschaften mit Bands wie z. B. Trail Of Dead oder Portugal The Man entwickelt, die uns immer gern besuchen und mit denen man dann schon auch mal gemeinsam an den Baggerlöchern baden war.

WANN & WO: Wie wird das Festival-Lineup festgelegt?

Herwig Bauer: Während Heike Kaufmann vorwiegend für die österreichischen Agenturen zuständig ist, kümmere ich mich vorwiegend um die englischen und deutschen Agenturen. Auch das Poolbar-Team wird von Anfang an in die Bandfindung integriert, jeder kann seine Wünsche äußern, die dann gemeinsam besprochen werden.

WANN & WO: Bei Marilyn Manson hattet ihr ein Auswärtsspiel in Dornbirn. Wie kam es dazu?

Herwig Bauer: Zuerst war geplant, das Konzert im Alten Hallenbad ab­­zuhalten. Aufgrund des immensen Ticketansturms mussten wir in die Messehalle übersiedeln. Glücklicherweise, denn Backstage-Anforderungen wie die auf 17 Grad Celsius heruntergekühlte Umkleide usw. hätten wir in Feldkirch nicht bewältigen können. In Zukunft möchten wir aber alles im Alten Hallenbad behalten.

WANN & WO: Was sind die Pläne für die nächsten 20 Jahre Poolbar?

Herwig Bauer: Heuer haben wir mit dem Frank Turner-Openair, der Green Event-Lizenz oder dem Rikscha-Taxi für Besucher schon viele Innovationen umsetzen können. In nächster Zeit ist eine Workshop-Reihe mit den Sofa Surfers als Paten in Planung. Das Poolbar-Konzept ist noch lange nicht ausgeschöpft und wird in den nächsten 20 Jahren sicher noch für die eine oder andere Überraschung sorgen!

Zur Person

Name, Jahrgang, Wohnort: Herwig Bauer, 1973, Dornbirn
Funktion: Geschäftsführer beim Poolbar-Festival
Familienstand: verheiratet, ein Sohn
Hobbys: Fußball, „Sachen in der Natur“

Poolbar-Programm:

WO: Altes Hallenbad, Feldkirch
WANN: 3. Juli bis 15. August

Musik-Lineup (Auszug): SOHN (03.07.), Friska Viljor (05.07.), LE1F (06.07.), Calyx & Tee Bee (06.07.), My Bloody Valentine (08.07.), Red Fang (09.07.), Kumbia Queers (12.07.), Little Boots (12.07.), Elektro Guzzi (13.07.), Chad Valley (13.07.), Kate Nash (14.07.), Yarah Bravo (18.07.), Scott Matthew (19.07.), Frank Turner & The Sleeping Souls („Poolbar auf der Wiese“-Open-Air 20.07.), I-Wolf & The Chainreactions („poolbar auf der Wiese“-Open-Air“ 20.07.), Poetry Slam (21.07.), Vista Chino (26.07.), Patrick Wolf (27.07.), Japandroids (29.07.), Donavon Frankenreiter (30.07.), Austra (01.08.), Tocotronic (02.08.), Rangleklods (03.08.), Goldie (03.08.), Bad Religion (06.08.), James (08.08.), Dry The River (08.08.), Ogris Debris (09.08.), Monster Magnet (10.08.), Funeral For A Friend (13.08.), Shout Out Louds (14.08.), xxyyxx (14.08.), Casper (15.08.)., u.v.m.

Rikschadienst

Rikscha-Fahrten für die WANN & WO-Patenkinder! Für das Festival-Taxi suchen WANN & WO und das Poolbar-Festival Rikschafahrer. Der Stundenlohn für die Fahrten kommt den WANN & WO-Patenkindern zugute! Wer sich für den guten Zweck sportlich betätigen will, schreibt eine E-Mail mit Betreff „Rikscha“ an joachim. mangard@wannundwo.at!

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